Gesellschaft | Ernährung

Demenz - ein Schicksal?

Kann eine richtige Ernährung bei Alzheimer und Demenz wirklich helfen?
Lebensfreude und geistige Vitalität sind wertvolle Güter im Alter
Foto: (c) unsplash

Man hört immer mehr von Menschen, die Alzheimer oder Demenz haben. Viele Menschen sorgen sich und haben Angst, im Alter selbst diese Krankheit zu bekommen. Für viele Menschen ist Alzheimer, wenn die Krankheit diagnostiziert wurde, wie ein Schicksalsschlag, gegen den man gar nichts machen kann.

Tatsächlich gibt es neuere Studien, die deutlich zeigen, dass es einen Lebensstil gibt, der zum einen vor der Krankheit schütze kann und, wenn sie schon diagnostiziert ist, den Verlauf deutlich verlangsamen kann.

Wenn in der Familie bereits Personen an einer Demenz erkrankt sind, ist es sehr ratsam, sich vorbeugend einen bestimmten Lebensstil anzueignen. Denn auch erbliche Faktoren lassen sich durch eine entsprechende Lebensart deutlich reduzieren.

Es gibt 7 persönliche Risikofaktoren, d.h. sie betreffen nur den eigenen Lebensstil, die - bei Vermeidung - den Ausbruch einer Demenzerkrankung verzögern oder sogar verhindern können. 4 Faktoren sind ernährungsunabhängig: eine unbehandelte Depression, mangelnde Bewegung, rauchen und zu wenig geistige Aktivität. 3 Faktoren haben etwas mit der Ernährung zu tun und zusammen machen diese 3 Ernährungs-Faktoren 25% des Risikos aus, an einer Demenz bzw. Alzheimer zu erkranken.

Diese 7 Faktoren bringen es deutlich auf den Punkt: Die Diagnose Demenz bzw. Alzheimer ist kein Schicksal, es sind Erkrankungen, zu deren Vermeidung jeder einzelne vorbeugende Maßnahmen jeden Tag selbst ergreifen kann. Menschen, die heute mit dieser Krankheit leben, wussten das nicht und konnten so nicht aktiv dagegen steuern. Heute zeigt uns die Wissenschaft, dass Vorbeugung möglich ist.

Die 3 Faktoren, die direkt mit der Ernährung zusammen hängen sind Bluthochdruck, Übergewicht und Diabetes Typ 2. Vor allem wenn ich bereits mit unter 50 Jahren Bluthochdruck und Diabetes Typ 2 habe und dazu Verwandte, die eine Demenz haben oder hatten, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich auf dem Weg zu einer Demenz befinde, sehr hoch! Ich kann mich aber heute aktiv für einen Lebensstil entscheiden, der mich vor einer Demenzerkrankung schützen kann.

In Studien konnte nachgewiesen werden, welche Nährstoffe Menschen mit einer Demenz meist fehlen bzw. in der Vergangenheit gefehlt haben und wovon sie meist zu viel hatten.

Ein Mangel konnte v.a. bei Folsäure und bei den Omega-3-Fettsäuren festgestellt werde.

Folsäure, auch Vitamin B9, ist an wichtigen Prozessen der Teilung, Neubildung und Regeneration von Zellen sowie der Blutbildung beteiligt. Folsäure ist also ein wichtiges „Nerven-Vitamin“. Mangelt es daran, werden die Nerven „krank“. Folsäure findet man in grünem Gemüse, insbesondere Blattgemüse wie Spinat und Salate, Tomaten, Hülsenfrüchte, Nüsse, Orangen, Sprossen, Weizenkeime und Vollkornprodukte sowie Kartoffeln, Leber und Eier.

Omega-3-Fettsäuren brauchen wir für die Membranen unserer Zellen. Sie beeinflussen die Fließeigenschaften des Blutes und haben somit eine blutdrucksenkende Wirkung. Ebenso hemmen sie die Blutgerinnung und wirken sich positiv auf den Stoffwechsel der Triglyceride aus. Fatal, wenn wir davon zu wenig haben.

Was Alzheimer-Patienten meist zu viel essen, sind Kohlenhydrate. Damit verbunden ist oft ein Zuviel an Insulin im Blut. Die Folge ist eine Insulinresistenz und Diabetes Typ 2. Diese beiden Krankheiten sind nicht nur im Blut, sondern auch im Gehirn. Dort heißen sie Diabetes des Gehirns und Diabetes Typ 3 [Kro 2009]. Bei Menschen mit Alzheimer kann man schon sehr früh einen gestörten Glucose-Stoffwechsel im Gehirn nachweisen. Dieser kann um bis zu 65% vermindert sein.

Lange Zeit glaubte man, dass das Gehirn sich ausschließlich von Glucose ernähren kann. Heute weiß man, dass unser Gehirn sich auch von Ketonen ernähren kann. Ketone sind energiebringenden Endprodukte des Fettstoffwechsels. Wenn also der Glucosestoffwechsel nicht mehr ausreichende funktioniert, ist es ratsam, dem Gehirn die notwendige Energie über den Fettstoffwechsel in Form von Ketonen zukommen zu lassen.

 

Ernährungs-Prinzipien zur Vorbeugung und bei einer demenziellen Erkrankung

Wie eben beschrieben, ist es besonders wichtig, dem Gehirn Energie zukommen zu lassen. Geht das über den Glucosestoffwechsel nicht mehr ausreichend, so muss man dem Gehirn die Möglichkeit geben, sich die Energie über den Fettstoffwechsel, die Ketolyse, zu holen.

Da es in den Industrieländern ein starkes Überangebot an Speisen mit Kohlenhydraten gibt, kommen sehr viele Menschen gar nicht in die Fettverbrennung. Damit der Körper wieder mit dem Fettstoffwechsel anfangen kann, muss man das Dauerangebot an Kohlenhydraten reduzieren. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten:

Erste Möglichkeit: täglich mindestens eine 12-Stunden-Ess-Pause machen. Am besten schaut man auf die Uhr, wann man zu Abend gegessen hat und frühstückt frühestens 12 Stunden später. Eine Ess-Pause über Nacht fällt den meisten Menschen leichter, weil man die meiste Zeit schläft. Hat man in der Umstellphase trotzdem starken Hunger, kann man ein paar Nüsse essen oder ein großes Glas Wasser trinken.

Zweite Möglichkeit: Nur ein oder zweimal am Tag eine Mahlzeit mit Kohlenhydraten zu essen. Man sucht sich eine oder zwei Mahlzeiten aus, zu denen man keine Kohlenhydrate isst. Hier einige Austauschbeispiele: statt Brot oder Müsli isst man Joghurt, Quark oder Eier. Statt Pasta, Reispfanne oder Röstkartoffeln kann man ein Stück Fleisch mit Gemüse oder einen Linseneintopf essen. Statt einer klassischen BROT-Zeit am Abend, kann man Rühr- oder Spiegeleier mit frischen Kräutern esse.

Das Beste ist eine Kombination. Man macht eine Ess-Pause von mindestens 12 Stunden und isst nur 2 mal am Tag Kohlenhydrate.

Wer mit Übergewicht zu kämpfen hat, braucht die weggelassenen Kohlenhydrate nicht ersetzten. Denn der Körper kann auf die eigenen Fettreserven zurückgreifen.

Menschen mit Normal- oder Untergewicht müssen die Energie der weggelassenen Kohlenhydrate durch anderen Energielieferanten ersetzten. Idealerweise nehmen Sie dafür hochwertige Pflanzenöle, wie Kokos-, Oliven-, Raps-, Leinsamenöl und verschiedene Nussöle.

Mit den Ölen nehmen Sie nicht nur Energie auf. Gleichzeit enthalten diese Öle die wichtigen Omega-3-Fettsäuren. Menschen mit Übergewicht sollten umsichtig mit Ölen umgehen.

Da gerade die Omega-3-Fettsäuren so wichtig sind, sollte 2- bis 3-mal pro Woche hochwertigen Fisch gegessen werden. Menschen, die keinen Fisch essen, sollten sich hochwertige Fischölkapseln besorgen und täglich eine essen. Es ist ratsam, die Omega-3-Fettsäuren aus tierischen Produkten zu nehmen, da deren Bioverfügbarkeit höher ist.

Grundsätzlich gilt, dass die Ernährung ausgewogenen und vollwertig sein soll. Der größere Teil der Ernährung sollte Gemüse und Obst sein. Alle Lebensmittel sollten von hoher Bio-Qualität sein. Denn so vermeidet man das Aufnehmen von unnötigen Schadstoffen.

Ebenso ist es ratsam, das Gemüse und Obst zu essen, das gerade Saison hat und aus der Region kommt. Das ist wegen der Frische vitaminreicher.

Um genügend Spurenelemente, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe aufzunehmen, ist es neben Gemüse und Obst auch wichtig viele Kräuter (Wildkräuter und frische Kräuter aus dem Garten oder vom Balkon), verschiedene Samen und Nüsse zu essen.

Wovon man nicht viel braucht, es aber trotzdem oft mangelt, ist das Alkalimetall Lithium. Suchen Sie ein Mineralwasser aus Ihrer Gegend, das Lithium enthält und trinken Sie pro Tag ein Glas.

Die Flüssigkeitsmenge sollte pro Tag 1,5 bis 2 Liter sein. Am besten deckt man den Bedarf mit Wasser und Kräutertee.

 

Das Wichtige nochmal in Kürze

  • Ernährungsmängel beseitigen (v.a. Folsäure, Omega-3-Fettsäure, Lithium, aber auch Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente)
  • Vermeidung von Blutzucker-Peaks (Kohlenhydratreduktion, Ess-Pausen)
  • Sicherstellung einer Energieversorgung des Gehirns über die Fettverbrennung (Ketolyse)
  • Gewichtsoptimierung (BMI zwischen 21 und 24)
  • Reduzierung gehirnschädigender Nahrungsmittel (Alkohol, Fast-Food, Transfettsäuren, einfache Kohlenhydrate) und nicht rauchen
  • Hochwertige Lebensmittel in Bio-Qualität, Schwerpunkt auf frischem Gemüse

Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel nur das Wichtigste in der Kürze darstellen kann. Wenn Sie begründetes Interesse an einer Veränderung Ihres Lebensstil haben, um einer Demenz vorzubeugen oder weil schone eine Diagnose vorliegt, dann wenden Sie sich an einen Arzt oder eine kompetente Ernährungsberatung.

[Kro 2009] Kroner Z (2009): The relationship between Alzheimer´s disease and diabetes: Type 3 diabetes?; Alternative medicine review: a journal of clinical therapeitic; 14 (4): 373-379