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Wieder kein Tor!

Der FC Südtirol und der CFC Genoa trennen sich im Bozner Drusus-Stadion 0:0. Die Südtiroler sind jetzt bereits im 4. Spiel ohne Torerfolg. Die Analyse.
FC Südtirol Genoa
Foto: Ufficio Stampa FCS - Foto Bordoni

Im Bozner Drusus-Stadion war am 1. Mai mit dem CFC Genoa einer der ältesten Clubs Italiens zu Gast. Dem gegenüber stand der jüngste Fußballclub in der Serie B - Der FC Südtirol wurde offiziell 1974 gegründet. Beide Mannschaften formierten sich wie erwartet: Der FC Südtirol im 4-4-2, Genoa im 3-5-2, das defensiv zum 5-3-2 wurde. Bei Südtirol startete Belardinelli nach Verletzungspause wieder neben Fabian Tait im zentralen Mittelfeld, außerdem rückte Casiraghi in die Startelf.

Das Spiel begann wie gewohnt bei Auftritten des FCS mit mehr Ballbesitz für die gegnerische Mannschaft. Südtirol wartete in solchen Ballbesitzphasen für die Gäste ab und begann erst etwa ab der Mittellinie mit dem Pressing: Dabei wurde vor allem auf die Bewegungen der beiden Sechser, Badelj und Strootman, reagiert (der dritte nominelle zentrale Mittelfeldspieler Genoas, Sturaro, schob meistens sehr früh im Spielaufbau höher). Das gelang den Gastgebern sehr gut und war auch eine sehr logische Herangehensweise: Bei höherem Pressing wären sie sonst ständig gegen eine 3-zu-2-Überzahl angelaufen. Genoa tat sich trotz der beiden ehemaligen Topspieler im Zentrum, Badelj und Strootman, sichtlich schwer, gegen die eng gestaffelten Reihen des FCS gefährliche Aktionen zu kreieren.

Genoa hatte Probleme, die numerischen Überlegenheit in der Aufbauphase effektiv zu nutzen. Das hatte gleich mehrere Gründe. Zum Einen sind die drei Verteidiger wahrscheinlich nicht ausreichend (taktisch wie technisch) geschult, um aus solchen Situationen mehr herauszuholen (beispielsweise war nicht einmal so genanntes "Andribbeln" zu sehen), andererseits waren die Bewegungen in den höheren Zonen bei Genua auch nicht auf die Spieleröffnung abgestimmt.

Trainer Alberto Gilardino ließ sich durchaus etwas einfallen, um dem Gegner beim Spielaufbau die Referenzpunkte zu nehmen und so etwas die Routine zu brechen.  So bildeten anfangs oft die drei Abwehrspieler die 3er-Aufbaureihe, später tauschten Badelj im Mittelfeld und Bani (rechter Verteidiger in der 3er-Reihe) oft die Positionen. Badelj hatte so mehr Zeit mit Ball am Fuß und dem Spielfeld vor sich und Bani hätte durch sein Aufrücken in höhere Zonen für Unruhe bei Südtirol sorgen können. "Hätte", weil diese Bewegung Banis keinerlei Folgebewegungen seiner Mitspieler auslöste, sodass diese taktische Maßnahme völlig verpuffte.

Genoas Spiel wurde so immer wieder sehr statisch, Südtirol hatte folglich kaum Probleme, die Gäste aus den gefährlichen Zonen rauszuhalten. Genua spielte in der 1. Halbzeit sehr direkt über die Flügel mit anschließenden Flanken - eine Spielweise, die gegen die Abwehr des FC Südtirol selten erfolgreich ist.

 

Südtirol mit Ballbesitz

 

Im Zuge der ersten Halbzeit entwickelte sich so ein Spiel, in dem auch der FC Südtirol längere Phasen in Ballbesitz hatte. Genua ließ vom Defensivansatz her ebenfalls die gegnerischen Innenverteidiger offen und versuchte - im Vergleich zum FCS aber höher und aggressiver - dann Tait und Belardinelli zu pressen. Ließ sich eine der beiden Spitzen, Odogwu oder Mazzocchi, etwas zurückfallen, wurden sie stets von einem Gegenspieler der 5er-Abwerreihe bei Genua verfolgt.

Südtirol versuchte - wenn in Ballbesitz - stets über die Flügel anzugreifen und früher oder später eine Flanke in den gegnerischen Strafraum zu schlagen. Meistens erfolgten diese Angriffe über rechts, wobei Tait seine berühmten Vertikalläufe startete, Rover auf der Auslinie angespielt wurde und so dann entweder der Durchbruch zur Grundlinie oder aber der schnelle Flankenball in den Strafraum versucht wurden.

 

Bei Angriffen über links bot sich Casiraghi ebenfalls sehr breit auf der Auslinie an. Er versuchte dann aber meistens mit Ball am Fuß nach innen zu ziehen, um dann - meistens aus dem Halbfeld zu flanken. Dabei kamen die Gastgeber zum ein oder anderen Abschluss: Odogwu hatte in der 43. Minute die größte Chance für Südtirol, als er aus kurzer Distanz ein Flanke zwar aufs Tor, aber nicht an Torhüter Martinez vorbei, brachte.

 

Anpassungen bei Genoa

 

Mit Beginn der zweiten Halbzeit wechselte Gästetrainer Gilardino und brachte für den enttäuschenden Coda im Sturm Ekuban. Viel wichtiger als dieser nominelle Wechsel (Stürmer für Stürmer) war aber die veränderte Ausrichtung der Gäste. Jetzt wurde nämlich der Zwischenlinienraum (zwischen Abwehr und Mittelfeld der Südtiroler) konstant besetzt, meistens von Gudmunsson, manchmal aber auch von 2 oder 3 Spielern gleichzeitig. Strootman und Badelj spielten ihr MItspieler dort auch regelmäßig an, dadurch enstanden mehrere gute Abschlüsse für Genua (in der 64. Minute rettete der Pfosten für den geschlagenen Poluzzi nach einem Schuss von Gudmunsson)

 

Auch Südtirol wechselte: Lunetta kam für Mazzocchi (bereits zur Halbzeit), für den völlig erschöpften Belardinelli kam dann später auch noch Fiordilino, Celli wurde in der Schlussphase durch Curto ersetzt. Die Wechsel auf Südtiroler Seite brachten wenig Mehrwert fürs Spiel, an der Struktur bzw. Ausrichtung änderte sich nichts. Das Spiel endete gerecht mit einem Unentschieden, obwohl ein paar Tore durchaus möglich gewesen wären. Für Südtirol bleibt die Erkenntnis, dass man aus den starken Phasen, die das Team auch heute wieder hatte, mehr machen muss, zweimal war man zwar kurz davor, aber für die anstehenden Playoff-Spiele bedarf es eines Plans, wie man wieder zum Torerfolg kommen will. Odogwu anspielen und dann hoffen - dieser Plan hat sich abgenutzt und die Gegner sind inzwischen darauf eingestellt.