Wirtschaft | Terlan

„Weitere Vorstadt Bozens“

Der Ortsbauernrates von Terlan spricht sich in einem Schreiben an die Landesregierung gegen die Ansiedlung des Unternehmens Alpitronic in Siebeneich aus.
Siebeneich Gewerbegebiet
Foto: Salto.bz
Das Dokument wurde einstimmig beschlossen und vom gesamten Ortsbauernrat von Terlan unterzeichnet.
Paul Alber, Thomas Alessandrini, Dominik Bachmann, Norbert Elsler, Alexander Höller, Hanspeter Höller, Martin Huber, Christian Huyn, Markus Kerschbaumer, Johann Lintner, Melanie Mattedi, Robert Müller, Stefan Thurner, Alois Weissenbacher und Horst Winkler sprechen sich in einer Stellungnahme gegen die geplante Ansiedlung Unternehmens Alpitronic in Siebeneich aus.
In der Stellungnahme heißt es:
 
Terlan hat eine Oberfläche von 1.865 ha. Davon sind 51 % landwirtschaftliche Fläche und 31 % Wald. Dies zeigt uns, dass wir eine ländliche Gemeinde sind, welche „noch“ von landwirtschaftlicher Kulturlandschaft und Natur geprägt ist.
Die Landesregierung plant an die bestehende Gewerbezone Enzenberg eine Industriezone von Landesinteresse auszuweisen. Für diese Erweiterung sollen 5,5 ha bio-dynamische Rebfläche für das Unternehmen Alpitronic versiegelt werden.
Durch diese geplante Ansiedlung in Terlan wird die Erweiterung zu einer Industriezone vorangetrieben. Die industrielle Entwicklung in ländlichen Zonen zerstört qualitativ hochwertigen Lebensraum unseres Landes Südtirol.
Unsere Provinz Bozen hat im September letzten Jahres eine Fachtagung gegen den Flächenverbrauch abgehalten. Landeshauptmann Arno Kompatscher erklärte, wie wichtig es ist konkrete Maßnahmen für den Bodenschutz zu ergreifen. Laut ihm dürfen die natürlichen Ressourcen nicht mehr so verbraucht werden wie bisher. Diese Forderungen können wir Bauern voll unterstützen. Wir sind auf fruchtbaren Boden angewiesen um Lebensmittel zu ernten. Fehlen uns die landwirtschaftlichen Flächen, fehlen uns ebenfalls die Erträge von denen unsere Familien leben. Warum kann man nicht auf versiegelte leerstehende Alternativstandorte zurückgreifen?
 
Terlan alpitronic
Neuer Alpitronic-Standort: "Die industrielle Entwicklung in ländlichen Zonen zerstört qualitativ hochwertigen Lebensraum".
 
 
Im Gewerbegebiet Enzenberg gibt es auch bereits Leerstand. Wenn größere Betriebe in Zukunft abwandern werden noch mehr leere Hallen stehen. Diese Objekte generieren Nährboden für Immobilienspekulation.
Bei einer Ansiedlung des Betriebes Alpitronic würden überproportional viele Arbeitsplätze nach Terlan verlegt. Diese haben in Zukunft Anrecht auf geförderten Wohnbau und unsere Gemeinde würde unnatürlich schnell wachsen und wie Leifers zu einer weiteren Vorstadt Bozens werden. Die Ansiedlung eines international wachsenden Industriebetriebes sprengt die natürlichen Kapazitäten unserer Gemeinde in jeglicher Hinsicht. Wir Bauern denken, dass die ländliche Lebensqualität für alle Mitbewohner Terlans schützenswert ist.
 
Vielen Terlaner/innen sind die negativen Folgen und deren Ausmaß für die Zukunft noch gar nicht bewusst.
 
Vielen Terlaner/innen sind die negativen Folgen und deren Ausmaß für die Zukunft noch gar nicht bewusst. Der Ortsbauernrat von Terlan erwartet sich eine verantwortungsvolle Entscheidung in der Landesregierung und im Gemeinderat zum Wohle einer nachhaltigen Entwicklung der Gemeinde Terlan für alle drei Dörfer Vilpian, Terlan und Siebeneich.“
 
Die Initiatoren haben die Stellungnahme am vergangenen Freitag an Landeshauptmann Arno Kompatscher übergeben. Ob sich die Landespolitik in Zeiten des Wahlkampfes getraut dieses heiße Eisen anzufassen, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
 
 
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△rtim post Di., 01.08.2023 - 20:40

Danke an den Terlaner Ortsbauernrat, den Promotoren und Mitunterzeichnern der Petition:
https://www.openpetition.eu/it/petition/online/nein-idustriebetrieb-alp…...
"Nachhaltigkeit" meint eigentlich nicht - wie LH Kompatscher offenbar - immer noch mehr Grün zu versiegeln und Landschaft zu zerstören, während eh. Produktionsareale, Kasernen dafür nicht genutzt werden. Genug ist auch mal genug. Statt immer weiter nur zu betonieren, gilt es angesichts der Klimakatastrophe endlich entgegenzusteuern und vielmehr Flächen zu entsiegeln und zu revitalisieren.
Mehr noch. Es gilt sich dafür einsetzen, der Natur und den künftigen Generationen eigene Rechte zuzugestehen. Bereits heute werden weltweit von Parlamenten, Regierungen und Gerichten der Natur bereits eigene Rechte zuerkannt.

Di., 01.08.2023 - 20:40 Permalink
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Klemens Riegler Di., 01.08.2023 - 21:04

Wo ist in dieser Angelegenheit eigentlich der einflussreichste Südtiroler Lobbyverband? ... und seine politischen Speerspitzen Locher, Noggler, Vallazza, Kuenzer, Schuler ... und warum nicht Widmann, Leiter-Reber, Feistnauer ? fehlt noch eine oder einer?
Die offene Frage ist nach wie vor, ob die Alpitronic wirklich gut 5 Hektar braucht und ob nicht in einer bereits erschlossenen Zone weniger reichen würde. Zudem ist es kein Wunschkonzert. Man wird halt etwas mehr Geld in die Hand nehmen müssen, dann findet sich zwischen Bozen und Neumarkt garantiert eine ähnlich große, bereits "versiegelte" Fläche.
P.s. in den nächsten 10 Jahren gehen nicht nur Ärzte, Pflege- und Lehrpersonal, sondern auch viele Firmeninhaber in Rente. Und vieles was vor 30, 40, 50 Jahren gebaut wurde, wird "frei".

Di., 01.08.2023 - 21:04 Permalink
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Hartmuth Staffler Di., 01.08.2023 - 21:15

Warum muss man die Bezeichnung Ortsbauernrat so verstümmeln? Die meisten Bauern beherrschen die deutsche Sprache besser als manche Redakteure hier.

Di., 01.08.2023 - 21:15 Permalink
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Dietmar Nußbaumer Di., 01.08.2023 - 21:32

Nicht der große Wurf im Bereich Logostik, das große Geschäft wittert wohl eher der Verkäufer des Grundes. Im Übrigen, Nachhaltigkeit gilt fürs gemeine Fußvolk.

Di., 01.08.2023 - 21:32 Permalink