Economia | Alperia

Teures Versteckspiel

Der Vize-Generaldirektor der Alperia, Paolo Acuti, ist der bestbezahlte Manager einer öffentlichen Gesellschaft in Südtirol. Doch das versteckt man seit Jahren.
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Foto: Hannes Prousch
Für heute um 14.30 Uhr war eigentlich die Gesellschafterversammlung der Alperia angesagt. Auf der Tagesordnung sollte die Neubestellung der Governance der Südtiroler Energiegesellschaft stehen. Zuerst war geplant den sechsköpfigen Aufsichtsrat zu ernennen und dieser sollte anschließend den ebenfalls sechsköpfigen Vorstand nominieren.
Doch dazu wird es nicht kommen. Nachdem bereits alle Namen politisch ausgehandelt waren, stellte sich am Dienstag in der Landesregierung die Lega quer. Energielandesrat Giuliano Vettorato fühlt sich übergangen und verlangte, dass seine Partei zumindest ein Mitglied in die Alperia-Führungsgremien entsenden kann.
 
 
Deshalb wurden die Nominierungen und die Gesellschafterversammlung auf den 6. Juni verschoben. Die Alperia-Gesellschafter Land, die beiden Stadtgemeinden Meran und Bozen, sowie die Selfin GmbH werden sich aber heute trotzdem mit Landesrat Vettorato treffen. Man will dabei personelle Möglichkeiten prüfen, wie und wo man einen Lega-Vertreter unterbringen kann.
Die SVP macht Druck auf den Meraner Bürgermeister Paul Rösch. Dieser soll den Kandidaten Helmut Moroder zurückziehen. Der politisch Grünen nahe Ingenieur und Verkehrsexperte saß jetzt drei Jahre lang im Aufsichtsrat. Weil dort aber unbedingt die Bozner SVP-Hoffnung Paula Aspmair unterkommen muss, sollte Moroder jetzt in den Vorstand wechseln. Weil man aber plötzlich Platz für einen Lega-Vertreter braucht, will man Moroder opfern. Das Problem: Meran und Paul Rösch spielen hier nicht mit.
 

Ein freier Platz

 
Was aber kaum jemand weiß: Wenn man möchte, wäre der Platz für einen Lega-Vertreter oder eine Vertreterin längst da. Der Vorstand der Alperia setzt sich aus sechs Personen zusammen. In den ersten drei Jahren waren es vier Fachleute, sowie Alperia-Generaldirektor Johann Wohlfarter und dessen Stellvertreter Paolo Acuti.
Laut Gesellschaftsstatut muss der Generaldirektor der Alperia dem Vorstand angehören. Keineswegs aber sein Stellvertreter. Die Berufung Acutis in den Vorstand hat einen unternehmenspolitischen Hintergrund.
 
 
Die Fusion der SEL AG und der Etschwerke AG zur Alperia wurde vor allem in den Etschwerken mehr erduldet als begrüßt. Es ging dabei zwei völlig unterschiedliche Unternehmenskulturen unter einem Dach zusammenzuführen. Von Anfang an war man deshalb in der Politik bemüht, hier möglichst ausgleichend zu wirken. So versuchte man die Führungspositionen paritätisch mit Etschwerke- und SEL-Leuten zu besetzen. Wo es nicht ging, schaffte man kurzerhand neue Bereiche, damit man die ursprünglichen Positionen halten konnte.
Auch die Berufung Paolo Acutis in den Vorstand war eine dieser Ausgleichsmaßnahmen. Eine Führungsperson aus dem Etschwerken sollte dem neuen von außen berufenen Generaldirektor Johann Wohlfarter beigestellt werden.
Jetzt nach drei Jahren dürfte genau das aber nicht mehr nötig sein. Vor allem dann, wenn man weiß, dass Paolo Acuti innerhalb der Alperia einen ganz besonderen Status einnimmt.
 

Absurde Situation

 
An der Spitze der Alperia spiegelt sich eine absurde Situation wieder, die sich abgeschwächt durch das gesamte Unternehmen zieht. Ein absolut unlogisches Gehaltsgefälle.
Im Klartext: Der stellvertretende Generaldirektor der Alperia verdient weit mehr als der eigentliche Generaldirektor. Und weit über die für öffentliche Gesellschaften geltende 240.000 Euro-Grenze hinaus.
Diese Absurdität ist das Erbe einer Räubergeschichte. Traditionell waren die Gehälter in den Etschwerken höher als in der SEL AG. Doch kurz vor der Fusion erhöhte der kommunale Energiebetreiber der Städte Bozen und Meran 2016 die Entschädigungen der Führungskräfte noch einmal deutlich. Paolo Acuti wurde so mitten in den Fusionsverhandlungen zum Generaldirektor der Etschwerke befördert und mit einem Traumgehalt ausgestattet.
Einer der Fixpunkte im Fusionsvertrag war aber das jede und jeder in der Alperia seine ursprüngliche wirtschaftliche Behandlung beibehalten wird.
 
 
Am Anfang verdienten jene, die von den Etschwerken kamen, fast das Doppelte von uns“, beschreibt ein Alperia-Mitarbeiter die Ausgangslage. Weil das so nicht tragbar ist, hat man inzwischen nachgebessert. Dennoch sind die Gehaltsunterschiede geblieben.
Das zeigt sich vor allem an der Spitze. Während Alperia Generaldirektor Johann Wohlfarter 240.000 Euro im Jahr verdient, was für ein Unternehmen in dieser Größe durchaus angemessen ist, kommt sein Stellvertreter Paolo Acuti auf rund 300.000 Euro. Eine Gehaltshierarchie, die für Normalsterbliche kaum erklärbar ist. Deshalb versteckt man diese Fakten seit Jahren auch.
 

Die Ausnahme

 
Die Alperia AG hat ausschließlich öffentliche Gesellschafter. Damit dürfte sie auch allen gesetzlichen Transparenz-Bestimmungen unterliegen. Das möchte man annehmen.
Doch dem ist nicht so. Auf der Alperia-Homepage gibt es zwar den Bereich „Transparente Verwaltung“ doch dort werden nur Ausschreibungen und Verträge und der Ethikkodex veröffentlicht. Von den Entschädigungen und Gehältern der Verwalter und Direktoren keine Spur.
Selbst Landtagsanfragen nach den Entschädigungen wurden von der Alperia ignoriert bzw. abschlägig beantwortet. „Alperia ist nicht verpflichtet, diese Daten und Zahlen herauszugeben“, heißt es dann.
Der Grund dafür: Im staatlichen Gesetz gibt es Ausnahmebestimmungen für Börsennotierte Unternehmen. Südtirol hat in Rom durchgesetzt, dass auch die Alperia in diese Ausnahmebestimmungen fällt. Damit wollte man der Energiegesellschaft mehr Freiheiten bei der Auftragsvergabe aber auch bei der Bestellung der Governance einräumen. Niemand im Land hat aber daran gedacht, dass die Alperia nicht nur ihre Gehälter damit verstecken wird, sondern dass diese Ausnahmebestimmung auch dazu führt, dass der stellvertretende Generaldirektor weit mehr verdienen kann als der Landeshauptmann.
Die Landesverwaltung hat inzwischen aber die Notbremse gezogen. In das Finanzgesetz wurde ein Passus eingefügt, der bestimmt, dass die Deckelung von 240.000 Euro ab 1. Jänner 2018 auch für die Alperia-Gehälter gilt. Das Problem dabei: Die Bestimmung kann nicht rückwirkend angewandt werden. Sie betrifft nur die neuen Arbeitsverträge.
Damit darf Paolo Acuti auch weiterhin 300.000 Euro im Jahr verdienen. Und er muss anscheinend dazu auch im Vorstand der Alperia sitzen.
 

Berichtigung

 
In den Artikel hat sich ein sinnstörender Fehler eingeschlichen. Im Alperia-Statut heißt es zur Zusammensetzung des Vorstandes: „Unbeschadet der verbindlichen Rechtsvorschriften müssen 2 (zwei) Vorstandsmitglieder aus dem Spitzenmanagement der zur Gruppe gehörenden Gesellschaften einschließlich des Generaldirektors der Gesellschaft und einer weiteren Führungskraft ausgewählt werden.
Demnach muss neben Generaldirektor Johann Wohlfrater eine zweite Alperia-Führungskraft im Vorstand sitzen. Wobei es nicht der stellvertretende Generaldirektor sein muss.
Die Schlussfolgerung des "freien Platzes" ist demnach nicht richtig. 

 

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Hans Hanser Ven, 05/24/2019 - 10:11

In risposta a di Marcus A.

Machterhalt durch Postenschacher und Arbeitsbeschaffung für (Partei)freunde, sei es durch externe als auch interne Mitarbeit. Vorgaukelung von Wertschöpfung und angeblichen Preisvorteil durch manipulierte Medien, wie im Regelfall bei allen öffentlich geführten Gesellschaften.
Weniger als 3 Sätze, wie gewünscht....

Ven, 05/24/2019 - 10:11 Collegamento permanente