Politik | Bozen 2016

Tobes drittes Mal

Der Co-Sprecher der Bozner Grünen über seine neue Rolle und die Marschroute für die Wahlen. "Wir müssen nicht um jeden Preis mitregieren", sagt Tobe Planer.

Er hatte sich in den vergangenen Monaten in die zweite Reihe zurückgezogen, nun hat Tobias “Tobe” Planer den Posten als Co-Sprecher der Grünen in Bozen von Marialaura Lorenzini übernommen. “Interimsmäßig”, sagt er. Denn später soll sich die Spitzengruppe für die Gemeinderatswahlen am 8. Mai um Kommunikation und Organisation kümmern. Doch an welchem Punkt sind die Grünen in Sachen Wahlen eigentlich angelangt?

Herr Planer, hat Sie der Rückzug von Marialaura Lorenzini überrascht?
Tobe Planer
: Eigentlich nicht. Ihr Schritt hat sich in letzter Zeit schon abgezeichnet. Mein Eindruck ist, dass Marialaura sehr viel Energie in den Kampf gegen das Benko-Projekt investiert hat und investiert. Diese Arbeit macht sie auch gut. Aber das zusammen mit der Rolle als Co-Sprecherin zu stemmen, ist nicht einfach.

Lorenzini selbst begründet ihren Rücktritt damit, dass “der Weg der Grünen in eine andere Richtung gehen muss”. Sprich, nicht in Richtung Zusammenarbeit mit Renzo Caramaschi und seinen Unterstütztern, allen voran dem PD. Weil sich dieser nicht verändert habe.
Das letzte Argument finde ich, ehrlich gesagt, eigenartig. Was die anderen Parteien intern machen, sollte wohl zweitrangig sein.

Sie werden allerdings nicht abstreiten, dass Caramaschis Kür zum Spitzenkandidaten die Tür zu Gesprächen mit dem PD ein großes Stück weit geöffnet hat?
Wir haben auf unserer Sitzung gestern (7. März, Anm. d. Red.) darüber geredet. Und es gibt, ich will nicht sagen zwei Fronten, aber zwei Ideen, wie es mit den Grünen in Bozen weitergehen soll. Einerseits eine Annäherung an Renzo Caramaschi und seine Unterstützer. Andererseits ein Alleingang zumindest im ersten Wahlgang, mit eigenem Bürgermeisterkandidaten und gemeinsam mit anderen Gruppierungen.

Es ist kein Geheimnis, dass etwa Florian Kronbichler die Grünen gerne in der Koalition um den PD haben möchte. Auch Caramaschi selbst betont immer wieder, dass ihm die Grünen willkommen seien. Wie groß ist die Versuchung, den Schritt zu machen?
Es ist noch nichts entschieden. Und uns geht es mehr um Inhalte als um Sessel. Wir sind uns aber bewusst, dass die Zeit drängt. Vor den Vorwahlen des PD, als wir einstimmig beschlossen haben, daran nicht teilzunehmen, haben wir gleichzeitig auch festgehalten, dass wir zu niemandem nein sagen, falls Gespräche gewünscht sind.

Ich versuche, zwischen den beiden “Riesenthemen” Flughafen und Benko und den Stadtthemen zu differenzieren.

Und hat es seit Sonntag bereits ein Gespräch mit Renzo Caramaschi gegeben?
Nein, wir haben noch nichts gehört. Falls es so weit kommt, werden wir ein erstes Treffen sicher nicht ausschlagen. Ob es zu einem zweiten kommt, ist dann zu schauen. Hätte hingegen Sandro Repetto gewonnen, wäre es sicher schwer geworden. Mit seinem “3 Mal ja” zum Flughafen, dem Benko-Projekt und der Müllverbrennungsanlage liefert er nämlich nicht einmal die kleinste gemeinsame Schnittmenge mit den Themen der Grünen.

Wer sich mit den Grünen verbündet, muss also “Nein” zu Benko, dem Flughafen und der Müllverbrennungsanlage sagen?
Die Themen und Positionen der Grünen sind hinlänglich bekannt. Natürlich können die Positionen möglicher Bündnispartner nicht entgegengesetzt dazu stehen. Ich selbst versuche aber, zwischen den beiden “Riesenthemen” Flughafen und Benko und den Stadtthemen zu differenzieren. Ich bin mir bewusst, dass die beiden Projekte riesige Auswirkungen auf die Stadt haben könnten, aber der Ball liegt derzeit nicht bei der Politik, sondern bei der Bevölkerung. Viel wichtiger finde ich daher, dass wir uns um jene Dinge kümmern, die die Menschen jetzt direkt betreffen. Wohnungen für junge Familien ist nur ein Thema, das mir spontan einfällt.

Was wäre denn Ihnen persönlich eigentlich lieber: mit oder ohne PD?
Ich würde sagen, ich bin ein Teamplayer. Und es würde mir gefallen, wenn die gemäßigten Kräfte zusammen für die Stadt arbeiten würden. Allerdings wäre es auch nicht das Schlimmste auf der Welt, in der Opposition zu sein. Meine Position also: Für beide Wege gibt es gute Gründe, die dafür und dagegen sprechen. Aber wir müssen nicht um jeden Preis mitregieren.

Ich wollte nur zwei Mal für eine Amtsperiode im Gemeinderat kandidieren. Aber das zweite Mal war bekanntlich sehr kurz.

Sie selbst waren in Ihren zwei Amtsperioden im Bozner Gemeinderat nur wenige Monate in der Opposition. Trotzdem wurde den Grünen selbst aus den Koalitionsreihen die Rolle der “Verhinderer” nachgesagt.
Meine Erfahrung aus der ersten Amtsperiode war, dass sich die Zusammenarbeit leichter gestaltet, wenn es um konkrete Projekte geht. Und nur weil man in der Regierungskoalition sitzt, heißt das ja nicht, dass man der Stadtregierung nicht auf die Finger schauen kann.

Muss es eigentlich unbedingt der PD sein? Die SVP hat ja mit Christoph Baur auch einen Bürgermeisterkandidaten, der den Grünen gefallen dürfte.
Eigentlich möchte ich die Interna der anderen Parteien nicht kommentieren. Die Volkspartei hat aber bekanntlich erklärt, bei diesen Wahlen blockfrei antreten zu wollen. Christoph Baur ist sicherlich ein fähiger Mann, und es wird ihm nachgesagt, ein fleißiger Arbeiter zu sein. Mit Caramaschi und Baur hätten wir ja die Wahl zwischen zwei Opas (lacht). Nein, im Ernst, wir müssen jetzt auf uns schauen und daran denken, was das Beste für die Grünen und die Stadt ist.

Das Beste für die Stadt hat sich auch die Gruppe um Vanja Zappetti auf die Fahnen und in den Namen geschrieben: “I Love My Town”. Ein potentieller Partner für ein Bündnis abseits der Mitte-Links-Koalition des PD?
Wir sind derzeit noch in der Sondierungs- und Gesprächsphase. Nach dem Missverständnis um die Beglaubigung der Unterschriften für Zappettis Kandidatur bei den PD-Vorwahlen hat es bereits ein klärendes Treffen gegeben. Ich möchte noch einmal betonen, dass meine Entscheidung, die Unterschriften nicht zu beglaubigen, auf dem einstimmigen Beschluss der Grünen fußt, sich in keinster Weise an den Vorwahlen beteiligen zu wollen. Nicht auf einem Verbot, das die Partei mir gegenüber ausgesprochen hat. Abgesehen davon gibt es in der Gruppe viele interessante Leute mit vielen interessanten Themen. In meinen Augen wäre eine fruchtbare Zusammenarbeit wünschenswert. In welcher Form, das entscheidet sich erst in den nächsten Tagen.

Wir müssen nicht um jeden Preis mitregieren.

Beschließen die Grünen einen Alleingang, wer wäre ein idealer Bürgermeisterkandidat oder eine ideale Bürgermeisterkandidatin?
Wir haben immer wieder und nicht erst seit gestern überlegt, wen wir aufstellen könnten. Und auch über Namen diskutiert. Aber bevor Namen genannt werden, müssen Programm und Inhalte feststehen.

Mit Tobe Planer kann man aber bei den Wahlen am 8. Mai rechnen?
Zu 99 Prozent ja. Ich wollte eigentlich nur zwei Mal für eine Amtsperiode im Gemeinderat kandidieren. Aber das zweite Mal war bekanntlich sehr kurz.