Politik | Polemik

Missglückte Partnerwahl

Mit der Bestellung von Francesca Puglisi hat sich die Landesregierung ein Ei gelegt. Das zeigen die Äußerungen der Ex-PD-Senatorin selbst – und die weiteren Reaktionen.
Ei, Hammer
Foto: Pixabay

Das Dokument hat man ganz schnell von der ersten Seite entfernt. Noch am Donnerstag war der Beschluss, mit dem Francesca Puglisi beauftragt wird, “am Image von Südtirol auf dem italienischen Staatsgebiet zu arbeiten” als erster auf der Webseite der Landesregierung gereiht. Kurze Zeit später war er erst auf Seite drei wiederzufinden.

Nützen wird es nicht viel – denn die Polemik um die Bestellung von Puglisi ist inzwischen voll im Gange. Nicht nur der Opposition, auch parteiinternen Kritikern haben Landesregierung und Landeshauptmann damit eine Steilvorlage für heftige Attacken geliefert.

 

In den Fängen des PD?

Wie salto.bz am Donnerstag berichtete, wurde die 48-Jährige ehemalige PD-Senatorin und Journalistin aus der Emilia Romagna auserkoren, um das Image von Südtirol in Italien aufzupolieren. Puglisi hat keinen Zweisprachgikeitsnachweis, dafür aber mit PD-Senator Gianclaudio Bressa einen einflussreichen Lebensgefährten. Zwei Tatsachen, die nicht nur die Opposition aus dem rechten Lager sprachgruppenübergreifend heftige Kritik üben lässt. 

“Ich hätte es nicht gemacht...”, sagt ein hochrangiges SVP-Mitglied. “Wir machen uns zum Gespött der Leute”, schimpft der Unterlandler SVP-Bezirksobmann und Fraktionssprecher im Landtag Oswald Schiefer offen. Bereits die Parlaments-Kandidaturen von Maria Elena Boschi und Gianclaudio Bressa im Wahlkreis Bozen-Unterland hatten dort für großen Stunk gesorgt. “Statt einer Loslösung vom PD spürt man hier den verlängerten Arm des PD. Wenn wir die Partei der deutschen und ladinischen Bevölkerung sind, dann dürfen wir dieses Spielchen nicht mitmachen”, zitiert die Dolomiten Schiefer.

Beim lokalen PD selbst will man von der Beauftragung von Francesca Puglisi nichts gewusst haben. Zumindest Parteisekretär Alessandro Huber nicht, wie er dem Alto Adige verrät. Als der Beschluss am Dienstag von der Landesregierung getroffen wurde, war Christian Tommasini abwesend und es sei ein Beschluss “fuori sacco” gewesen, der erst am selben Tag vorgelegt worden sei, so Huber.

 

Doch keine Lust auf Südtirol?

Freilich nicht unbeobachtet ist die Geschichte an den nationalen Medien vorbeigezogen. Bei Il Fatto Quotidiano zitiert man salto.bz und hat in der Landespresseagentur nachgefragt, bei der Francesca Puglisi offiziell, allerdings mit einem Sachverständigen-Auftrag – weil der Zweisprachigkeitsnachweis fehlt – angestellt werden soll. Die Lokalredaktion von La Repubblica in Bologna hat die ehemalige PD-Senatorin telefonisch erreicht. Sie sei noch am Überlegen, ob sie den Auftrag überhaupt annehmen wird, sagt Puglisi – auch wegen des Gehalts, das ihr zu niedrig sein scheint. “Visto l'impegno che mi verrebbe chiesto a Roma e lo stipendio di 2.650 euro netti mensili, potrei anche rinunciare, non ho ancora firmato nulla”, so Puglisi wörtlich

Detail am Rande: Auf ihrer letzten Steuererklärung erklärte Francesca Puglisi ein Einkommen von mehr als 108.000 Euro. 9.000 Euro im Monat.

 

Sympathische Notbremse?

Die “Operation Sympathie”, mit der das Land das Image von Südtirol im restlichen Italien verbessern will, scheint mächtig nach hinten los gegangen zu sein.
“Die Boschi-Partei hat nichts dazugelernt. Es geht fröhlich weiter mit der Südtiroler Freunderlwirtschaft à la SVPD”, kommentiert der Landtagsabgeordnete der 5 Sterne Bewegung Paul Köllensperger. “Wo bleibt der Anstand?”, fragt sich Alessandro Urzì (Alto Adige nel Cuore) angesichts Puglisis Aussage, dass sie es sich bei 2.650 Euro netto im Monat noch einmal überlegen werde, den Auftrag anzunehmen: “Oltre il danno la beffa per milioni di italiani per cui quei 2.650 euro al mese sarebbero una gioia infinita.”

Und Hans Heiss von den Grünen wartet mit einem gut gemeinten Rat auf: “Es wäre ein ebenso eleganter wie notwendiger Ausweg für alle Beteiligten, wenn sich Frau Puglisi mit Blick auf die ‘dürftige’ Gehaltsposition zügig zurückziehen würde und sich ganz aus dem Spiel nähme. Das wäre die Notbremse für eine Serie von Dilettantismus und versuchter Durchstecherei. Angesichts einer nun antretenden Lega-Cinque-Stelle-Regierung und -Mehrheit wäre die Ex-PD-Senatorin und Bressa-Partnerin eine Südtirol-Botschafterin von ähnlicher Glaubwürdigkeit, als würde Luis Durnwalder als Werbeträger für Direkte Demokratie auftreten. Ein schneller Rückzug ist daher die für alle Beteiligten die einzig vertretbare Option.”

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Robert Tam... Fr., 01.06.2018 - 12:45

Verständnisfrage: Wie kommt Frau Puglisi auf die Nettomonatssumme von 2.650€? Wenn ich es richtig verstanden habe, liegt der Jahresbruttolohn für diese Stelle bei 73.000€. Das müsste im Monat etwas mehr als 2.650 netto sein, oder?

Fr., 01.06.2018 - 12:45 Permalink