Kultur | Rhetorik

(Architektur und...) …Rhetorik

Rhetorik- und Architekturwoche für MittelschülerInnen in Brixen.
Hinweis: Dies ist ein Partner-Artikel und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
kinderworkshop
Foto: Vinzentinum

Text: Veronika Mayr

In Zusammenarbeit mit der Architekturstiftung Südtirol / in collaborazione con la Fondazione Architettura Alto Adige.

 

Ob man mit Sprache oder Steinen baut, seit jeher geht es sowohl in der Rhetorik als auch in der Architektur um die Logik der rechten Konstruktion.


Beide Disziplinen oszillieren zwischen Abstraktion und spezifischen Problemstellungen und bringen ästhetische Theorie und Handwerk zusammen, um einer Öffentlichkeit zu dienen.
Sie beschäftigen sich mit den Gesetzmäßigkeiten der Komposition und Proportion sowie mit gesellschaftlichen Konventionen und lokalen Eigenheiten.
Symbolik, kollektive Erinnerung und formale Figuren sind in beiden Disziplinen tief verankert.

 

Ein antikes Zweigespann
Sowohl klassische Architektur als auch die klassische Rhetorik haben ihre Wurzeln im Antiken Griechenland und wurden im Römischen Reich weiterentwickelt.
Schon Vitruv (80-70 v. Chr. - ca. 15 v. Chr), ein Zeitgenosse Ciceros, wies in seinen Zehn Büchern über Architektur (De Architectura Libri Decem) auf den engen Zusammenhang zwischen Architektur und Rhetorik hin. Für ihn entstanden beide mit der Entdeckung des Feuers, die er als Ursprung des gemeinschaftlichen Lebens sah.
Vitruv bewunderte Ciceros Suche nach praktischem, angewandten Wissen für die Rhetorik und übersetzte sie auf die Architektur.
Auch der Renaissancearchitekt, Künstler, Schriftsteller und Sprachwissenschaftler Leon Battista Alberti (1494-1472) nützte die Kategorien der Rhetorik um seinen Diskurs zur Architektur zu strukturieren.
Rhetorik wie auch Architektur kann auf globaler Basis einen sinnvollen Austausch zwischen Fachleuten und der Zivilbevölkerung schaffen.
Beide kultivieren Kommunikation, öffentliche Debatte und Diversität und erlangen erhöhte Bedeutung in einer vernetzen Welt, in der physische, öffentliche Konfrontation zunehmend von Isolation und 'private messaging' verdrängt wird.

 

 

Sommerwoche am Vizentinum
In der Sommerwoche 'Architektur und Rhetorik', gerichtet an MittelschülerInnen, bietet das Vizentinum Brixen heuer erstmals eine spannende und altersgerechte Auseinandersetzung mit diesen beiden Disziplinen an.  
Für das Vermittlungsteam sollen architektonische Bildung und die Kunst der Rhetorik nicht nur universitäre Fachgebiete sein, sondern zum Bewusstsein und Empfinden aller gehören. Das Vinzentinum bietet eine Reihe von schulischen und außerschulischen Aktivitäten an, um das Bewusstsein für Räume, Gebäude und Orte zu schärfen und die rhetorischen Kenntnisse der Antike für die Erfordernisse unserer Zeit nutzbar zu machen.
Sowohl die Redekunst als auch die Architektur bringen Kreativität zum Einsatz und sollen auf frappante Weise aufzeigen, wie unsere Wahrnehmung von Menschen und Orten, aber auch von uns selbst bewusst gesteuert werden kann.

 

Bühne bauen, Reden schwingen
Im architektonischen Teil des Kurses (nachmittags) werden die Teilnehmer zunächst dazu angehalten, ihre Wahrnehmung zu schärfen und Räume genau wahrzunehmen. In einem zweiten Schritt wird ein konkreter Raum erschaffen. Gemeinsam wird eine kleine Bühne gebaut und der gesamte Raum so gestaltet, dass alle Aufmerksamkeit auf einen Punkt geleitet wird: die Bühne. Die Bedeutung und Wirksamkeit von Raumgestaltung soll auf diesem Weg partizipatorisch und spielerisch gelernt sowie konkret erfahren werden.
Im rhetorischen Teil (vormittags) werden sich die Schüler über den Einsatz von Mimik, Gestik, Stimme - ihres Auftretens bewusst. Im Laufe der Woche soll jeder Teilnehmer verschiedene Reden schreiben, die auf theatralische und expressive Weise auf der selbstgebauten Bühne vorgetragen werden. Am letzten Tag präsentieren alle, was sie gelernt und erfahren haben vor einem Publikum und üben dabei ein selbstbewusstes Auftreten.

Die Teilnehmer werden von Fachleuten aus den jeweiligen Gebieten begleitet: Arch. Nina Maccariello und  Arch. Birgit Dejaco (Architektinnen und Architekturvermittlerinnen) sowie Andres C. Pizzinini (Künstler, Philosoph und Gymnasiallehrer am Vizentinum) und Prof. Norbert Seeber (Altphilologe, Theaterpädagoge und  Gymnasiallehrer am Vizentinum).

 

 

Die Anmeldung zur Sommerwoche erfolgt über das Schulsekretariat des Vinzentinums: +39 0472 821604 / [email protected]
Die Anmeldefrist wurde vom 31.Mai auf den 15. Juni 2018 verlängert.