Gesellschaft | Infektion

Überwachte Mücken

Der Zika-Virus ist weiter auf dem Vormarsch. Dr. Josef Simeoni über Risiken, mögliche Komplikationen und Empfehlungen, vor allem für Hochzeitsreisende.

Dr. Josef Simeoni, Primar des Dienstes für Hygiene und öffentliche Gesundheit im Gesundheitsbezirk Bozen, spricht über den Zika-Virus, der sich seit Anfang des Jahres massiv in Brasilien ausgebreitet hat. Für kommenden Montag hat die Weltgesundheitsorganisation WHO eine Dringlichkeitssitzung einberufen, auf der beraten werden soll, wie man eine weiteren Verbreitung verhindern kann. In Europa wurden indes bereits erste Fälle von Zika-Virusinfektionen bekannt. Besondere Vorsicht ist für Schwangere geboten.

Welches Risiko besteht in Südtirol, sich mit dem Zika-Virus zu infizieren?
Dr. Josef Simeoni: Vorab etwas Grundlegendes: Die Erkrankung, die vom Zika-Virus verursacht wird, hat in der Regel einen milden Verlauf. Die Symptome sind leichtes Fieber, Rötungen der Haut, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen. Nur in ganz seltenen Fällen kommt es zu Komplikationen, darunter Nervenerkrankungen mit Lähmungserscheinungen.

Es besteht die Vermutung, dass durch den Zika-Virus insbesondere Ungeborene zu Schaden kommen können?
Derzeit wird der Zusammenhang zwischen der Viruserkrankung und dem Auftreten von Mikrozephalie in der Schwangerschaft diskutiert. Bei einer Mikrozephalie kommen die Babies mit Schädelverformungen und einem zu geringen Gewicht auf die Welt. Aber das vermehrte Auftreten dieser Form von Komplikation ist nur zeitgleich mit der Ausbreitung des Zika-Virus beobachtet worden.

Was heißt das konkret?
Vergangenes Jahr wurden in der Region 200 Fälle von Mikrozephalie registriert. Zwischen Oktober 2015 und Jänner 2016 sind die Fälle von Missbildungen auf 4.000 angestiegen. Was ein massiver Anstieg ist. Ob effektiv ein Zusammenhang besteht, wird derzeit auf Hochdruck untersucht. Aber auch wenn es bislang nur ein Verdacht ist – er muss geäußert werden.

Welchen Rat geben Sie jenen Personen, die eine Reise nach Mittel- oder Südamerika und speziell nach Brasilien geplant haben?
Als Amt für Hygiene und öffentliche Gesundheit machen wir auch Reiseberatung. Vor allem bei Hochzeitsreisen raten wir dem Paar, während dieser nicht schwanger zu werden. Und auch drei weitere Monate nach der Rückkehr nicht. Aber das ist eine grundsätzliche Empfehlung, die allgemein für Reisen in Tropengebiete in Afrika, Asien und Amerika gilt. Auch wegen anderer Erkrankungen, für die zum Beispiel gewisse Medikamente eingenommen werden müssen.

Wenn nun jemand vor Ort ist, wie kann er oder sie sich am besten schützen um erst gar nicht mit dem Virus angesteckt zu werden?
Ganz persönlich soll man versuchen, sich so gut es geht, vor Mückenstichen zu schützen. Mit entsprechenden Salben oder Sprays. Und nachts unter einem Moskitonetz schlafen. Da es sich bei den Mücken, die den Zika-Virus übertragen, um Arten handelt, die mit sehr wenig Wasser auskommen, sollte man darüber hinaus darauf achten, dass man sich nicht in der Nähe von Wasserbehältern oder Reifen aufhält, die als Vermehrungsstätten dienen können.

Es sind bereits Fälle bekannt, wo Touristen den Virus auf ihrer Rückreise nach Europa eingeschleppt haben.
Ja, es gibt Fälle in mehreren europäischen Ländern. Aber der Virus hat sich bisher nicht etablieren können. Die Gesundheitsbehörden haben die Lage jedoch wachsam im Auge. Auch hierzulande. Als Vektor, also Überträger des Zika-Virus, kommt unter anderem auch die Tigermücke in Betracht. Daher ist der Alarm zur Zeit berechtigt. Wir sind nicht mehr so weit weg von allem wie wir es vielleicht einmal geglaubt haben.