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COPD – richtig essen für mehr Luft!?

Menschen mit diesen Lungenkrankheiten können ihre Situation deutlich verbessern, wenn sie bestimmte Ernährungsregeln einhalten!
Atemnot bei COPD
Foto: Julia Zacherl

Was ist COPD?

Der Begriff COPD stammt aus dem Englischen (chronic obstructive pulmonary disease) und bedeutet übersetzt „Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen“. Unter COPD werden chronische Erkrankungen der Lunge (Lungenemphysem, chronisch obstruktive Bronchitis) zusammengefasst, die auf entzündeten und dauerhaft verengten Atemwegen beruhen.

Die Hauptsymptome einer COPD mit und ohne Lungenemphysem sind vermehrter Auswurf, Husten und Atemnot auch als AHA-Effekt bezeichnet. Im Anfangsstadium der COPD tritt die Atemnot zumeist nur bei stärkerer Belastung auf, später im fortgeschrittenen Stadium bereits im Ruhezustand – so die Definition des Vereins COPD Deutschland.

In der westlichen Welt sind 80-90% der COPD-Fälle durch Rauchen verursacht. Leider trifft es hier nicht nur die aktiven Raucher. Nach Schätzungen der Europäische Lungenfachgesellschaft sterben in Deutschland jedes Jahr 4.000 Nichtraucher an den Folgen des Passivrauchs. Auch hier in Italien sind laut einer Untersuchung von 2019 der Associazione Italiana Oncologia Medica (Aiom) 25% der Befragten täglich ungewolltem Zigarettenrauch ausgesetzt – mit all seinen schweren gesundheitlichen Folgen.

 

Wie kann richtiges Essen nun helfen, dass Betroffene mehr Luft bekommen?

Menschen mit diesen Lungenkrankheiten – laut WHO sind es weltweit 600 Millionen – können ihre Situation deutlich verbessern, wenn sie bestimmte Ernährungsregeln einhalten.

Als erstes muss man wissen, dass unser Stoffwechsel aerob, also sauerstoffabhängig ist. Haben wir zu wenig O2, wirkt sich das unmittelbar auf den Stoffwechsel aus. Und gerade Sauerstoff fehlt Menschen mit COPD, weil ihre Lungen aufgrund der Erkrankung nicht genug Sauerstoff aufnehmen können. Deshalb verbrauchen sie sehr viel mehr Energie, sodass ein wesentlicher Faktor bei Patienten mit COPD ein deutlich erhöhter Energiebedarf ist.

Allein der Grundumsatz ist bei diesen Menschen schon um mindestens 20% oder deutlich mehr erhöht. Ein gesunder Erwachsener benötig etwa 1.000 kcal, um die lebenserhaltenden Prozesse aufrecht zu halten. Ein COPD-Patient benötigt mindestens 1.200 kcal oder mehr alleine für den Grundumsatz. Aufgrund der ständig akuten Atemnot haben Betroffene häufig wenig Appetit und sind deshalb oft untergewichtig. Daher ist eine der wichtigsten Regel ein besonderes Augenmerk auf die Energiezufuhr und damit auf das Körpergewicht zu richten.

Grundsätzlich sollte die Zusammensetzung der Nahrung in etwa 15 Energie-Prozente Eiweiß, 25-30 Energie-Prozent Fett und 50-60 Energie-Prozente Kohlenhydrate betragen. Dazu kommt, dass die verzehrten Lebensmittel von hoher Qualität sein sollen, damit mit dem Essen möglichst alle lebensnotwenigen Stoffe, also Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Ballaststoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, essentielle, d.h. lebensnotwenige Aminosäuren und essentielle Fettsäuren aufgenommen werden. Im Klartext heißt das: viel Obst und Gemüse, viele Vollkornprodukte und möglichst biologisch hochwertiges Fleisch, hochwertigen Fisch, Eier, Milch und Milchprodukte.

Um das Atmen zu erleichtern und Asthmaanfälle weitestgehend zu vermeiden, ist es extrem wichtig, ausreichend zu trinken. Am Tag soll zwischen 1,5 und 2 Liter Flüssigkeit aufgenommen werden. Achtung: Zu viel trinken kann kontraproduktiv sein, weil es den Druck in der Lunge erhöhen kann. Warme Getränke können schleimlösend wirken. Da Betroffene eher Unter- als Übergewicht haben, sollte nicht unmittelbar vor dem Essen getrunken werden. Denn das füllt bereits den Magen und der meist geringe Appetit wird noch weniger. Besser ist es, zwischen den Mahlzeiten zu trinken.

Auch sehr wichtige ist es, blähende Lebensmittel zu meiden. Blähungen entstehen, wenn Gase im Darm sind. Vermehrt Gase bedeutet einen erhöhten Druck auf das Zwerchfell und damit auch auf die Lunge. Deshalb sollen Hülsenfrüchte, Knoblauch, Zwiebeln und Kohl eher selten verzehrt werden.

Um nicht unnötige Gase aufzunehmen, sollten bevorzugt Getränke ohne Kohlensäure getrunken werden. Auch zu schnelles essen kann zu Blähungen führen, da dabei oft viel Luft mitverschluckt wird. Deshalb sollten COPD-Patienten immer langsam essen, um unnötiges Luftschlucken zu vermeiden.

Salz bindet Wasser, wobei es zu Wasseransammlungen (Ödemen) kommen kann. Diese wiederum können das Atmen erschweren. Deshalb sollte man sehr sparsam mit Salz umgehen. Auch sollten keine salzhaltigen Fertiggerichte verzehrt werden.

Da Patienten mit COPD leicht Muskelmasse verlieren, sollte zum Erhalt der Muskelmasse hochwertiges Eiweiß gegessen werden. Pro Tag sollen in etwa 0,8g Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht auf dem Speisplan stehen. Besonders hochwertig sind Kombinationen aus tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln wie Kartoffelbrei mit Milch und dazu Spiegel- oder Rührei oder Müsli mit Milch oder Joghurt.

Um im Stoffwechsel oxidativen Stress zu vermeiden, ist es wichtig, mit der Nahrung Antioxidantien aufzunehmen. Diese wirken Entzündungen entgegen und sind krebsvorbeugend. Insbesondere pflanzliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse, Vollkornprodukte und hochwertige pflanzliche Öle sowie Nüsse sind reich davon. Wichtige Antioxidantien sind die Vitamine A, C und E, sowie Selen und Omega-3-Fettsäuren.

Da der Magen sehr nahe bei der Lunge liegt, nimmt er, wenn er sehr voll ist, der Lunge Platz zum Atmen. Deshalb ist es ratsam, öfter kleine Mahlzeiten am Tag zu essen. Auch hilfreich kann eine richtige Körperhaltung beim Essen sein. Wenn man die Arme beim Essen aufstützt und sich kleine mundgerechte Portionen zurechtmacht, erleichtert das das Atmen beim Essen.

Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel nur allgemeine Tipps zur Ernährung bei COPD gibt. Sollten Sie den Verdacht haben, diese Krankheit zu haben, sollten Sie unbedingt einen Facharzt aufsuchen.