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Zu Tisch beim Fürstbischof

Im Kaisertrakt lädt die Hofburg Brixen an den Tisch des Fürstbischofs und zeigt wie und was illustre Gäste im 18. Jahrhundert speisten.  
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Hofburg

Einen Schwerpunkt der Ausstellung „Zu Tisch beim Fürstbischof“ bildet ein umfangreiches Porzellanservice, das 1765 anlässlich des Besuches der kaiserlichen Familie von Fürstbischof Leopold Graf Spaur bei der Wiener K.&K.-Hofmanufaktur angekauft wurde. Anlässlich der Ausstellung wird seine Geschichte erzählt und auf Funktion und Form verschiedener Stücke eingegangen. Die Trembleuse ist eines davon: eine Tasse, deren Untertasse mit einem hochgezogenen, meist durchbrochenen Ring geschmückt ist, in den man die Tasse stellen kann. Trembleusen stammen aus Frankreich, wurden aber auch in der Wiener Hofmanufaktur hergestellt. Getrunken wurde aus der Trembleuse die kostbare heiße Schokolade, das Luxusgetränk jener Zeit. 

 

Bemerkenswert sind auch die als Compotiers bezeichneten Dessertkörbchen aus gitterförmig durchbrochenem Porzellan. Besonders ins Auge fallen kleine zierliche Schälchen in Form eines Blattes. Ihr Henkel hat die Form eines Astes, die Unterseite ziert ein Relief aus Blüten. Das Service besteht aus mehr als 200 Stück, dazu kommen noch knapp 40 Figuren aus Porzellan, die die festliche Tafel schmückten. Das heiter beschwingte Rokoko spiegelt sich auch in diesen phantasievollen Figuren der Wiener Porzellanmanufaktur wieder. Verspielte Genreszenen und Einzelfiguren repräsentieren diese Ära in unverwechselbarer Weise.


Anlass für den Kauf des Porzellans war der Besuch des Kaiserpaares Franz Stephan und Maria Theresia und einiger ihrer Söhne und Töchter in Brixen, die auf der Durchreise nach Innsbruck zur Hochzeit von Leopold II. mit Maria Ludovika am 14. Juli 1765 nach Brixen kamen. Das Tafelgeschirr ist zu einem Großteil noch erhalten. Beim Festmahl wurden neben der Fürstentafel auch eine Grafen- und eine Freiherrentafel gedeckt, sodass neben der ersten auch eine zweite und dritte Garnitur des Wiener Porzellans angekauft wurde. 

 

Selbstverständlich wurde neben Porzellan auch Besteck und andere Gefäße aus Silber verwendet. 1765 wurde bei Franz Thaddäus Lang in Augsburg neues Tafelsilber bestellt. Von dieser Garnitur haben sich allerdings nur mehrere Leuchter und Salzfässchen erhalten – die anderen Stück wurden in den Tiroler Freiheitskriegen für die Landesverteidigung eingeschmolzen. 


Ergänzt wird die Ausstellung durch verschiedene Schriftstücke, wie beispielsweise Quittungen, die einen Einblick in die Speisen und Getränke beim Fürstbischof geben. Getrunken wurde neben dem Luxusgetränk heißer Schokolade, auch Tee und Kaffee sowie erfrischende Limonade. An alkoholischen Getränken sind Champagner, Rosolio (ein italienischer Likör) und verschiedene Weine wie Burgunder, Tokajer, Rheinwein oder Monte Pulciano zu nennen. Bier wurde aus Bayern geliefert. Speisen für die Hofküche wurden sowohl aus der Umgebung von Brixen und aus fürstbischöflichen Besitzungen geliefert: so kam das Wild aus dem Gadertal, Federwild aus Velthurns, auch Kälber, Kitze, Hühner und Tauben wurden gekocht und gebraten. Obst und Konfekt wurden serviert. Nicht nur zum Backen von Torten und anderem Gebäck wurden einmal mehr als 1000 Eier geliefert. 

Ausstellung im Kaisertrakt der Hofburg 
bis 8. November 2020, täglich 10 – 17 Uhr 
Hofburg Brixen 

 "Culture & Calories"-Rezept aus dem Buch:
 



PERLHUHN IM SPECKMANTEL mit Trevisaner-Radicchio 

FÜR 2 PERSONEN 

FÜR DAS PERLHUHN
4 Perlhuhnbrüste, pariert
1⁄2 TL Wacholderbeeren, fein gemahlen
Salz 
Pfeffer aus der Mühle
4 Scheiben Speck
2 EL Sonnenblumenöl
1 Rosmarinzweig 
4 Salbeiblätter
1 Thymianzweig, fein geschnitten
125 ml braune Grundsauce 
1 EL g kalte Butter 

FÜR DEN RADICCHIO
400 g Trevisaner Radicchio
1 Knoblauchzehe, fein gehackt 
Olivenöl extra vergine
125 ml Rotwein (z. B. Lagrein dunkel)
Salz 
Pfeffer aus der Mühle 

ZUBEREITUNG 
Perlhuhn mit Wacholderbeeren, Salz und Pfeffer würzen, mit Speck umwickeln und mit Küchengarn zusammenbinden. In Sonnenblumenöl zusammen mit Rosmarin, Salbei und Thymian scharf anbraten, aus der Pfanne nehmen und im auf 180 Grad vorgeheizten Backofen etwa 10 Minuten garen. Das Bratenfett aus der Pfanne gießen, braune Grundsauce zufügen und kurz einkochen lassen. Mit kalter Butter aufmontieren. Die Sauce durch ein feines Sieb passieren. 
Radicchio waschen, trocken schleudern und längs in Streifen schneiden. Zusammen mit Knoblauch in Olivenöl anbraten. Mit Rotwein ablöschen und etwa 5 Minuten schmoren. Salzen und pfeffern. 
Perlhuhnbrust schräg in 1 cm dicke Scheiben schneiden. Sauce auf die Teller geben und Perlhuhn darauf anrichten. Mit Radicchio servieren.