Chronicle | Bergdrama

"Das hat Mario nicht verdient"

Landtagsabgeordnete Veronika Stirner warnt nach dem Berg-Drama in den Schweizer Alpen vor einer vorschnellen Verurteilung des Bergführers Mario Castiglioni.
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Foto: Facebook

Es gibt viele Menschen in Südtirol, die nach dem Berg-Drama in den Schweizer Alpen um die drei Bozner Opfer Betti Paolucci, Marcello Alberti und Gabriella Bernardi trauern. Doch wie umgehen, mit dem Unfassbaren, mit einer Tragödie, die in den Erzählungen des Überlebenden Tommaso Piccioli  noch dramatischer wird? „Es ist zu leicht, hier zu urteilen und im Nachhinein alles besser zu wissen“, sagt Reinhold Messner. „Hören wir auf,  zu viel zu spekulieren und vorschnell zu verurteilen“, mischt sich auch Landtagsabgeordnete Veronika Stirner in das Thema dieser Tage ein. Ihre Bezugsperson zum Unglück am Pigne d’Arolla sind nicht die drei Bozner, sondern der aus Como stammende Bergführer Mario Castiglioni und seine Frau Kalina Damyanova. „Mario e Kalina RIP. In febbraio eravamo ancora in Kashmir insieme e adesso avete perso la vita, uccisi dal freddo. Non capisco...“, hatte die SVP-Politikerin nach Bekanntwerden des Dramas am 1. Mai auf ihrer Facebook-Seite gepostet, wo sie seitdem gleich mehrere Erinnerungen an die beiden Verstorbenen veröffentlichte. 

Die sie nun auch öffentlich in Schutz nimmt. Vor allem nachdem der abgestürzte Bergführer in den Erzählungen des Überlebenden Tommaso Piccioli als Hauptverantwortlicher des Dramas erscheint.  Eine schlecht geplante Tour, die nicht so anspruchsvoll angekündigt gewesen war, wie sie war, ein Bergführer ohne GPS-Gerät, der die Gruppe mehrmals auf einen falschen Weg geführt und schließlich wegen des Unwetters zu einer alternativen Hütte führen wollte, die jedoch selbst bei guten Wetterbedingungen anspruchsvoll zu erreichen gewesen: Das ist das Bild, das sich aus den zahlreichen Interviews ergibt, die der Mailänder Architekt mit Wohnung am Karerpass seit seiner Rettung gegeben hat. „Es war totaler Wahnsinn, diese Tour hätte man nie machen dürfen“, sagt er. 

"Mario war ein äußerst vorsichtiger, genauer und kompetenter Bergführer, der immer alles  bis ins kleinste Detail durchdacht hat und niemals ein Risiko eingegangen ist." 

„Ich kann zu diesen Aussagen nicht Stellung nehmen, weil ich nicht dabei war“, sagt Veronika Stirner. Doch nicht nur nach ihrer Kashmir-Tour mit Mario Castiglioni und seiner Frau, wo sie die beiden „als ganz außergewöhnliche, liebenswerte Menschen“ kennengelernt habe, die „ständig auf unser Wohl und unsere Sicherheit bedacht waren“, warnt sie vor einer medialen Verurteilung des Toten. Auch Freunde, die mit Castiglioni seit vielen Jahren unterwegs waren, würden ihn als Freund und Bergführer schätzen und hätten vollstes Vertrauen zu ihm. „Mario war ein äußerst vorsichtiger, genauer und kompetenter Bergführer, der immer alles bis ins kleinste Detail durchdacht hat und niemals ein Risiko eingegangen ist“, sagt die SVP-Landtagsabgebordnete. Dabei sei er auch bestens ausgerüstet gewesen – mit Handy, Funk und GPS. „Die Sicherheit seiner Gruppe war ihm das Wichtigste“, so Veronika Stirner.

„Wir sind alle erschüttert über das, was in den Schweizer Alpen geschehen ist. Es muss eine Verkettung von unglücklichen Umständen gewesen sein“, lautet die vorläufige Bilanz der SVP-Landtagsabgeordneten. Die nun medial verbreiteten Spekulationen und Anschuldigungen hat sich Mario Castiglioni laut ihr in jedem Fall nicht verdient. Für ein vollständiges Bild wird es wohl auch noch die Erzählungen anderer Überlebender und die Ermittlungen der Schweizer Behörden brauchen. Von dort soll es laut Informationen von Veronika Stirner in Kürze eine Stellungnahme geben, die die Aussagen von Piccioli zumindest teilweise korrigiert.