Gesellschaft | Behinderungen

Lebenslang – die Sorge um Vereinbarkeit!

Lebensqualität und Selbstständigkeit: Eine Herausforderung für die Familien.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
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Foto: Pexels

Da sind Eltern, die einem Kind das Leben schenken, plötzlich die Diagnose: Behinderung!

Da ist die 30-jährige alleinerziehende Mutter, die ihre Kinder versorgt, fördert, gut erzieht; das Kind mit Behinderung braucht viel Geduld und Liebe.

Da ist eine Mutter mit 50 Jahren, sie sorgt für ihren jugendlichen Sohn mit Behinderung Tag und Nacht, durchgeschlafen hat sie seit seiner Geburt noch nie!

Da ist eine Schwester, die ihren Bruder mit Behinderung versorgt, betreut und pflegt, seit die Eltern verstorben sind.

Da ist eine Mutter mit 64 Jahren, sie muss ihren erwachsenen Sohn mit schwerer Behinderung versorgen und während ihrer Arbeitszeit gut unterbringen, denn sie hat das gesetzlich vorgeschriebene Rentenalter trotz Doppelbelastung noch nicht erreicht.

Da ist eine Mutter mit 77 Jahren, die ihren Sohn mit Behinderung zu allen sportlichen Aktivitäten fahren und begleiten muss.

Eine Mutter verstirbt mit 92 Jahren, ihre Tochter mit Behinderung steht am Grab und weint. Diese Mutter hat ihre Tochter lebenslang zu Hause betreut und versorgt. Wie geht es weiter?

Diese Liste könnte endlos weitergeführt werden.

 

Der AEB - Arbeitskreis Eltern Behinderter versucht als Mitglied der Allianz für Familie die Situationen der Familien mit einem Kind mit Behinderung aufzuzeigen.

 

Die Geburt des Kindes mit Behinderung wirft den Lebensplan der ganzen Familie um. Alles muss neu geplant werden. Das Kind muss auf das Leben vorbereitet werden, bedarf intensiver Förderung, um so weit als möglich selbstständig leben zu können, Lebensqualität zu haben. Es braucht Therapien, diese sind jedoch nicht mehr im ausreichenden Maß zu haben. Die Eltern benötigen viel Zeit und Kraft, um das Kind zu fördern. Die Sorge und Fürsorge beschäftigen die Familie über einen langen, oft lebenslangen Zeitraum. Die Entscheidung, wer bleibt zu Hause beim Kind, bei den Kindern muss getroffen werden.

Normalerweise sind es die Mütter, die sich dafür entscheiden in Teilzeit zu arbeiten, bei Jugendlichen mit Beeinträchtigung oft über Jahrzehnte. Das bedeutet, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt für einen sehr langen Zeitraum eine Riesenherausforderung für die Familie dar.

 

Pflegende Angehörige werden durch das Gesetz 104 zeitlich unterstützt und auch das Pflegegeld bietet eine finanzielle Entlastung für den Pflegeaufwand. Doch die Entscheidung, die eigene Arbeitszeit zu verkürzen hat zur Folge, dass die geleisteten Rentenbeiträge wesentlich niedriger ausfallen und gerade für die Frauen und Mütter die Altersarmut droht. Aufgrund der Pflegezeiten fehlen vielen Eltern bzw. Müttern zudem Arbeitsjahre, die sie für die Pension bräuchten. Zahlreiche Mütter sind zum Wohle der Familie und ihres Kindes mit Behinderung zu lange ohne Pensionsanspruch zu Hause geblieben.

 

 

Wäre es daher nicht endlich an der Zeit, alle Pflege-, Betreuungs- und Erziehungszeiten für die Pensionen anzurechnen?

 

Wie die Diskussion um die Öffnungszeiten von KITA, KIGA und Schulen zeigt, stellt die Vereinbarkeit für alle Familien eine große Herausforderung über einen langen Zeitraum des Lebens dar. Diese Sorge endet aber für Familien mit einem Mitglied mit Behinderung praktisch nie, denn in den sozialen Einrichtungen sind alle Plätze im Wohnbereich langfristig besetzt. Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung fehlen ebenso. Und im Bereich der Mobilität liegt vieles im Argen.

 

Eltern von Kindern mit Beeinträchtigung sind gut organisiert, arbeiten gerne und sind häufig in medizinischen, sozialen Berufen oder in der Bildung tätig, also unverzichtbar! Diese Mütter und Väter müssen entsprechend unterstützt werden, damit sie dem Arbeitsmarkt nicht verloren gehen und die fehlende Vereinbarkeit nicht zur Zerreißprobe für die Familien wird!