Gesellschaft | Ernährung

Ups, ein Pups! Reizdarm!

Wiederkehrende diffuse Beschwerden des Darmtrakts ohne organische oder pathologische Diagnose – wie kann Ernährung helfen?
Bauchschmerzen und Blähungen - typisch bei einem Reizdarm
Foto: (c) unsplash

Für die oder den Betroffene(n) unbefriedigend ist, dass bei einem nervösen Darm, wie man Reizdarm auch nennt, meist keine eindeutige Diagnose für die Ursache festgestellt werden kann. Trotzdem sind die Beschwerden vielfältig und für den Patienten äußerst unangenehm, teilweise schmerzhaft und schränken in manchen Fällen die Lebensqualität deutlich ein.

Die am meisten genannten Beschwerden bei einem Reizdarm sind Schmerzen im Bauchraum, Blähungen und ein veränderter Stuhlgang (entweder zu flüssig – Durchfall – oder zu fest – Verstopfung – oder beides im Wechsel).

Tatsächlich gibt es heute noch keine wissenschaftlich belegte Erklärung für einen Reizdarm. Es werden einige Ursachen als mögliche Auslöser für diese Beschwerden diskutiert:

  • eine familiäre Häufung, was für eine genetische Veranlagung sprechen würde
  • die einfache Tatsache, Frau zu sein. Tatsächlich leiden etwa doppelt so viele Frauen unter diesen Beschwerden
  • eine gewisse Sensibilität gegenüber bestimmten Lebensmitteln, die den Verdauungsapparat „stressen“
  • eine vorausgegangene Entzündung der Schleimhaut im Magen-Darm-Trakt (Gastroenteritis)
  • Alltagsstress, Depressionen oder seelische Traumata

Unabhängig von der Ursache ist den Betroffenen in erster Linie wichtig, die Symptome in den Griff zu bekommen. Hierfür gibt es natürlich eine Reihe an Medikamenten.

Vor der Einnahme von Medikameten sollte man aber versuchen, die Symptome durch eine Optimierung der Ernährung zu verbessern. Dazu ist es notwendig, über einen definierten Zeitraum genau zu protokollieren, was gegessen wird und welche Reizdarm-Symptome auftreten.  Auch ist es in einem solchen Protokoll wichtig zu notieren, ob sich die Person Zeit nimmt, um auf das stille Örtchen zu gehen. Oder ob das, wie so vieles, „auch noch erledigt“ werden muss. Wenn´s dann nicht klappt, wird es unter Umständen verdrückt, was zu Verstopfung führen kann.

Anhand eines solchen Protokolls kann man bereits erkennen, ob Lebensmittel verzehrt werden, die Symptome wie Blähungen, Durchfall oder Verstopfung begünstigen.

Hier einige Beispiele: Der Verzehr von viel Sauerkraut kann Blähungen auslösen. Einige Menschen reagieren auf den Verzehr von Eiern mit sehr geruchsstarken Blähungen. Kernobst wie Zwetschen oder Renekloden können, vor allem wenn sie sehr reif gegessen werden, zu Durchfall führen. Viele Bananen wiederum können stopfende Wirkung haben.

Es gibt Lebensmittel, die statistisch weniger Symptome hervorrufen und solchen, die starke Symptome zur Folge haben können. Tatsächlich ist das aber sehr individuell und jeder muss das mit genauem Hinschauen selbst herausfinden. Wenn Zusammenhänge nicht klar sind, kann man einen Arzt oder eine Ernährungstherapeutin zu Rate ziehen.

Lebensmittel, die bei vielen Menschen eine eher stopfende Wirkung haben, sind u.a.  Weißmehlprodukte (Weißbrot, Semmeln, Kuchen, Kekse), Stärkeprodukte wie Pudding, polierter Reis, Bananen, Kakao und Schokolade, Süßigkeiten, Eis, schwarzer Tee, geriebener roher Apfel, getrocknete Heidelbeeren.

Lebensmittel die eher zu Durchfall führen sind u.a. (reifes) Kernobst, Rhabarber, Trauben, Kaffee, Sauerkraut, Essig, Milch und Milchprodukte.

Blähende Lebensmittel sind u.a. Sauerkraut, Eier, Zuckeraustauschstoffe zum Beispiel in Kaugummi (Sorbit, Xylit), kohlensäurehaltige Getränke, Hefe(-gebäck), Hülsenfrüchte.

Tatsächlich gibt es, wenn man im Ausschlussverfahren herausfinden möchte, welche Lebensmittel was auslösen, eine hilfreiche Diät.

Sie nennt sich FODMAP. Das Akronym steht für fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole (das A kommt von dem englischen Wort and für und).

Lässt man in der “Testphase” alle diese Zucker und Zuckeralkohole (Polyole) weg, kann das unterstützen, die Lebensmittel herauszufinden, die hauptsächlich für die Symptome verantwortlich sind.

FODMAP ist keine Garantie, tatsächlich führt diese Diät aber bei sehr vielen Reizdarm-Patienten zu einer Symptomverbesserung. Zur Duchführung dieser Diät sollten sich Betroffene professionelle Hilfe holen.