Kultur | Salto Weekend

Spielraum Theater

Karin Bergmann, Leiterin des Wiener Burgtheaters, war Ehrengast beim Südtiroler Kulturinstitut-Pressefrühstück , bei welchem die heurige Spielzeit vorgestellt wurde.
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Foto: Foto: Salto.bz

„Wieviel Spielraum haben wir im Leben eigentlich?“ Diese Frage liegt dem Motto „Spielraum“ zugrunde, unter dem das Südtiroler Kulturinstitut in der kommenden Saison Bühnen aus dem deutschen Sprachraum und Musiker aus aller Welt zu Auftritten in Südtirol einlädt. 

Insgesamt sind es mehr als 103 Vorstellungen, die das Südtiroler Kulturinstitut für die Saison 2018/2019 organisiert hat. Darunter 14 große Theaterproduktionen, dazu Konzerte und Jugendtheaterstücke, die im Walterhaus in Bozen, im Stadttheater Meran, im Forum Brixen, im Kulturhaus „Karl Schönherr“ in Schlanders und im Ragenhaus Bruneck gezeigt werden. Am 11.09 (Bozen), bzw. am 12.09. (andere) beginnt der Aboverkauf.

Gezeigt wird unter anderem der „Tod eines Handlungsreisenden“ von Arthur Miller, ein Stück, das die Lebenslügen der Leistungsgesellschaft thematisiert (Schauspielbühnen Stuttgart). In „In der Löwengrube“ des Tiroler Autors Felix Mitterer wird die Geschichte eines jüdischen Schauspielers im Wien der 1930er erzählt, der sich als „Arier“ ausgibt, um auftreten zu können – im Theater in der Josefstadt, das dieses Stück erstmals selbst inszeniert. Zu Silvester kommen die Berlin Comedian Harmonists nach Bozen, und im Musiktheaterstück „Alice“ wird die Geschichte von Lewis Carrols „Alice im Wunderland“ erzählt, begleitet mit Musik von Tom Waits (Metropoltheater München). Die komplizierte Geschichte einer pakistanischen Einwandererfamilie im amerikanischen Atlanta wird in „The Who and the What“ von Ayad Akhtar erzählt (Schauspielhaus Hamburg).

Eröffnet wird die Theatersaison mit einer preisgekrönten Inszenierung der „Orestie“ von Aischylos (Staatstheaters Kassel), in der die Regisseurin Johanna Wehner das Zeitlose am griechischen Stoff in den Mittelpunkt stellt: Eine Geschichte über Rache und Demokratie.
Bei gleich zwei Stücken führt Dušan David Pařízek Regie: „Macht und Widerstand“ und „Vor Sonnenaufgang“.

Mit Pařízek arbeitet auch Karin Bergmann am Wiener Burgtheater zusammen. Sie erzählte am Pressefrühstück von der Herausforderung, ein so großes Haus zu leiten, immerhin hat das Burgtheater ein fixe Belegschaft von 500 Angestellten, davon 70 SchauspielerInnen. In Wien hat man diese Saison „Willkommen beim Karneval der Wirklichkeit“ als Motto gewählt. Eine Anspielung auf die krasse Veränderung der Realität in Europa. „Vor einigen Jahren gab es große Hoffnung und Solidarität in Europa. Man dachte, die Aufgaben, die sich uns stellen, könnten wir lösen und wir würden es gemeinsam schaffen. So ist es nicht mehr.“, sagt Bergmann, „Immer mehr geht es um nationale Interessen statt um Solidarität, in manchen Ländern Europas wird die Demokratie infrage gestellt.“

In solchen Zeiten müssten Theatermacher ihre gesellschaftliche Aufgabe besonders ernst nehmen: „Theater ermöglicht Dialog. Es ermutigt Menschen sich selbst und anderen Fragen zu stellen. Das ist unsere Aufgabe.“, so Bergmann.
Diese Offenheit, sich selbst zu hinterfragen findet die Theaterdirektorin durchaus auch im Südtiroler Publikum, das sie geradezu überschwänglich lobt und als „offen, neugierig und zugewandt“ beschreibt. Die KünstlerInnen würden dieses Interesse spüren und schätzen, und umso lieber nach Bozen zu Gast kommen.