Wirtschaft | Frostschäden

"Ein Jahr, wo nicht viel übrig bleibt"

Südtirols Obst- und Weinwirtschaft bereitet sich auf Millionenschäden durch Frost und Trockenheit vor. Bei der Laimburg versucht man indes für die Zukunft vorzubeugen.
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Foto: agrarnachrichten

Das volle Ausmaß der Zerstörung, den der Frost vor zwei Wochen im Südtiroler Obst- und Weinbau angerichtet hat, wird erst in einigen Wochen quantifiziert werden können. Dennoch wird das Bild über die Ausfälle immer vollständiger. Zumindest zehn Prozent weniger Wein wird es laut Schätzungen des Beratungsringes beim Jahrgang 2017 geben. „Es können aber auch noch mehr werden“, sagt der Bereichsleiter für Weinbau Hansjörg Hafner. Bei den Äpfeln gibt es laut VOG-Obmann Georg Kössler besonders ausgeprägte Unterschiede zwischen Tal und Berg. Während sich die Schäden in den Talböden dank Frostberegnung sehr in Grenzen halten würden, müssen Apfelbauern in Übergangs- bzw. höhere Lagen fast durch die Bank beträchtliche Schäden beklagen „Wie groß der Ausfall dort tatsächlich ist, werden wir erst im Juni sicher wissen“, sagt der VOG-Obmann. „Doch gerade in Höhenlagen wie im Eisacktal oder mittleren Lagen wie in der Gegend um Natz-Schabs kann man sicher von Prozentsätzen zwischen 30 und 50 Prozent und manchmal auch mehr ausgehen“, so Kössler.

Schäden, die sich im Obstbau aufgrund der hohen Mengen monetär noch weit gravierender auswirken als in Weinbau. Dennoch ist unter Südtirols Winzern der Schock besonders groß. „Wir hatten zwar bereits im Vorjahr Frostschäden im Raum Meran und Vinschgau, doch generell können sich auch ältere Weinbaubern nicht erinnern, jemals solche Schäden erlebt zu haben“, sagt Hansjörg Hafner. Auch bei der Laimburg ging man in der Vergangenheit immer davon aus, dass das Thema Frost für den heimischen Weinbau keine Bedeutung hat. Nun ist man auch in den Versuchsanlagen der Forschungsanstalt eines besseren belehrt worden. Wenn auch manche Lagen die Frostnächste quasi unversehrt überstanden haben, geht es in anderen bis hin zu Totalausfällen, sagt die Verantwortliche für den Bereich Weinbau Barbara Raifer. „Und wenn einmal 90 Prozent kaputt sind, ist der Rest auch keine Topware.“

"....damit hätte man die Frostnächte recht gut überbrücken können"

Nachdem sich die Klimaerwärmung in den vergangenen Jahren immer deutlicher in einem früheren Austrieb der Reben zeigt, wird das Thema Frostschutz nun auch im Bereich Weinbau drängend, meint die Expertin. Eher zufällig hat man in der Laimburg in diesem Jahr nach einer Tagung erste Versuche mit späten Schnittmaßnahmen gemacht, mit denen laut Barbara Raifer in vielen Südtiroler Anlagen die Frostnächte recht gut überbrückt werden hätten können. „Allerdings funktioniert diese Maßnahme wahrscheinlich nicht bei allen Sorten, sondern nur bei jenen, die auch an den Basisaugen fruchtbar sind“, erklärt die Weinbauexpertin. Diese würden dann durch den späten Schnitt auch verspätet austreiben, womit die noch frostgefährdeten Zeiten besser vermieden werden können. Alternativen dazu sind laut Barbara Raifer einerseits eine Verwirbelung, die in diesem Jahr teils auch mit Hubschraubern versucht wurde, sowie eine Frostbewässerung. Erstere funktioniere aber nur, wenn die oberen Luftschichten relativ schnell wärmer werden, was in diesem Jahr in den meisten Lagen nicht der Fall war. Bei der Frostbewässerung habe man dagegen auch beim Wein gute Resultate erzielt. „Hier kann man beim Wein auch ein wenig feiner sprühen als bei den Äpfeln, um Wasser zu sparen“, so Raifer. Allerdings kommen die Bewässerungsanlagen im Weinbau noch sehr selten zum Einsatz – „vor allem,  weil nicht genügend Wasser für alle Flächen zur Verfügung steht.“

Tatsache ist laut Barbara Raifer, dass die Lage für die betroffenen Betriebe, aber auch viele Genossenschaften sehr schwierig sei. Denn bei gleichbleibenden Fixkosten und weniger Menge werde die Finanzierung schwierig. Das gilt auch für die Bauern selbst, die noch in geringem Ausmaß gegen Frost versichert sind. Selbst bei diesen wird der Schaden keineswegs  immer ersetzt, meint Raifer. Denn Versicherungen würden nur ab einem Gesamtausfall von 30 Prozent zahlen. Viele Bauern hätten die Anlagen aber so verteilt, dass das Schadenausmaß sehr variiert – und im Schnitt die 30 Prozent nicht erreicht. Und so müssen sich wohl viele Bauern im Land schon jetzt mit der Prognose VOG-Obmann Kössler anfreunden. „Es wird ein Jahr, wo nicht viel übrig bleibt.“