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"Schade, dass Kaltern nicht früher reagiert hat"

Wie sieht man in Eppan die Kalterer Resolution gegen das Metrobus-Konzept? Trettl: "Nach wie vor für Schiene, Bus nur Übergangslösung." Pro Eppan: "Froh über Diskussion."

Die Kalterer Resolution gegen die Realisierung des Metrobus-Konzepts in der Überetscher Gemeinde ist nicht unbemerkt geblieben. In einer Pressemitteilung begrüßt die Süd-Tiroler Freiheit den einstimmigen Beschluss, mit dem sich die Kalterer Gemeinderäte für eine schienengebundene Verkehrslösung aussprechen. Unterstützung kommt auch von einer anderen Seite. In einem Brief an die Kalterer Bürgermeisterin Gertrud Benin bringen die Obmänner der Kellereien Kaltern, Helmuth Hafner sowie Manfred Schullian für die Erste + Neue ihre Zweifel angesichts der geplanten Vorzugsspur entlang der Weinstraße bis zur Kellerei Kaltern zum Ausdruck. Sie schreiben: “Es erscheint mehr als bedenklich, wenn der nördliche Ortseingang von Kaltern praktisch zu einer riesigen Verkehrsplattform ausgebaut wird, mit entsprechender Beeinträchtigung des darunter liegenden Parkplatzes, der auch gleichzeitig den öffentlichen Vorraum zu den zwei Kellereigenossenschaften bildet.”


Übergangs-, nicht Dauerlösung

“Schade, dass Kaltern nicht früher reagiert hat”, so ein erster Kommentar vom Bürgermeister der Nachbargemeinde Eppan. Wilfried Trettl (Bürgerliste Eppan) hat aus den Medien von der Resolution erfahren. Er erinnert sich zurück, an die Anfänge der Diskussion ‘Metrobus oder Überetscher Bahn?’ vor zwei Jahren: “Thomas Widmann (damaliger Mobilitätslandesrat, Anm. d. Red.) hat es sehr, sehr gut hinbekommen, dass ihm die Kalterer abgekauft haben, dass eine Bahn für sie nicht interessant wäre und sie schließlich nur sie diejenigen waren, die den Bus vorangetrieben haben.” Trettl selbst hingegen ist damals wie heute überzeugt: “Beim Metrobus kann es sich nur um eine vorübergehende Lösung handeln.” Nach wie vor hat für ihn die Bahn Vorrang, “aber mit allem, was gemacht wird, damit danach eine schienengebundene Lösung kommen kann, bin ich einverstanden.” Aus diesem Grund habe er sich auch damals, 2013 nicht gegen den Metrobus gesträubt. Mit der Voraussetzung, dass der Metrobus wirklich nur eine “Übergangslösung” sei und später auf die Schiene verlegt werden würde.

Felix von Wohlgemuth: “‘Pro Eppan’ hat sich bereits Gedanken gemacht, einen entsprechenden Beschlussantrag einzubringen.” Foto: eppan.eu

“Später ist später, und ob das in 10, 20, 30 oder 40 Jahren sein wird, weiß niemand so genau”, so der Eppaner Bürgermeister. “‘Übergangslösung’ trifft es ganz gut”, gibt Felix von Wohlgemuth Trettl Recht. Er vertritt die ökosoziale Liste “Pro Eppan”, die dem Metrobus-Konzept sehr skeptisch gegenüber steht, im Gemeinderat und ist überzeugt: “Wenn man eine schnelle, ausgelastete und ökonomische Verbindung vom Überetsch nach Bozen schaffen will, geht das nur mit einer Tramverbindung. Und zwar wie ursprünglich einmal geplant, gerade durch die Stadt, über die Drususbrücke ins Zentrum.” Die Voraussetzungen dafür würden durch den Metrobus beziehungsweise den Bau der Vorzugsspuren bereits geschaffen. “Es besteht allerdings die Gefahr, dass die Übergangslösung Metrobus zur Dauerlösung wird”, warnt von Wohlgemuth.


Neuer Wind im Überetsch

Daher ist er froh, dass die Debatte um ein schienengebundenes System nun wieder auf den Weg gebracht wurde – von eben jenen, die sich anfangs klar und deutlich für den Metrobus ausgesprochen haben: den Kalterern. “Ich kann ihre Grundbedenken verstehen”, sagt der “Pro-Eppan”-Gemeinderat, “und dass man sich für ein schienengebundenes System ausspricht, weil es sich beim Metrobus-Konzept für Kaltern wirklich um eine Investition mit mäßigem Sinn handelt.”

Wilfried Trettl: “Der Metrobus ist eine Übergangslösung. Für mich hat nach wie vor die Bahn Vorrang.” Foto: eppan.eu

Dass die Stimmung in der Nachbargemeinde umgeschwungen zu sein scheint, stößt in Eppan auf Wohlwollen. “Die Einstellung zur Bahn im Überetsch ändert sich langsam”, so von Wohlgemuth, “Gott sei Dank”, meint Wilfried Trettl: “Im ganzen Land gibt es derzeit ein großes Erwachen und es wird gesagt, hier machen wir eine Bahn und dort. Nur bei uns wird keine gemacht, weil der Widmann damals alle schön eingelullt hat, damit sie dem Metrobus zustimmen.” Der Kalterer Weckruf hat die Diskussion um eine schienengebundene Lösung also wieder ins Rollen gebracht. Dass nun aber auch in Eppan mit einer ähnlichen Resolution zu rechnen ist, daran glaubt der Bürgermeister nicht. “Die brauchen wir auch gar nicht, weil wir uns bereits für den Einsatz für ein schienengebundenes System ausgesprochen haben”, so Trettl. “‘Pro Eppan’ hat sich bereits Gedanken gemacht, einen entsprechenden Beschlussantrag einzubringen”, verrät indes von Wohlgemuth. Aber wenn, dann soll es erst im Jänner 2016 so weit sein. Bis dahin hat man sich um andere Dingen, wie etwa die Zukunft der Bezirksgemeinschaft Überetsch-Unterland oder die Gemeindefinanzierung zu kümmern.