Economy | Landwirtschaft

Biologische Bedenken

Bei Bioland Südtirol sieht man die neue Injektordüsen-Pflicht skeptisch. Es fehle noch an Forschung, ob die im Bio-Anbau eingesetzten Mittel ihre Wirksamkeit behalten.
Pestizideinsatz im Obstbau
Foto: Umweltschutzgruppe Vinschgau

“Es ist notwendig und sinnvoll, dass diese Injektordüsen verwendet werden. Viele Betriebe arbeiten schon damit und es gibt keine größeren Probleme.” Insofern werde es auch keinen Widerstand des Bauernbundes gegen die neue Düsen-Pflicht geben, kündigt SBB-Obmann Leo Tiefenthaler an. Am Dienstag hat die Landesregierung beschlossen, dass alle Obst- und Weinbauern ab 1. Jänner 2020 bei der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln so genannte Injektor-Flachstrahldüsen auf ihren Sprühgeräten anbringen müssen. Damit soll die Abdrift deutlich vermindert werden. Auch die anderen von der Landesregierung beschlossenen Maßnahmen, um die Abdrift in der Landwirtschaft in den Griff zu kriegen – Heckenpflanzung, Mindestgröße bei den neuen Anbauflächen – stoßen auf keinerlei Gegenwind im Bauernbund. “Das geht für uns alles in Ordnung”, sagt Tiefenthaler.

Dennoch, der Düsen-Beschluss ist nicht unumstritten. Das wusste Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler schon bevor er am Dienstag genehmigt wurde. Er gilt für alle Anbauweisen, integriert oder biologisch. Und es ist der größte Verband der Südtiroler Bio-Anbauer, der nun öffentlich Skepsis vorbringt. Grundsätzlich zeige man sich”zuversichtlich, was die neue technische Maßnahme zur Abdriftminderung von Pflanzenschutzmitteln betrifft”, schickt Bioland Südtirol in einer Aussendung voraus, da man hoffe, “dass dieser Beschluss die Abdriftproblematik beruhigen wird”.

Aber: Noch seien nicht alle Bedenken zur Verwendung von Injektordüsen im Bioanbau ausgeräumt, wie Bioland-Obmann Toni Riegler erklärt: “Hier müssen wir noch einiges an Erfahrung sammeln – deshalb auch unser Anliegen, die Forschung in Richtung technologische Verbesserung zu motivieren.”

 

Wie wirksam sind Bio-Mittel mit Injektordüsen?

 

Bioland Südtirol zählt derzeit rund 800 Mitglieder, 490 Betriebe davon sind im Obst- und Weinbau tätig. Worin die Vorbehalte konkret bestehen, führt der Sprecher der Bioland-Obstbaugruppe, Josef Meraner, aus. Er sehe es kritisch, dass nun für alle Mittel jeglicher Art dieselbe Ausbringungstechnik gilt. Denn: Es ist nicht gesichert, dass die im biologischen Anbau eingesetzten Pflanzenschutzmittel auch dieselbe Wirkung entfalten, wenn sie durch Injektordüsen ausgebracht werden. “Wir wissen sehr wohl um die Zielführung der Maßnahme, dass Pflanzenschutzmittel dort landen sollen, wo sie hingehören, nämlich auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Was jedoch die Dosierung der Bio-Mittel und deren Wirksamkeit durch die Verwendung von Injektordüsen angeht, gibt es Bedenken von unserer Seite. Diese Ausbringung muss erprobt werden, am besten mit der Unterstützung der Forschungsstelle Laimburg”, meint Meraner

Dort, an Versuchszentrum Laimburg, haben sich schon im Frühjahr 2018 Vertreter der Forschung, Beratung, Erzeugergenossenschaften, Bioverbände und Hersteller von Sprühgeräten über abdriftmindernde Techniken ausgetauscht – und bestätigt, dass es insbesondere im biologischen Anbau Forschungsbedarf zum Einsatz von Injektordüsen gibt. “Bisher war aufgrund des Einsatzes chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel die verlustarme Applikation vor allem im integrierten Anbau ein Thema und es wurden seit Jahrzehnten Versuche dazu angestellt. Die Wirkungsgrade der im biologischen Anbau einsetzbaren Mittel aber liegen meist unter jenen chemisch-synthetischer Produkte, die einsetzbare Dosis der Mittel bewegt sich oft an der Grenze zur biologische Wirksamkeit. Nun gilt es, den Erfahrungs- und Wissensvorsprung aus dem integrierten Anbau mit Forschung zum biologischen Anbau auszugleichen”, meinte Ulrich Kiem vom Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau BRING damals.

Bild
Profile picture for user maximilian kollmann
maximilian kollmann Thu, 07/11/2019 - 13:43

Dann müssen halt wirksame Abstandregelungen (mindestens fünf, besser zehn Meter) zu Nachbargrundstücken bzw. öffentlichen Wegen eingeführt werden.
Was derzeit im Etschtal häufig gespritzt wird ist zwar unsichtbar aber extrem übel riechend und nimmt einem teilweise fast den Atem.

Thu, 07/11/2019 - 13:43 Permalink