Sport | Analyse

90 + 4 = 1:0

Der FC Südtirol gewinnt spät gegen den Tabellenletzten, Lecco. Nach 90. Minuten sah alles nach einem 0:0 aus. Dann kam Kapitän Fabian Tait.
Fabian Tait zum 1:0 gegen Lecco
Foto: Ufficio Stampa FCS - Foto Bordoni
  • 3 Spiele in einer Woche. Samstag-Dienstag-Samstag. Das ist die Englische Woche. Fußball Total! Südtirol konnte glücklicherweise 2 dieser 3 Spiele zu Hause absolvieren. Heute kam der Tabellenletzte, Lecco, ins Drusus Stadion. Lecco verteidigte. Im 4-3-3, dann im 4-4-2. Lecco verteidigte tief und passiv. Manchmal auch hoch und aggressiv. Lecco hatte sehr wenig Ballbesitz. Das hatte was von FC Südtirol vor einem halben Jahr - damals noch unter Pierpaolo Bisoli. Und der FC Südtirol? Der hat sich unter Federico Valente sichtlich gewandelt.

  • Lecco im 4-3-3/4-4-2. Und nicht viel mehr

    Lecco überließ den Südtirolern den Ball (zwischenzeitlich 70 %) und verteidigte im 4-3-3. Sobald die FCS-Abwehrreihe einen Pass zurück spielte, gingen die Gäste ins höhere Pressing über. Südtirol hatte damit vor allem in der ersten Halbzeit 2-3 Mal Probleme. Einmal vertändelte Giorgini unter Druck, den Konter konnten die Gäste aber nicht sauber zu Ende spielen. 

  • Lecco im Pressing: Der Quer- oder Rückpass wird abgewartet, dann gingen die Gäste ins aggressivere Pressing über. Der zentrale Angreifer Leccos, Inglese, zeigt seinen Mitspielern an, Arrigoni hinter ihm zu übernehmen. Foto: SALTO
  • Ansonsten war aber nicht viel zu sehen von Lecco. Hatte Südtirol erst einmal das hohe Pressing überspielt, ließen sich die Gäste im 4-4-2 in die eigene Hälfte zurückfallen.

  • Lecco im tiefen Pressing: Sobald das hohe Pressing überspielt wurde, zogen sich die Gäste in einer 4-4-2-Formation zurück. Dann verteidigten sie passiver. Foto: SALTO
  • Südtirol mit viel Ballbesitz und einer erkennbaren Idee

    Federico Valentes Idee ist, offensiv die besten Spieler der Mannschaft ins Szene zu setzen. Daniele Casiraghi (auch noch Topscorer des FCS) ist einer dieser Besten. Er genießt unter Valente eine freie Rolle, darf sich bewegen, wohin er will und defensiv auch einmal nicht am Pressing teilnehmen. Casiraghi spielt nominell im 3-4-2-1 auf halblinker Position (hinter dem Stürmer), rückt aber sehr oft (mit oder ohne Ball) nach Innen. Als Rechtsfuß auf Halblinks ist das durchaus ein natürlicher "Drang", den viele Trainer für ihre Angriffsmuster nutzen - so auch Federico Valente. 

  • Südtirol im Angriff: Casiraghi (eingekreist) rückt in den Zwischenlinienraum ein, Tait und Molina sollen die rechte Seite beackern. Links hält alleine Simone Davi die Breite. Die rechte Seite wurde so überladen. Foto: SALTO
  • Casiraghi rückte also immer wieder in den Zwischenlinienraum ein, mit Tait auf Halbrechts und Molina auf Rechtsaußen wurde so auf der rechten Spielfeldhälfte Überzahl hergestellt. Die Seite wurde überladen. Dieses Angriffsmuster war gut auf die Spielertypen abgestimmt. So kennen wir zum Beispiel bereits von Kapitän, Fabian Tait, vertikale Läufe über den rechten Halbraum aus vergangene Tagen. Südtirol tat sich aber sehr schwer dabei, diese Überladungen sauber auszuspielen. Ein Stoppfehler da, ein zu langsamer Seitenwechsel dort - da waren viele Momente von nutzlosem Ballbesitz mit dabei.

  • Als niemand mehr daran glaubte, kam Tait.

    Das Spiel war intensiv. Für beide Mannschaften. Lecco verteidigte hart und verschob geduldig von einer Seite auf die andere. Das hatte schon sehr viele FC-Südtirol-unter-Bisoli-Vibes. Und es schien auch zeitweise durchaus möglich, dass die Gäste irgendwie - ein Eckball oder ein Konter - einen oder sogar drei Punkt(e) aus Bozen entführen könnten. Ganz starke Bisoli-Vibes.

    Südtirol übernahm dann aber wieder die Kontrolle, hatte nicht nur viel Ballbesitz, sondern viele Standardsituationen (Eckbälle wie Freistöße), einzig: es kam nur ganz selten Torgefahr auf. Valente bemerkte diese Dynamik ebenfalls und brachte mit Odogwu, Merkaj und Cagnano frische Spieler, um die Intensität und Präsenz (Odogwu und Merkaj) noch einmal zu erhöhen. Dann wurde mit einer Doppelspitze gespielt, jetzt viel über Links: Cagnano lief die Linie rauf und runter, Casiraghi verließ seine nominelle Position auf Halblinks nicht mehr so oft. Aber es wollte nicht so recht gelingen - irgendwie schien der entscheidende Punch, die entscheidende Szene, auszubleiben. 

    Es waren dann auch schon 90 Minuten gespielt, 4 Minuten gab es oben drauf. Nach einem der vielen Eckbälle an diesem Nachmittag erlöste Kapitän Fabian Tait die Südtiroler Fans mit einem sanften Kopfball ins Eck. 1:0. Sehr, sehr starke BIsoli-Vibes.

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Georg Markart Sa., 02.03.2024 - 18:57

Letzter Absatz stimmt natürlich nicht,denn Casiraghi war nicht mehr auf den Platz und der Eckball wurde von Arrigoni ausgeübt.
Mich wundert,daß Herr Hofer nichts über die viel zu späten Spielerauswechslungen geschrieben hat.

Sa., 02.03.2024 - 18:57 Permalink