Umwelt | Luftgüte

Her mit den Dioxinwerten, Herr Bürgermeister!

Im Bozner Stadtviertel Kaiserau Casanova steht seit kurzem eine Luftmessstation, die die Schadstoffbelastung im Wohnviertel nahe des Müllverbrennungsofens kontrolliert. Die Kaiserauer Bürger wollen nun von der Gemeinde auch die Dioxinwerte wissen, doch Spagnolli blockt ab.

An insgesamt 14 Stationen wird in Südtirol die Luftqualität gemessen, der Ausstoß von Schadstoffen wie Feinstaub, Stickoxiden, Kohlenmonoxid, Schwefeldioxid und Ozon von der Landesagentur für Umwelt fein säuberlich mehrmals täglich aufgezeichnet und rapportiert.

Vier dieser Messtationen stehen in Bozen, die zuletzt hinzugekommene seit Anfang März auch im Wohngebiet Kaiserau-Casanova. Dort, nicht unweit, steht auch der Müllverbrennungsofen, der die Einwohner des neuen Stadtviertels mit seinen unberechenbaren Störfällen im letzten halben Jahr in Atem hielt, um beim Bild zu bleiben.

Dass es so lange gedauert hat, die neue Messstation einzurichten, hat die Bürger von Kaiserau aufgebracht und auch salto.bz fragte in einem Artikel Casanova: dove sono i dati sulla qualità dell'aria? Auf der facebook-Seite Casanova: Non vogliamo un Walther 2 hat man sich ordentlich ins Zeug gelegt, um die Sache voranzutreiben und gibt sich nach der Öffentlichmachung der Messdaten nun mehr als zufrieden: "FINALMENTE!!!! grazie a tutti. Ecco i dati della centralina di CasaNova:
http://www.provinz.bz.it/umweltagentur/2908/luftsituation/stations_dd_i.asp?stat_id=42&a22= "
, schreibt Marco Casanova Borca, einer der Betreiber der Seite. Nur fehle ein ausschlaggebendes Messergebnis, jenes der Dioxine, ein Schadstoff der bei Verbrennungen mit Temperaturen oberhalb 300 °C  und unterhalb von 700 °C entsteht.

"Als langlebige organische Schadstoffe werden die Dioxine in der Umwelt bei niedrigen Temperaturen kaum abgebaut," ist in Wikipedia nachzulesen. "Der Mensch nimmt Dioxine vor allem über tierische Nahrungsmittel (Fisch, Fleisch, Eier, Milchprodukte) auf. Ein wichtiger Indikator für die Belastung von Menschen ist die Konzentration in der Muttermilch." Ein weiterer Faktor, um die Befürchtungen der Kaiserauer zu verstehen, ist der Chemieunfall 1976 von Seveso bei Mailand, bei dem eine unbekannte Menge des hochgiftigen Dioxins TCDD freigesetzt wurde und Menschen, Tiere und die Natur immensen Schaden erlitten. 

Deshalb sollen die Dioxin-Werte offengelegt werden, fordern die Einwohner von Kaiserau. Die Antwort von Bürgermeister Spagnolli ist mehr pragmatisch als sensibel: Es sei wichtig, dass diese Daten zur Dioxinmessung zur Verfügung stehen, "ma credo debbano essere certificati dai tecnici che, loro sì, sono in grado di stabilire se quei dati consentono alla popolazione di stare tranquilla oppure no" zitiert die Tageszeitung Alto Adige den Ersten Bürger Bozens. 

Die Bürger könnten den zuständigen Technikern vertrauen, meint Spagnolli, es sei nicht nötig, dass sie selbst Zugang zu den Dioxin-Messdaten hätten. Diese Einschätzung ließ die Kommentare auf der Casanova-facebook Seite in die Höhe schnellen. Allgemeiner O-Ton: Wenn die Gemeinde Bozen und sein Bürgermeister nichts zu verstecken haben, sollen sie doch bitteschön die Daten bekanntgeben.