Politik | Gemeindewahlen

Tirol hat gewählt

Am Sonntag wurden in Tirol 277 Gemeinderäte neu gewählt. Die ÖVP bleibt stärkste Kraft. Es gibt mehr Bürgermeisterinnen und "keinen Rechtsruck".

Am gestrigen Sonntag standen in 277 der 279 Gemeinden des Bundeslands Tirol Gemeinderatswahlen an. Bis auf die Landeshauptstadt Innsbruck, in der erst wieder 2018 gewählt wird, und Gramais waren 489.721 Bürgerinnen und Bürger ab 16 zur Wahl aufgerufen. Die ganz großen Überraschungen blieben aus. Wer sich etwa erwartet hatte, dass die Flüchtlingsfrage oder die Diskussion um die Sicherung der Grenzen, etwa am Brenner, die Ergebnisse beeinflussen würde, wurde enttäuscht. Zwar gelang es der rechten FPÖ, einen Bürgermeistersessel zu gewinnen, doch insgesamt gibt es “keinen Rechtsruck”, analysierte Tirols Landeshauptmann Günther Platter noch am Wahlabend. Die einzige Linie der Freiheitlichen – nämlich die Flüchtlingspolitik – sei “nicht aufgegangen”.

Gleichzeitig schafften es die Grünen, vor allem in den Gemeinden rund um Innsbruck die “bisher größten Zugewinne auf kommunaler Ebene” einzufahren, wie der Grüne Landessprecher Georg Willi verkündete. Stärkste Partei in Tirols Gemeinderäten bleibt aber auch nach den gestrigen Wahlen die ÖVP. Insbesondere in den Tourismushochburgen, darunter Kitzbühel, konnten sie ihre Mehrheit im Gemeinderat halten. Eine herbe Watschen gab es für die Volkspartei hingegen in Kufstein. In der Grenzgemeinde zu Bayern wurden die Mandate der ÖVP mehr als halbiert, Parteichef und Landeshauptmann Platter sprach von einer “bitteren Niederlage”. Grund zum Feiern gab es indes für die SPÖ in Lienz. Zwar hat man landesweit gar einige Gemeinden verloren. Doch den Bürgermeistersessel in der Osttiroler Landeshauptstadt konnte die amtierende SPÖ-Bürgermeisterin mit mehr als 60 Prozent der Stimmen halten.

Insgesamt wurden sechs amtierende Bürgermeister abgewählt, im selben Zug aber mehr Frauen in Spitzenpositionen gehoben. 46 der 543 BürgermeisterkandidatInnen waren Frauen, davon wurden zwölf gewählt. Tirol zählt also künftig inklusive der Innsbrucker Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer insgesamt 13 Ortschefinnen. Bisher waren es mit der Bürgermeisterin von Innsbruck insgesamt elf Frauen.

Die Wahlbeteiligung lag tirolweit bei 71,42 Prozent. In 23 Gemeinden wird es am 13. März noch zu Bürgermeister-Stichwahlen kommen, in sechs davon sind Frauen dabei. Eine Anekdote gibt es aus Tirols (und Österreichs) kleinster Gemeinde Gramais zu berichten. Im 51-Seelen-Ort gibt es 40 Wahlberechtigte, die am Sonntag allerdings nicht zu den Urnen sondern zu den Suppentöpfen marschierten. Im Vorfeld war es nicht gelungen, Kandidaten für die Gemeinderatswahlen zu ermitteln. So fand man sich zum gemeinsamen Suppe kochen ein. Der Erlös wurde der fünfköpfigen syrischen Flüchtlingsfamilie übergeben, die seit kurzem in Gramais lebt.