Umwelt | Müllentsorgung

Energie aus der Tonne

Vor dem Bozner Müllverbrennungsofen fahren nun auch LKW aus Trient vor. In Innsbruck hofft man man derweil auf eine innovative Energiegewinnung aus Biomüll.
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Foto: upi

Lang wurde diskutiert und polemisiert, nun wird gemacht. Mit dem neuen Jahr fahren vor dem Bozner Müllverbrennungsofen auch LKW aus dem Trentino vor. Bis zu 20.000 Tonnen Hausmüll aus der Nachbarprovinz dürfen fortan jährlich in Bozen verbrannt werden, sieht das Einvernehmensprotokoll für eine nachhaltige Nutzung der Müllverwertungsanlage von Bozen vor. Erst vor wenigen Tagen hatte Bürgermeister Renzo Caramaschi die Vereinbarung zwischen Gemeinde und Land unterschrieben, die Anfang Dezember grünes Licht von Landesregierung und Bozner Gemeinderat erhalten hatte. Zwei bis drei LKW täglich entspricht diese Menge, hatte Landeshauptmann Arno Kompatscher damals angesichts der Kritiken über die zusätzliche Belastung zu beruhigen versucht. Mit der zusätzlichen Anlieferung sollen die staatlichen Vorgaben zur Auslastung des Verbrennungsofen erfüllt und ein höherer Effizienzgrad der Anlage erreicht werden. Der Gemeinde Bozen bringt dies deutliche Mehreinnahmen. Sie erhält als Standortgemeinde prinzipiell 6 % der 81 Euro, die der EcoCenter AG pro Tonne verarbeiteten Mülls gezahlt werden. Für den Trentiner Müll werden 20 Euro mehr verrechnet, die voll der Gemeinde Bozen zugestanden werden. Damit verdreifachen sich die Einnahmen aus dem Müllverbrennungsofen auf fast eine Million Euro pro Jahr. Gelder, die für Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz, zur Nutzung erneuerbarer Energien, zur Verbesserung der Mobilität und der Potenzierung der Umweltpolitik der Stadt eingesetzt werden sollen.

Tiroler Innovationen

Während man in Bozen dank erhöhter Müllmengen auch die Wärmeerzeugung für das Fernheiznetz steigern will, hofft man in Innsbruck den Restmüll in Zukunft auf andere Weise zur Energieerzeugung nutzen zu können. Das Land Tirol unterstützt eine aktuelle Machbarkeitsstudie der Abfallwirtschaft Tirol Mitte und des Instituts für Infrastruktur der Uni Innsbruck , mit der man eine innovative Technologie zur Aufbereitung von Biomüll entwickeln will. Dieser stellt rund ein Fünftel des aktuellen Tiroler Restmülls, heißt es in einer Aussendung des Landes Tirol. Nun will man teils beachtlicher Kapazitäten in den Faultürmen der Tiroler Abwasserreinigungsanlagen dazu nutzen, um den Biomüll dort zu Biogas zu vergären. Dazu soll im Zuge der Machbarkeitsstudie ein Verfahrenskonzept für die dafür nötige Aufbereitung des biogenen Restmüllanteils entwickelt werden. Außerdem gilt es, die gewinnbare Biogasmenge und damit das Energiepotenzial zu ermitteln.

Eine erste Einschätzung des Energiepotenzials von Bioabfall im Restmüll ist jedenfalls erfolgversprechend, heißt es in Innsbruck. In Tirols größter Abfallsortieranlage im Ahrental bei Innsbruck liege das errechnete Energiepotenzial bei zwei Millionen Kubikmetern Biomethan bzw. 20 Gigawattstunden. „Das entspricht in etwa dem jährlichen Heizenergiebedarf von 2.000 Haushalten. Der an aktuellen Energiepreisen gemessene Wert des jährlich aus dem biogenen Anteil des Restmülls im Ahrental gewonnenen Gases würde rund eine Millionen Euro betragen“, stellt der Energiebeauftrage des Landes Stephan Oblasser fest. Damit hätte Tirol ein weiteres Instrument, um das Ziel zu erreichen, bis zum Jahr 2050 energieunabhängig zu werden und ohne fossile Energie auszukommen, meint  der Tiroler Energiereferent und Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler. Neben dem Beitrag zur Energieautonomie sieht er aber auch die Chance, dass in Tirol eine innovative Technologie entwickelt wird, die weltweit auf Nachfrage stoßen könnte.