Gesellschaft | Geburtenstationen

Schicksalstag in Rom

Countdown im Rettungsversuch der kleinen Geburtenstationen: Am Donnerstag soll in Rom eine Entscheidung fallen.

Wie sehr die Unsicherheit über die Zukunft der kleinen Geburtenstationen das Alltagsgeschäft in den betroffenen Krankenhäusern belastet, ließ sich vergangene Woche aus einer kurzen Meldung in der Bezirkszeitung Der Erker herauslesen. „Weiterhin ohne Sorgen gebären“, war eine kurze Mitteilung der ärztlichen Leitung des Krankenhauses Sterzing übertitelt, mit der „das im Bezirk verbreitete Gerücht dementiert wurde, dass die Geburtshilfe am 1. Jänner 2016 geschlossen werden soll“.

„Es handelt sich um eine unverantwortliche Gerüchteverbreitung, die die hervorragende Arbeit der Geburtshilfe am Krankenhaus diskreditiert. Jede Gebärende aus dem Bezirk kann sich ohne Sorgen an die Geburtshilfe wenden - so wie viele Schwangere aus anderen Bezirken. Es gibt keine politischen Entscheidungen zur Schließung der Geburtshilfe, sodass alle Gerüchte fasch sind.“  

Das könnte sich aber bereits an diesem Donnerstag bei einem Termin des Landeshauptmanns in Rom ändern. Dort ist Arno Kompatscher gemeinsam mit seinem Trentiner Amtskollegen Ugo Rossi im Gesundheitsministerium vorgeladen, um mit Beatrice Lorenzins Vize Vito de Filippo eine neue Version der mittlerweile zu Berühmtheit gelangten Sicherheitsstandards für Geburtenstationen zu besprechen. Ein Treffen, das in dieser Woche sogar die Tagesordnung des Landtags durcheinander bringt. Vorausgegangen sind ihm intensive Bemühungen der Parlamentarier beider Provinzen. Aus dem Trentino waren schon Ende August positive Rückmeldungen aus dem Verhandlungsteam durchgesickert. „Schlussendlich wird Rom uns die Offenhaltung all unserer Abteilungen zugestehen“, hatte sich der Trentiner Senator Franco Panizza damals optimistisch gezeigt. Und unter anderem auf die Ausarbeitung eines Pilotprojekts verwiesen, mit dem nachgewiesen werden soll, dass sich die Offenhaltung von Geburtenstationen mit weniger als 500 Geburten im Jahr auch aus wirtschaftlicher Sicht lohnt. Durchgesickert ist bislang auch, dass der geforderte Aktivdienst von vier Spezialisten zumindest für Pädiater gelockert werden könnte. Er könnte auch durch einen  Anästhesisten mit neonatologischer Ausbildung sowie geschultes Fachpersonal ersetzt werden.

"Rom ist diskussionsbereit"

Mittlerweile schüren auch die Südtiroler Parlamentarier Hans Berger und Albrecht Plangger  konkrete Hoffnungen. „Die Fachleute des Gesundheitsministeriums haben unseren Lösungsansatz sehr positiv aufgenommen. Was noch fehlt, ist der offizielle Beschluss des Gesundheitsministeriums, der dann für ganz Italien Gültigkeit hat“, erklärt Berger am Dienstag in der Südtiroler Tageszeitung. „Rom ist diskussionsbereit“, sagt Albrecht Plangger in den Dolomiten. Während die Tageszeitung bereits von einer „Rettung für Sterzing und Schlanders“ schreibt, werden die Chancen darauf in den Dolomiten zumindest als „nicht übel“ bezeichnet.

Auf der Sterzinger Gynäkologie sind solche Schlagzeilen aber noch nicht ausreichend, um konkrete Hoffnung zu schöpfen. Denn, wie Primar Albrecht Giuliani gegenüber der Tageszeitung meint: „Nachdem nun schon so viel geredet und geschrieben worden ist, glauben die Mitarbeiter diese Nachricht erst, sobald sie etwas Schriftliches in der Hand haben.“