Kultur | Salto Afternoon

Im Mond- bei Feuerschein

Der erste Moontalk ging gestern im Kaminzimmer des Parkhotels Mondschein in 50 Minuten über die Bühne. FranzLab stellte das Innsbrucker „Büro für Gegenwartskunst“ vor.
Moontalk
Foto: Privat
Kunigunde Weissenegger führte den gut besuchten Talk mit der gebürtigen Meranerin Barbara Unterhurner. Die mit ihr angekündigte Christa Pertl, welche das „Büro“ gemeinsam mit Unterhurner gegründet hatte und fotodokumentarisch mit gestaltet, fehlte auf Grund unvorhergesehenen Terminüberschneidungen. Dem Umstand hätte man auch auf der Bühne Rechnung tragen und das ansprechen können, was leider versäumt wurde. Unterhurner und Pertl haben zusammen zwei Hand voll - sieben und drei - Beiträge für Franzmagazine verfasst, dem entsprechend war auch mit einer freundschaftlichen Präsentation zu rechnen.
Das passte recht gut zum Projekt, da gerade die anwesende Unterhurner darin einen Ausgleich zu ihrer Arbeit als Kulturjournalistin bei der Tiroler Tageszeitung (Print und Online) findet: Man sieht den eigenen Auftrag seit der Gründung in Pandemie-Zeiten als online Vernetzungsplattform und Werkzeug zur Sichtbarmachung des großen Angebots zeitgenößischer Kunst im, grob gefassten, Alpenraum. Ein Gegenpol also zum zeitlich und - im Fall der Zeitung - räumlich limitierten, meist zwingend kritischen Brotberuf.
Der Talk selbst blieb aufgrund einer gewissen beidseitigen Nervosität trotzdem angespannt, auch wenn am Abend keine kritischen Fragen gestellt wurden. Auch braucht es - nach Meinung des Redakteurs - für einen Talk mindestens drei Personen, da man sonst auch von einem Interview vor Publikum sprechen könnte, das nur gegen Ende einen Umkehrversuch erfuhr. Ein Talk ist dann spannend wenn, von den Starthilfen der Moderation abweichend, die Gäste untereinander ins Gespräch kommen, Bezug nehmen, zu verbindenden - oder auch trennenden - Themen. Auch blieb man in vielen Punkten vager, als man es hätte sein müssen: Mehrmals wurde von interessanten Projekten erzählt, die nicht namentlich benannt wurden und auf welche kaum eingegangen wurde. Eine Nennung oder die ehrliche Blöße zu gestehen, dass einem ein Namen entfallen ist, wärne hier sympathischer und glaubhafter gewesen. Auf die Premierentage Innsbruck, das Heimspiel St. Gallen und das Kulturbüro Bregenzerwald gab es jeweils einen interessanten, kurzen Ausblick.
Spannend hingegen das Selbstverständnis der Büro für Gegenwartskunst-Vertreterin nicht als Medien- sondern als Kulturprojekt: Man sucht klassische Formzwänge in Texten zu überwinden, etwa auch indem man sich des Dialekts bedient, dessen weniger politisierte Komponenten und lockeren Einsatz man nördlich des Brenners ansprach. Aber eine Begegnung mit Kunst, die wertungsfrei ist, geht das überhaupt? Die Frage bleibt ungestellt. Beim Büro für Gegenwartskunst versucht man es mit einem freundschaftlicheren Zugang, ganz ohne Selektion wird es aber auch hier wohl nicht gehen, da Zeit eine endliche Resource bleibt.
Stichwort Zeit: Bei der letzten Frage, als es gerade um ein in Salzburg durch Kulturschaffende lanciertes Leerstands-Projekt ging und damit - siehe Podiumsdiskussion im Museion morgen Abend - in die Tagesaktualität, zog Moderatorin Weissenegger den Schlussstrich, als Unterhurner eine Frage an sie richtete: „Ich weiß nicht, wie es in Südtirol ist, ob es da Initiativen gibt, vielleicht kannst du da…“ Weissenegger: „Ich würde das einfach auch als Schlussstatement nehmen, weil wir in Bozen sind und das als tröstendes Statement nehmen, dass Raum und freie Räume überall im Alpenraum ein Thema sind und nicht nur in Bozen.“ Schade, dass genau hier Schluss war.
Nach dem Talk im schönen Ambiente blieb noch die Möglichkeit zum niederschwelligen Networking und das Potential, dass der nächste Moontalk in etwa zwei Monaten anders wird.