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Kreuz und quer geraten

Seit klein auf begeistert sich Valeria Dejaco für Kreuzworträtsel. Jetzt dreht sie den Spieß um und entwirft selbst ein Rätsel. Aber kein gewöhnliches.
Kreizweis
Foto: privat/salto.bz

“Ich habe schöne Kindheitserinnerungen an zerfledderte, sandgefüllte Ausgaben der ‘Settimana enigmistica’, die ich im Urlaub am Meer abwechselnd mit meiner Mutter ausfüllte.” Aus ihrer Leidenschaft für Kreuzworträtsel macht Valeria Dejaco keinen Hehl. Und weil sie in der Südtiroler Rätsellandschaft eine Flaute ausmachte, hat sie sich kurzerhand daran gemacht, selbst für frischen Wind zu sorgen. Mit dem “Südtirol-Rätsel für Blitzkneißer, Obergscheide und Um-die-Ecke-Denker”, wie sie ihre Rätsel-Kreation beschreibt: ein Online-Kreuzworträtsel, für das “fließendes Krautwalsch von Vorteil” ist, zwinkert sie. Technischen Support erhält sie von Stefan Plattner.

 

Wer Valeria Dejaco zuhört, merkt gleich: Hier spricht eine Expertin. “Ich liebe Kreuzworträtsel schon seit immer”, schickt sie voraus – und gesteht: “Schwedenrätsel, wie man sie auch aus ein paar Südtiroler Printmedien kennt und die einfach nur geradeheraus Definitionen oder Wissen abfragen, also z.B. ‘Stadt an der Oder’ oder ‘Höchster Gipfel Südtirols’, finde ich fürchterlich langweilig. Heutzutage kann man alles in Sekunden am Smartphone googeln – wo bleibt da die Herausforderung?” Viel eher haben es ihr die so genannten kryptischen Kreuzworträtsel angetan. “Die ‘cryptic crosswords’ aus dem englischsprachigen Raum sind die ‘Königsklasse’’ und spielen, im Gegensatz zu Schwedenrätseln, mit Wortwitz, Doppeldeutigkeiten, Sprachrätseln, Anagrammen, ‘Einileger’-Fragen etc.” Auch im deutschen Sprachraum gibt es solche Rätsel: “Etwa jenes im ZEIT Magazin vom Rätselmacher ‘Eckstein’ oder in der Tageszeitung Der Standard, von den ‘phoenixen’”, listet Dejaco auf. “Da muss man oft echt lange grübeln und der Aha-Moment, wenn man das gesuchte Wort errät, ist umso befriedigender! Ich dachte mir immer: So etwas müsste man auch für Südtirol machen!” Gedacht, getan.

 

Im vorigen November ist Valeria Dejaco mit KREIZWEIS gestartet: “Ein kryptisches Rätsel, aber mit einem Mix aus Deutsch, Italienisch und Dialekt, mit lokalen Namen und Orten und Besonderheiten.” Dazu hat sich Dejaco, die sich als Geschäftsführerin der Kommunikations- und Textagentur Exlibris in Bozen auch beruflich viel mit Sprachen befasst, eine Software zum Rätselbauen gekauft. Nach ein paar Probeläufen war das erste Rätsel online.

Die gleichnamige Webseite betreut Stefan Plattner, der als CTO (“Chief Technology Officer” – Technischer Direktor) bei der Südtiroler Webagentur Zeppelin tätig ist. “Wir machen das beide als Hobby, das ganze Projekt ist pandemiebedingt sogar ohne ein einziges Treffen entstanden – alles per E-Mail und Twitter-Nachrichten”, berichtet Dejaco. Was hat es mit dem Namen auf sich? “Für KREIZWEIS haben wir uns entschieden, weil er beides schön ausdrückt: das kreuzweise Ausfüllen der Begriffe und das ‘Madonniga, du konnsch mi mol kreizweis!’, das sich die frustrierten RätsellöserInnen hoffentlich oft denken”, schmunzelt Dejaco. Tatsächlich haben es die zu erratenden Begriffe bzw. die Hinweise, die dazu führen, in sich.

“Pesto und focaccia sind es, und ein italienischer Paperon de’ Paperoni wäre es wohl auch” – “Sollte nie in die Nähe eines Knödels kommen, sonst drohen Prügel von der Wirtin” – “Damit man nicht aufs Gesichtfliegt, sollte man sich gut festhalten und die Pobacken auf dem Teller ordentlich zusammenkneifen”

 

 

Jeweils am ersten des Monats erscheint das neue “Kreizweis”-Rätsel, immer unter einem bestimmten Motto. Am heutigen 1. Februar etwa zum “recht naheliegenden – und auch wieder zweideutigen – Thema ‘Maskenball’”, so Dejaco. Etwa vier Stunden dauere es, bis sie ein Rätsel fertig gestellt hat, rechnet sie nach. Und wie geht sie vor? Woher kommt die Inspiration für die Lösungswörter und die Hinweise? Dejaco erklärt: “Ich sammle jeden Tag Inspiration und tippe ständig plötzliche Eingebungen in die Notizen-App auf meinem Handy, oft gleich nach dem Aufwachen oder mitten in einem Gespräch. So ist über Monate hinweg eine Wortliste aus Deutsch, Italienisch und Dialekt entstanden, die mittlerweile 2.000 Begriffe bzw. Namen zählt und ständig wächst. Daraus baue ich das monatliche ‘Kreizweis’-Rätsel. Ich habe immer 4-5 begonnene Rätsel in der Pipeline und versuche sie an aktuelle Ereignisse anzupassen. Sobald die Begriffe alle ins Rätsel eingepasst sind, beginne ich mit dem Schreiben der Hinweise. Ich mache das nie an einem Stück, sondern arbeite über mehrere Tage hinweg immer wieder mal dran – je nachdem, wie viel Zeit und Lust ich nach der Arbeit noch habe.”

 

An die Leute bzw. die Knobler bringen Dejaco und Plattner die Rätsel über Twitter und Facebook. Sie können entweder direkt online gelöst werden – die Fortschritte werden gespeichert, bereits erratene Begriffe also angezeigt, wenn die Seite erneut aufgerufen wird – oder ausgedruckt werden. “Ich löse selber auch gern auf Papier”, verrät Dejaco, “aber es spricht auch viel für die Digitalversion: Etwa wenn man auf den Zug wartet oder 10 Minuten übrig hat und schnell am Handy ein bisschen rätseln will, statt mal wieder durch Covid-Nachrichten oder hämische Facebook-Kommentare zu scrollen…”

Kreuzworträtsel lösen und jetzt auch erstellen – für Valeria Dejaco ein lieb gewonnenes und sorgsam gepflegtes Hobby. “Viele mögen Kreuzworträtsel für einen ziemlich banalen Zeitvertreib halten – und Zeit hat man ja immer wenig. Aber ich finde, gerade in einer so schwierigen Phase wie jetzt ist eine halbe Stunde Rätsellösen eine echte Wohltat für die Seele und ein gutes Hirntraining.”

Am Ende gibt sie den KREIZWEIS-Lösern – und jenen, die es noch werden wollen – einen Tipp mit: “Am Anfang können die kryptischen Hinweise für neue Rätsellöser vielleicht ungewohnt sein. Zur Info: In den Hinweisen verstecken sich viele Tipps, z. B. in Form von Satzzeichen, Abständen, Kursivschreibungen, Tipp’fehlern’, Wörtern in einer anderen Sprache, etc.”