Umwelt | Vinschgerwind

Der Fluch am Rambach

Die Rambach Konsortial GmbH, die vier Vinschger Gemeinden gehört, hat den Abgabetermin für ihr Kraftwerksprojekt versäumt. Wer zahlt jetzt 100.000 Euro an Projektkosten?
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Foto: prorambach

Es ist lange her, gut 30 Jahre, da hat sich der Abwasserverband Obervinschgau, dem die Gemeinden Mals, Taufers, Schluderns und Glurns angehörten, um ein E-Werk am Rambach bemüht. Damals wollten die Bürgermeister mit dem Erlös aus der Wasserkraft die Abwasserkosten in der Kläranlage in Glurns querfinanzieren. Die damaligen Bürgermeister befürchteten einen enormen Preisanstieg bei der Klärung der Abwässer. Mit einem E-Werk, so der hehre Gedanke damals, könnten die Abwasserkosten in Schach gehalten werden. Der Rambach befand sich im Nationalpark Stilfserjoch (heute ist er das nicht mehr) und die Konzessionsvergabe für ein E-Werk lag in den Händen der Ministerien in Rom (heute liegt die Konzessionsvergabe letztlich bei der Landesregierung). Der Abwasserverband ist vor allem aufgrund der ablehnenden Haltung im Nationalpark nie zu einem E-Werk gekommen. Der Grenzüberschreiter Rambach blieb bisher unberührt.

Die Zeiten ändern sich

Seit die Konzessionsvergabe auf das Land übergegangen und damit ein Punkt des Autonomiestatutes in Erfüllung gegangen ist, ist am Rambach ein heftiger Streit, ein heftiges Werben um eine Wasserkonzession für ein E-Werk entbrannt. Der Bach, die Wasserführung, das Gefälle erweisen sich als äußerst lukrativ für ein E-Werk. Das haben die damalige SEL, Helmut Frasnelli von der Eisackwerk GmbH und auch die Gemeinden Mals, Taufers, Glurns und Schluderns erkannt und alle drei haben Projekte eingereicht. Bis dann eine neue Diskussion rund um den Rambach aufgetreten ist, ein Umweltschutzdiskussion, eine Diskussion darüber auch, dass ein E-Werk nur von einer öffentlichen Institution betrieben werden solle. Es ging drunter und drüber beim Thema Rambach. Um den Frasnelli und sogar die SEL auszubremsen, wurde beschlossen, den Rambach unter Schutz zustellen. Gelungen ist das nicht ganz, aber es wurde letztlich in der Landesregierung entschieden, dass ein E-Werk, wenn schon, eine Leistung von 3 Megawatt nicht überschreiten darf. Die bisher eingereichten oder geplanten Projekte waren damit auf Eis.

Mit Ulrich Veith, dem neuen Bürgermeister in Mals, kam zusätzlicher Drall in die Sache. Mit einer Volksabstimmung, mehrheitlich abgesegent vom Gemeinderat, sollte das Volk darüber entscheiden, ob der Rambach hydroelektrisch genutzt werden solle. Die Mehrheit der an der Abstimmung Teilnehmenden war dafür (58,49 %). Eine andere Volksabstimung wurde in Taufers abgehalten. Auch dort war eine Mehrheit (51,6%) für eine Nutzung. Die Abhaltung von Volksabstimmungen in Mals und in Taufers (weil der Rambach durch diese zwei Gemeinden fließt) hat die damaligen Vertreter der Gemeinde Glurns erzürnt. Die bisherigen Abkommen, aus jenem des Abwasserverbandes herrührend, waren nichtig.

Getrennte Wege

So sind die Gemeinden dann getrennte Wege gegangen. In Mals, Taufers, Laatsch und Schluderns wurde die Rambach Konsortial GmbH gegründet, mit dem Ziel, sich um eine Konzession am Rambach zu bemühen. (Taufers 48%, Mals 35%, Laatsch 9%, SEG 5% und Schluderns 3%). Die Gemeinde Glurns kündigt an, ein eigenes Projekt am Rambach einreichen zu wollen..

„Der Rambach kommt aus dem Val Müstair, überfließt die Grenze in Taufers und mündet vor Glurns in die Etsch. Er ist ein Grenzüberschreiter und er birgt einen Fluch.“

„Zum Schämen“

Im heurigen Sommer ist es zum Showdown gekommen. Das Verfahren um die Rambachkonzession ist eröffnet worden. In Bozen liegen vier Projekte auf, darunter eines der Gemeinde Glurns, ein gleich lautendes für die „Proplan AG“ von Ulrich Innerhofer, eines von Sabine Zeiner, ein anderes von Hannes von Hepperger (beide Ansuchen mit derselben Anschrift in Bozen). Kein Ansuchen hat die Rambach Konsortial GmbH abgegeben. Man hat das Datum schlicht versäumt. Es ist zum Schämen, sagt ein Gemeindeverwalter, der nicht genannt werden will. Man habe Volksbefragungen abgehalten, die Mehrheiten seien für den Ausbau des Rambaches gewesen und nun versäume man den Abgabetermin. Die Rambach Konsortial GmbH hat rund 100.000 Euro in die Projektvorbereitung gesteckt und dann den Abgabetermin schlicht versäumt? Unglaublich. 
Am 12. Oktober 2016 fand in Bozen der Lokalaugenschein statt. Die Projektwerber waren anwesend. Luis Frank, Bürgermeister von Glurns, ist zuversichtlich, dass sein Projekt gut im Rennen liege.

Nichtige Vereinbarung

So ganz wollten die Gemeinden im Vorfeld nicht in Konkurrenz treten. Der Glurnser Gemeinderat hat als erster eine Vereinbarung beschlossen, dass die Gemeinde Glurns – unabhängig welches Projekt gewinnen mag (jenes der Gemeinde Glurns oder jenes der Rambach Konsortial GmbH) mit 15% beteiligt sein solle. Die Gemeinde Taufers hat per Ratsbeschluss dieser Vereinbarung zugestimmt. Die Gemeinde Mals hat das nicht getan.  Und nun ergibt sich ein ganz anderes Bild: Die Gemeinde Taufers hat einen Teil der Vereinbarung nicht eingehalten – es liegt nämlich kein Projekt der Rambach Konsortial GmbH vor. Die Vereinbarung, die Beschlüsse sind von daher gesehen nichtig. Das sagt auch Luis Frank.

Gesprächsbereit

Dennoch ist Glurns gesprächsbereit. Frank sagt, dass durchaus Verhandlungsspielraum vorhanden sei. Die Gemeinde Glurns wäre mit einer etwas besseren Beteiligung als 15% durchaus zufrieden. Es gehe nicht an, dass sich die Gemeinden gegenseitig ausspielen. Zusammenarbeit sei gefragt.

Die Probleme

Unbestritten ist, dass die Gemeinden Mals, Taufers und Schluderns möglicherweise noch ganz andere Probleme zu wälzen haben werden. Die Frage ist, wer die Projektkosten von rund 100.000 Euro zu tragen hat. Die Gemeinden sicher nicht, denn ansonsten wäre das ein gefundenes Fressen für den Rechnungshof. Die Lösungssuche ist derweil voll im Gange, sei es innerhalb der Rambach Konsortial GMbH, sei es im Verhandlungswege mit der Gemeinde Glurns.