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Marco Delladio hat mit „My Way Back Home“ eine wunderschöne CD gemacht, die so wohltuend gar nicht nach Südtirol klingt.
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Foto: delladio
Marco Delladio ist keiner, der viel redet. Dafür macht er seit gut vier Jahrzehnten hauptberuflich Musik. Jetzt hat der Bozner Musiker seine erste Solo-CD veröffentlicht. Gleich vorweg: Es ist ein Tonträger, der sich mehr als nur hören und sehen lassen kann. Auch außerhalb dieses Landes.
Delladios musikalische Vorbilder sind schnell aufgezählt: Stones, Clapton und Elton John. Im Kosmos dieses Dreigestirns bewegen sich dann auch die Songs auf „My Way Back Home“. Man hört und spürt auf dieser CD Anlehnungen an diese großen Musiker. Komponiert und gespielt mit einer wohltuenden Selbstverständlichkeit, was den Songs Eigenständigkeit und Charakter verleiht. Marco Delladio spaziert in seinen Kompositionen leichtfüssig durch die Stile: Blues, Folk, Country, Samba und Rock.
Goodbye“, „The Right Place“ oder „One Way Ticket On A Lonesome Train“ sind musikalisch verschiedene Welten, gemeinsam ist ihnen, dass alle drei Songs absolutes Hitpotential haben. Der Shuffle „You’re Clearly Not A Saint“ bringt die bluesige Seite Delladios zum Vorschein, „There Have Been Times“ klingt wie der beste Cat Stevens und die Country-Anklänge im Opener „Sunday“ und im Titeltrack „My Way Back Home“ geben den Songs filigrane Leichtigkeit.
 
„My Way Back Home“ ist musikalisch vielfältig, doch Marco Delladio hat es geschafft der gesamten CD eine eigene Stimmung einzuhauchen. Das dürfte daran liegen, dass er wie Elton John sein Honky Château gefunden hat. Im Unterschied zum englischen Superstar liegt Delladios Aufnahmestudio aber nicht in einem französischen Schloss aus dem 17. Jahrhundert, sondern in einer Bozner Stadtwohnung. Delladio hat das Album bei sich zuhause aufgenommen. Herausgekommen ist eine CD, die so gar nicht nach Südtirol klingt. Allein das ist ein Leistung.
Marco Delladio ist ein begnadeter Musiker. Auf der CD hat er in den meisten Songs alle Instrumente selbst gespielt: Akustische und E-Gitarre, Piano, Orgel, Bass und Schlagzeug. Die Platte zeigt aber nicht nur, dass er auch als Komponist bestehen kann, sondern noch deutlicher, wie hervorragend dieser unscheinbare Typ Singen kann. Delladio glänzt dabei keineswegs durch großartige stimmliche Kapriolen, sondern durch solides Mundwerk mit Charakter und Persönlichkeit. Er hat eine Spannbreite in der Stimme, die den zehn Songs zusätzliches Leben einhauchen.
In welcher Liga Marco Delladio dabei spielt, zeigt sich auch an den Freunden, die ihm bei dieser CD zu Hand gingen. Die Texte hat Sarah Agius geschrieben. An der Gitarre wird er von seinem musikalischen Mitstreiter Matteo Rossetto unterstützt, an den Percussionen von Max Castlunger, am Klavier von Marco Facchin und an der Mundharmonika von Andrea Eccheli. Dass ausgerechnet der Südtiroler Ausnahmegitarrist Manuel Randi mit dem Marco Delladio seit gut 20 Jahren immer wieder auf der Bühne steht auf dieser CD Bass spielt, macht deutlich, dass es hier um den Spaß und die Liebe zur Musik geht. Und nicht darum, irgendjemandem etwas beweisen zu müssen.
 
„My Way Back Home“ ist musikalisches Understatement. Es ist eine ruhige CD, die bescheiden daherkommt und auf jeden Schnick Schnack verzichtet. Geradlinig, gefühlvoll und ehrlich. Genau das aber macht die Songs und die Platte groß.
Der musikalischer Heimweg wird für Marco Delladio noch lange dauern. Das spürt man in jedem Ton dieser Platte.
 
Offiziell wird Marco Delladios CD „My Way Back Home“ live am Dienstag, den 4. April in der Bozner Carambolage vorgestellt. Beginn: 21 Uhr.