Wirtschaft | Workation

Fern statt Home

Im Sommer für ein oder zwei Wochen in den Urlaub, das kennen wir. Aber Urlaub und Arbeit verschmelzen lassen? Auch Südtirol setzt vermehrt auf „Workation“.
Workation
Foto: Unsplash

Workation, eine englische Wortzusammensetzung, die in der Realität manchmal schwierig zu vereinbaren scheint. 
Arbeit (eng. work) und Urlaub (eng. vacation) in einen fließenden Übergang bringen – das ist das Ziel. Das Prinzip beruht darauf, dass sich beide Komponenten vereinbaren lassen, zum Beispiel: am Vormittag wird gearbeitet, am Nachmittag die Gegend erkundet. Der Austausch mit anderen UnternehmerInnen wird zur Inspiration, die saftigen Almwiesen zum Kraftplatz. Fast unmöglich, dass die Produktivität und Motivation hier nicht steigt. 

Nicht mehr, sondern besser arbeiten


Das Potential Südtirols wurde auch in diesem Bereich erkannt. Im Juni 2021 realisierte die IDM eine Influencer-Aktion zum Thema Remote Work. Eine Woche lang konnten sechs InfluencerInnen und Content Creator aus dem Süden und Südwesten Deutschlands Südtirol als Workation-Destination kennenlernen und das Pilotprojekt „PR Influencer Workation“ testen. Ausgewählt wurden die Gäste nach verschiedenen Kriterien: die Anzahl und Qualität ihrer Follower, die Qualität des Contents und die Südtirol-Affinität. Wichtig war auch, dass die Eingeladenen die Themen Sport, Kulinarik, Outdoor und Lifestyle aufgriffen. Die InfluencerInnen wurden bei diesem Projekt vor allem als Multiplikatoren gesehen. Außerdem sollte die Provinz als Ort präsentiert werden, an dem man fern vom Großstadtrummel in Ruhe arbeiten kann. 

Feedback der InfluencerInnen


Die IDM holt das Feedback der Influencer ein, um dieses in eine mögliche Produktentwicklung zum Thema Remote Work in Südtirol einfließen zu lassen. Grundsätzlich sei das Feedback bis jetzt sehr positiv, berichtet Andreas Tschurtschenthaler, Projektbetreuer bei der IDM. Dabei spielen Kriterien wie Internetverfügbarkeit und -geschwindigkeit in den Unterkünften, Rückzugsmöglichkeiten, Erreichbarkeit und Freizeitangebot in der Natur die wichtigsten Rollen. Positiv hervorgehoben wurde auch der Coworking-Space in der BASIS Vinschgau Venosta, das auf dem ehemaligen Areal der Drusus-Kaserne Schlanders angesiedelt ist.  Ob es eine Fortsetzung des Projekts gibt, steht nicht fest. Auf Instagram sind unter dem Hashtag #workationsouthtyrol einige Bilder der InfluencerInnen zu finden. 

Arbeiten, wo andere Urlaub machen


Klar ist, Workation funktioniert nicht mit und bei jedem Job, das bestätigen auch die beiden InfluencerInnen Kaddi und Marta, die auf Einladung des IDM, Südtirol als Work-Vacation-Ort getestet haben. Auf dem Blog munichmountain-girls.de veröffentlichten sie folgende Feststellung: 

Wenn ihr  zum Beispiel im OP arbeitet, an den Arbeitsplatz fix gebunden seid oder viel Equipment zum Arbeiten braucht wie einen (oder sogar zwei!?) Bildschirm(e), dann ist eine Workation eher nix für euch. Wenn euch aber euer Laptop, das Handy und gutes Mobilfunknetz plus WLAN zu eurem Arbeitsglück ausreichen, dann könnte eine Workation genau euer Ding sein. Oder anders gesagt: Wer ohne viel Aufwand im Homeoffice arbeiten kann, der kann das Homeoffice meistens auch vom Home ins Hotel oder ins Appartement verlegen.

Der Garberhof in Vinschgau beherbergte Sarah Eichhorn, eine Influencerin, die auf dem Blog „Josie loves“ über Reisen, Mode und Körperpflege schreibt. In jenem Südtirol-Workation-Artikel erzählt sie von großen Panoramafenstern, heimeligen Stuben und stilvollen Design vom Künstler Paul Flora. Einladende Meetingräume oder andere Arbeitsutensilien wie Drucker, Schreibtisch oder Ruhe werden nicht erwähnt. 

Ein weiteres Ziel bei Workation ist, sich mit anderen Menschen bzw. UnternehmerInnen auszutauschen, Perspektiven zu wechseln und neue Blickwinkel zu erkennen. Aufgrund der Corona-Pandemie im Juni tauschten sich die Influencer vor Ort in Form von zwei digitalen Hangouts aus und ließen ihre Follower mit Instagram-Stories, -Reels und -Posts sowie Blogbeiträgen daran teilhaben. Finanziert wird das aktuelle Influencer-Projekt durch das Marketing- und PR-Budget der IDM. Was dabei an Mehrwert herausspringt, wird derzeit noch ausgewertet. Ob ein solches Projekt wieder realisiert wird, wie es finanziert werden könnte und wie Südtirols Zukunft als Workation-Destination aussieht, will die IDM in Kürze bekannt geben.