Umwelt | Abfallwirtschaft

Müll: Bozen macht Sprung nach vorne

Die Bozner Gemeindeverwaltung setzt der Welle an Kritik zur Mülltrennung „good news“ entgegen: Der Anteil an Trennmüll sei gegenüber August 2012 von 42 auf 61 Prozent gestiegen.
„Grottesco“, Sophie Eymond
Foto: Privat

Nach all den Negativschlagzeilen der vergangenen Wochen konnte Bozens Bürgermeister Luigi Spagnolli am heutigen Dienstag auftrumpfen: Zwei Wochen nach dem Start der neuen Restmüllsammlung weisen die Daten zur Mülltrennung in der Landeshauptstadt beeindruckende Steigerungsraten auf: Im Vergleich zu den selben zwei Augustwochen des Vorjahres stieg der Anteil von Trennmüll am gesamten Müllaufkommen von 42 auf 61 Prozent, erklärte der Bürgermeister auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Umweltstadträtin Patrizia Trincanato sowie Verantwortlichen der SEAB, der  Kondominiumsverwalter ANACI, sowie des Umweltamtes Bozen.

Doch wie kommt es zu diesem wahrlich beeindruckenden Anstieg an Mülltrennung? „Wir waren selbst überrascht“, sagt SEAB-Direktorin Verena Trockner, „doch es scheint, als hätten viele Bozner tatsächlich erst jetzt begonnen, Wertstoffe in den Glocken zu entsorgen.“ Vergleicht man die aktuellen Daten der Wertstoffsammlung mit jenen vom August 2012, wurde das größte Plus mit knapp 80 Prozent bei der Plastiksammlung  verzeichnet, die heuer allerdings auch ausgeweitet wurde. Um rund die Hälfte sind die Mengen bei Papier und Glas gestiegen, auch der entsorgte Biomüll stieg um fast ein Drittel auf 169.000 Tonnen. Ein Plus von fast 25 Prozent wurde auch beim in den Recyclinghöfen entsorgtem Müll verzeichnet. Wie SEAB-Direktorin Trockner betont, entsprechen solche Steigerungsraten allen beim Papier einer Menge von 60.000 Kilogramm.

Eine Kehrseite der neuen Mülltrennungseuphorie ist ein Rückgang der Qualität bei den gesammelten Wertstoffen. Im Fall von Plastik gehören beispielsweise aktuell knapp 40 Prozent der gesammelten Stoffe nicht in die entsprechende Glocke; früher waren es nur 25 Prozent, erklärte Seab-Techniker Andrea Girinelli. Je sauberer der Trennmüll aber sei, desto besser könne man ihn verkaufen.

„Die Menschen machen sich jetzt mehr Gedanken über die Müllentsorgung, und das bereits beim Einkauf", sagte Umweltstadträtin Patrizia Trincanato. Weniger gut sei die Tatsache, dass nach wie vor Müllsäcke wild entsorgt, also einfach auf die Straße gestellt werden. Abgesehen davon, dass dies bei Strafen von 133 bis 168 Euro teuer kommen könne, lohne es sich nicht, meinte Trincanato. Anhand von Rechenbeispielen wurde erläutert, dass mit dem berechneten Entsorgungsvolumen von 25 Liter pro Kopf und Woche jeder reichlich Restmüll entsorgen könne. Außerdem werden im laufenden Jahr nur zehn Prozent der Gebühren auf der Grundlage der Entleerungen berechnet. Wegen 1 oder 2 Euro lohnt es sich nicht, den Müll auf der Straße zu lassen", so die Stadträtin.

Hinsichtlich Tarife hat der Stadtrat vergangene Woche beschlossen, die Mengen erst ab 1. Oktober bei der Berechnung zu berücksichtigten. Doch bereits bei den aktuellen Rechnungen, die vergangene Woche verschickt wurden, kommt es in vielen Fällen zu Tarifveränderungen, da als Basis nicht mehr die Wohnungsfläche, sondern die Anzahl der Bewohner hergenommen wird.