Politik | SEL-Betrug

Uneinige SVP: Neubewertung für SEL-Projekte?

Unangenehme Post kurz vor den Landtagswahlen. Das Land hält an der SEL fest, alle Stromprojekte sollen neu bewertet werden. Arno Kompatscher: „Mit mir nicht!"

Die Watsche sitzt. Karl Pichler von der Eisackwerke GmbH war am Samstag bei der Eröffnung des neuen Kraftwerkes in Mühlbach noch guter Dinge. Freute sich, über das, was gelungen war. Dass sich kein Landesrat nach Mühlbach „verirrte“, wie die Tageszeitung Dolomiten schreibt, nahm man mit Humor.

Welche ein Brief!

Doch dann der Brief des Landesamtes für Energie. Alle elf getürkten Konzessionen werden neu bewertet, die SEL speist wieder mit, am Energietisch. So die Botschaft. In der Kürze - liegt die Würze. Pichler ist sauer, gegenüber der Dolomiten sagt er: „Wenn überhaupt Neubewertung, dann ohne SEL. Die hat dort nichts verloren, weil ihre Dokumente de facto nicht existieren.“ Das sieht nicht nur Pichler so, SVP-Spitenzkandidat Arno Kompatscher äußerte sich schon vor einigen Monaten recht deutlich: „Aus der Sicht der Verwaltung existieren die SEL-Unterlagen vor dem Betrug nicht.“ Reichen Word-Dokumente nun plötzlich doch? Durnwalder gegen Kompatscher?

Ruhig Blut

Florian Mussner will die Wogen glätten, keine Aufregung, so kurz vor den anstehenden Landtagswahlen. Das Amt für Energie setze nur einen Beschluss der Landesregierung von April 2013 um. Doch dieser Schachzug vom Frühjahr stieß keineswegs auf Anklang in der Partei. Richard Theiner stimmte damals entschieden gegen den Beschluss – Falschspieler sollten draußen bleiben, so die Haltung des Parteiobmannes. "Durch die Vorgänge innerhalb und außerhalb der SEL in Zusammenhang mit der Konzessionsvergabe wurde unglaublich viel Vertrauen zerstört. Es wäre jetzt für die Bevölkerung ein total falsches Signal, wenn man so tun würde, wie wenn nichts passiert wäre", sagt Theiner in einem Interview gegenüber der Südtiroler Tageszeitung.

Durch die Vorgänge innerhalb und außerhalb der SEL in Zusammenhang mit der Konzessionsvergabe wurde unglaublich viel Vertrauen zerstört. Es wäre jetzt für die Bevölkerung ein total falsches Signal, wenn man so tun würde, wie wenn nichts passiert wäre. (Richard Theiner)

Gegenüber der Tageszeitung Dolomiten blieb Kompatscher am 21. Oktober klar: „Verhandlungen über einen Vergleich sind für uns der einzige Weg und nicht irgendwelche komischen Verwaltungsakte.“ Kompatscher will Transparenz, will unsichere WählerInnen auf den SVP-Weg zurück führen. Für Karl Pichler ist der Brief des Landes kein Zufall. Am 23. Oktober soll in Rom das Urteil zum E-Werk St. Anton fallen. Rettungsanker in letzter Sekunde für die taumelnde SEL? Funken schlagen, in der SVP-Zentrale. Diese unangenehmen Briefe können sie nun wirklich nicht brauchen.