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Mühlbach: Triumph für Frasnelli und Pichler

Sollten die Privaten doch stärker im Stromgeschäft mitmischen? Bei der Eisackwerk GmbH ist man sich anlässlich der Einweihung des neuen Kraftwerks Mühlbach sicher: In dem Fall hätte Südtirol 20 Prozent mehr Erneuerbare Energie.

Offizielle Eröffnung am 19. Oktober 2013 für das neue Wasserkraftwerk Mühlbach, großes „Show off“ für das Duo der Eisackwerk GmbH Hellmuth Frasnelli und Karl Pichler. Immerhin konnten die einzigen privaten Gewinner einer ehemaligen Enel-Konzessionen im Land endlich vorführen, was draus werden kann, wenn Private eine der großen Stromkonzessionen übernehmen. 25 Prozent mehr Energie bei gleichzeitiger Erhöhung der Restwassermengen, mehr Sicherheit und weniger Belästigung durch die Verlegung der Druckleitungen und Turbinen in den Berg – das sind die wichtigsten Neuerungen, die mit einer Gesamtinvestition von 28,5 Millionen Euro in einer Bauzeit von eineinhalb Jahren erzielt werden konnten. Nach dem knapp zweijährigen Übergangsbetrieb des  alten-Enel-Werks ist neue Anlage mit einer Jahresproduktion von 100 Millionen Kilowattstunden bereits seit vergangenem November im Betrieb. Doch vorgeführt werden sollte das neue Werk erst, wenn alles bis ins letzte Detail fertig ist, meint Karl Pichler.

Der Zeitpunkt dafür könnte nicht besser sein. Brennheiß das Thema kurz vor den Landtagswahlen, und auch gerichtlich weht derzeit ein günstiger Rückenwind für die beiden hartnäckigen Kämpfer Frasnelli & Pichler. Erst Mitte September wies das Wassermagistrat in Rom den ersten Rekurs gegen die Vergabe der Mühlbacher Konzession durch die Edison ab; die noch anhängenden Rekurs der Etschwerke und der SE Hydropower von SEL und Enel machen Pichler wenig Bauchweh: „Immerhin stützt sich die SE Hydropower in ihrem Rekurs auf die These, das unser Kraftwerksprojekt zu innovativ sei“, lacht er.

Einen weiteren Grund dazu gibt das eben bekannt gewordene Ergebnis eines Gutachtens zum Wert des alten Maschinenparks im Kraftwerk Mühlbach: Statt den sechs Millionen Euro, die von der SEL gefordert wurden, sollen die alten Maschinen des Werks höchstens eine Million Euro Wert sein. Sobald das Gutachten Mitte November offiziell vorliegt, hofft Pichler zumindest einen der jahrelangen gerichtlichen Streitfälle mit dem Land beilegen zu können – und vor allem endlich über jene 4,5 Millionen Euro verfügen zu können, die die SE Hydropower 2011 auf den Konten der Eisackwerk GmbH beschlagnahmen ließ.

Plädoyer für Private

Mit der Visitenkarte des neuen Kraftwerkes in der Hand, das laut Pichler schon allein aufgrund seines ökologischen Wasserfassungssystems und den senkrecht verlegten Druckleitungen europaweit führende Standards setzt, lässt sich das Plädoyer der beiden Kraftwerksunternehmer für das private Engagement in der heimischen Wasserkraft freilich noch ein wenig überzeugender führen. „Solche innovativen Kraftwerke hätte man im Lande Dutzende bauen können, wenn das Land ein wenig herwärts schauen würde“, gibt sich Pichler entsprechend angriffslustig. Statt dessen seien die teils bis zu 90 Jahre alten Kraftwerke von den öffentlichen Institutionen einfach ohne wesentliche Investitionen weitergeführt worden. Die Folge? „Wir verlieren aufgrund der Ineffizienz vieler Kraftwerke in Südtirol sicher rund 20 Prozent an sauberer und erneuerbarer Energie“, meint er. Und das sei in einem Land wie Italien, das immer noch knapp 70 Prozent seiner elektrischen Energie mit fossilen Brennstoffen erzeuge, nicht zulässig. Das sei auch der Hintergrund der Liberalisierung durch die Europäische Union gewesen. „Denn es geht nicht darum, wer produziert, es geht darum, dass so viel Erneuerbarer Energie wie möglich produziert wird“, sagt er.

Doch warum sollen Private aus einem öffentlichen Gut wie Wasser Gewinn schlagen? Weil sie in dem Fall fast 30 Millionen investieren, davon allein elf Millionen in Umweltmaßnahmen, und die Hälfte ihres Gewinns im Form von Steuern und Konzesssionsgebühren an Staat bzw. Land abführen, antwortet der Unternehmer. Schon für das alte Kraftwerk seien das in den ersten zwei Jahren rund 4 Millionen Euro gewesen, die sich nun dank des modernen Werks vermehren werden. Als Draufgabe erhielt aber auch die Bevölkerung vor Ort bei der heutigen Vorstellung noch ein besonderes Zuckerle: Denn die Eisackwerk GmbH spendiert künftig 200.000 Euro für den sozialen Bedarf der Bürger von Vintl und Mühlbach. „Hilfe in Not“ heißt der gemeinnützige Verein, der zu diesem Zweck gegründet wurde und fortan dort einspringen soll, wo Mittel für soziale Ausgaben fehlen. Eine Alternative zum Billigstrom, den man den Bürgern vor Ort eigentlich anbieten wollte, sagt Pichler. Der hätte bürokratisch einen solch großen Aufwand verursacht, dass man sich schließlich für eine Alternative entschieden habe.  Gewissermaßen auf der Linie des Landeshauptmannkandidaten: Schließlich hatte auch Arno Kompatscher erst am Freitag dem Billigstom eine Absage erteilt - zugunsten sozialer Ausgaben. 

 

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Alberto Stenico Sa., 19.10.2013 - 15:08

L'acqua é di tutti e deve rimanere tale. La Provincia deve stabilire le regole per il suo utilizzo a fini idroelettrici e controllarne la corretta applicazione. Poi: vinca il migliore! In questo caso si tratta di una società privata e va bene cosí ; essa dovrà rispettare gli impegni per l'ambiente e per la comunità locale. Un confronto competitivo ben regolato consente di mettere a confronto diversi progetti e scegliere il
migliore. Questo é l'interesse pubblico e garantirlo possono essere sia le società pubbliche, che i privati, che le cooperative. I contribuenti hanno diritto a trasparenza, imparzialità ed economicità nella gestione dei beni comuni. Ben venga il pluralismo dei soggetti gestori!
Ignorerà

Sa., 19.10.2013 - 15:08 Permalink
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Michael Bockhorni Sa., 19.10.2013 - 19:37

sind nun mal nicht die stärken der öffentlichen hand. das war und ist auch im bereich der kinderbetreuung, der bildung, der sozialen dienste immer wieder zu erleben. die öffentliche hand muß stark und kompetent genug sein, um den rahmen für einen fairen wettbewerb zu stecken und die einhaltung der spielregeln zu garantieren. da hat sie im zuge von liberalisierungen auch immer wieder versagt, was m.E. allerdings nicht den umkehrschluß zulässt, dass automatisch die öffentliche hand (aber auch -große- genossenschaften) besser als agieren als private.

Sa., 19.10.2013 - 19:37 Permalink