Politics | Abschied

Rücktritt zum Jahresende

Gertrud Niedermair Pescoller hat ihr Amt als Kultur- und Wirtschaftsstadträtin von Bruneck niedergelegt. Der Grund? "Unterschiedliche Ansichten im Bereich Stadtmarketing"

Bewegter Jahresausklang in Bruneck. Für viele unerwartet legte Gertraud Niedermair Pescoller am gestrigen Mittwoch ihr Mandat als Stadträtin zurück. Bei den Gemeinderatswahlen 2014 war Niedermair Pescoller auf der Liste der SVP angetreten, jedoch nicht in den Gemeinderat gewählt worden. Dass sie trotzdem Referentin für Kultur, Wirtschaft und Stadtmarketing wurde, hat sie einer externen Berufung durch Bürgermeister Roland Griessmair zu verdanken. Dieser holte sie vor eineinhalb Jahren als zweite Frau in seinen sechsköpfigen Gemeindeausschuss. “Die Zusammenarbeit war in den verschiedenen Bereichen sehr gut”, heißt es aus dem Rathaus. Und trotzdem hat Niedermair Pescoller nun das Handtuch geworfen. In einer offiziellen Stellungnahme erklärt sie, warum.

Es dürfte wohl zu Meinungsverschiedenheiten im Bereich des Stadtmarketing gekommen sein. Um dieses kümmert sich seit 2002 das gleichnamige Förderkomitee, dessen Vizepräsidentin Gertrud Niedermair Pescoller als zuständige Referentin ist – beziehungsweise war. “Nachdem mein Auftrag ein technischer war, stellte ich klare Anforderungen an Art und Weise der Arbeit für unsere Gesellschaft und für Bruneck. In dieser Gesinnung hatte ich klare Vorstellungen von meiner sachbezogenen Arbeit, auch wenn mir die Grenzen und die unterschiedlichen Führungsverantwortungen durchaus bewusst waren. Aufgrund von unterschiedlichen Ansichten im Bereich Stadtmarketing hinsichtlich der Herangehensweise, seiner Ausrichtung und Aufgaben sowie der Art und Weise der Umsetzung, glaube ich, dass es besser ist, wenn der Bürgermeister die Zuständigkeiten neu definiert.” So die Erklärung der zurückgetretenen Stadträtin.

Es ist nicht die erste Aufregung um das Stadtmarketing in Bruneck dieses Jahr. Erst vor zwei Wochen bestätigte der Wahlbestätigungsausschuss des Landtags die Unvereinbarkeit der beiden Ämter, die Christian Tschurtschenthaler als Landtagsabgeordneter und Präsident des Stadtmarketings (noch) innehat. Und auch die Direktorin des Stadtmarketing Mirjam Lanz legt ihr Amt mit Jahresende nieder. Bürgermeister Griessmair dankt indes Gertrud Niedermair Pescoller für ihren Einsatz: “Gerade durch ihre Berufung von außen hat sie sich selbst oft die Latte sehr hoch gelegt”, so Griessmair. In Sachen Stadtmarketing will er nun eine Neuausrichtung in Angriff nehmen: “Es ist sicher sinnvoll, in einem Workshop mit allen Mitgliedern die Leitplanken zu definieren, denn ich stelle immer wieder fest, dass unterschiedliche Auffassungen der vielen Akteure darüber herrschen.”

Neben dem Vollversammlung und dem Vereinsausschuss gibt es im Stadtmarketing mit dem Beirat ein drittes Gremium, in dem Vertreter des Hoteliers- und Gastwirteverbands HGV, des Handels- und Dienstleistungsverband Südtirol hds, des Tourismusvereins sowie der Stadtgemeinde Bruneck sitzen. Kein leichtes Unterfangen also, alle auf eine Linie zu bringen, wenn es darum geht, einen stetig wachsenden Verein zu organisieren. Dessen ist sich auch (Noch-)Präsident Tschurtschenthaler bewusst. Bei der gestrigen Sitzung des Brunecker Gemeinderats schlug er in dieselbe Kerbe wie Griessmair, dessen Vorgänger Tschurtschenthaler übrigens ist: “Der Verein Stadtmarketing ist mit einem Gesamtbudget von über einer Million Euro mittlerweile zu einem Unternehmen geworden. Das macht es notwendig, die Organisationsform zu überdenken.” Gedanken muss sich Roland Griessmair als Bürgermeister nun aber darüber machen, wen er an die Stelle von Niedermair Pescoller in den Gemeindeausschuss nachrücken lassen möchte. 90 Tage hat der Bürgermeister Zeit, um ihren Posten neu zu besetzen. Zwischenzeitlich wird er selbst die Zuständigkeiten für Kultur, Wirtschaft und Stadtmarketing wahrnehmen.

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Willy Pöder Fri, 01/08/2016 - 15:03

Die (personelle) Mobilität innerhalb des Stadtmarketings (Bruneck) war schon immer von großer Flüssigkeit gekennzeichnet. Ein ständiges Kommen und Gehen... Logisch lieferten die Ursachen hierfür stets die Gegangenen. Das Problem? Auch den Kommenden wollte man den Status Gegangener längerfristig nie vorenthalten. Das Stadtmarketing darf sich in der Tat einer bemerkenswerten Gegangenheit einerseits und einer nicht minder häufigen Kommenheit andererseits rühmen. Ein Nullsummenspiel? Denkste! Mobilität ist Vitalität und "Vital" sein kostet, kostet speziell auch dann noch, wenn das vitale Element entvitalisiert wird.

Fri, 01/08/2016 - 15:03 Permalink