Kultur | Fotografie

Betrachter und Erzähler

Heinz Innerhofer hat mit dem Projekt "Dachau" den 1.Preis des internationalen Fotowettbewerbs 'FIIPA Awards 2024' gewonnen. In der Kategorie Storytelling [Bildergalerie]
Heinz Innerhofer
Foto: Heinz Innerhofer
  • SALTO: Sie haben vor kurzem mit einer Fotoserie über das Konzentrationslager in Dachau die Jury des FIIPA AWARDS 2024 überzeugt. Überrascht?

    Heinz Innerhofer: Ja, ich bin jedes Mal überrascht, wenn ich einen Preis gewinne.

    Mit ästhetisch anspruchsvoller Schwarz-Weiss Fotografie widmet sich Ihre Bilderserie den brutalen Grausamkeiten des Nationalsozialismus. Wie erlebten Sie diesen Gegensatz bei der Entstehung der Fotos?

    Während des Rundgangs durch das Lager wurde ich mit der entwürdigenden und verachtenden Behandlung der Menschen konfrontiert. Wie verhält man sich an einem solchen Ort? Was darf ich fotografieren? Was möchte ich zeigen? Fragen über Fragen…

    Es gab bereits vor Ihrer Serie abertausende Fotos vom Erinnerungsort Dachau. Mit welcher künstlerischen Absicht bewegten Sie sich auf dem Gelände?

    Ich bewegte mich mit viel Respekt und Ehrfurcht, mit Demut und der Intuition, die mich leitete. Das Ergebnis der Bilder hat mich sehr berührt. 

  • Heinz Innerhofer: Geboren 1964, Studium an der ZeLIG, Schule für Dokumentarfilm, Fernsehen und Neue Medien in Bozen. Abschluss und Diplom mit Auszeichnung der österreichischen „Prager Fotoschule“ für künstlerische und darstellende Fotografie bei Florian Lageder, Reinhard Reidinger und Eckard Sonnleitner. Er lebt und arbeitet als freier Fotograf in St. Lorenzen. Foto: Privat

    Wie viele Fotos zählt die Serie? Wie beachtlich ist die Menge an gemachten Fotos? Wie erfolgte die Auswahl?

    Die Serie zählt 22 Fotos, die auf 10 reduziert wurden, um am Wettbewerb teilzunehmen. Insgesamt waren es 97 Fotos. Nach der 1. Auswahl am PC verblieben noch 33, diese habe ich ausgedruckt und ausgelegt. Immer wieder schaue ich mir die Bilder an und nehme eines oder mehrere weg oder dazu das braucht manchmal Tage aber auch Wochen bis die Serie passt.

    Sie haben in den 1990ern die Filmschule ZeLIG in Bozen besucht. Hat der Besuch mitunter Ihren fotografischen Blick beeinflusst?

    In gewisser Weise ja, da fast ausschließlich analog gearbeitet wurde, lernte ich das Komponieren der Bilder in der Kamera. Später von 2012 bis 2015 besuchte ich den Lehrgang für angewandte und künstlerische Fotografie an der Prager Fotoschule, die mich sehr geprägt hat.

    Als Fotograf sind Sie Regisseur, Kameramann und Bildbearbeiter zugleich. Welches der drei Felder liegt Ihnen am meisten?

    Ich sehe mich als ein Betrachter und Erzähler.

    Wo inszenieren Sie? Wo bleiben Sie lieber dokumentarisch?

    Das ist sehr unterschiedlich und hängt vom Projekt ab, wobei die Übergänge auch fließend sind. Ein Projekt ist immer auch ein Prozess.

    Erinnerungsorte, die einen sprachlos in die Vergangenheit blicken lassen, wecken manchmal auch Hass und Wut auf Menschen, die in einer krisengebeutelten heutigen Zeit, Gräueltaten der Nazis ausblenden und deren krude Ansichten wieder salonfähig machen wollen. Kann das „Schießen von Fotos“, auch eine friedliche Waffe des Widerstands sein?

    Das Bild ist erst mit dem Betrachter vollendet und er sieht sein Inneres.

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