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„So geht das nicht“

Ein aktueller Zusatz - Der Ex-Präsident der Stiftung Sparkasse, Karl Pichler, über seinen Ärger um den Hausverkauf in Meran und den Wortbruch der Bankenführung.
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Foto: Privat

Der ehemalige Präsident der Stiftung Sparkasse, Karl Pichler, ersucht am 6. Juli 2017 um die Veröffentlichung folgenden Zusatzes:

 

Mit Bezug auf mein Interview auf Salto möchte ich festhalten, dass das Gebäude in der Sparkassenstraße in Meran für mich ein Symbol der Geschichte und Tradition der Sparkasse darstellt und dass ich dieses symbolträchtige Haus als Teil einer großen Familie sehe.  Ich möchte unterstreichen, dass die Sparkassenführung in den letzten drei Jahren bestmöglichst gearbeitet hat und sie auch weiterhin sich für das Wohl der Bank einsetzt. Ich bin überzeugt, dass sich dieser Einsatz und diese Anstrengungen schon kurzfristig für die Ergebnisse der Sparkasse positiv auswirken werden.“

 

Salto.bz: Herr Pichler, man sagt, Sie ärgern sich sehr über den Verkauf des Sparkassenhauses in Meran?
 
Karl Pichler: Ja, sicher habe ich mich geärgert. Denn ich war überrascht, dass das überhaupt notwendig ist. Wir haben vor zwei Monaten eine Gesellschafterversammlung der Sparkasse gehabt und dabei wurde davon kein Wort gesagt. Auf der Aktionärsversammlung hat es geheißen, in fünf Jahren stehen wir wieder sehr gut da. Deshalb bin ich schon überrascht, dass es zu dieser Verkaufsaktion überhaupt gekommen ist.
 
Können Sie verstehen, dass zwei private Unternehmer das Haus bekommen und nicht die Stiftung Sparkasse?
 
Dass es ein Privater bekommt, ist nicht das Problem. Aber man hätte diesen Verkauf einfach transparenter machen müssen. Wenn die Sparkasse das wirklich transparent gemacht hätte, dann hätten wir als Stiftung dieses Haus gekauft.
Wenn die Sparkasse das wirklich transparent gemacht hätte, dann hätten wir als Stiftung dieses Haus gekauft.
Sie sagen, diese Aktion war zu wenig transparent?
 
Ja. Denn als wir erfahren haben, dass das Haus zum Verkauf steht, war es eigentlich schon zu spät.
 
Wäre es nicht normal, dass die Bank beim Verkauf einer Immobilie zuerst den Hauptaktionär fragt, ob dieser Interesse am Kauf hat?
 
Das haben wir so auch vereinbart. Nachdem vor wenigen Jahren auch in Bozen beim Haus am Waltherplatz beinahe so etwas Ähnliches passiert ist, haben wir ausgemacht, dass die Bank, bevor sie etwas verkauft, die Stiftung avisiert. So kann die Stiftung entscheiden, ob sie kaufen will oder nicht.
 
Die Sparkassenführung hat sich nicht an diese Abmachung gehalten?
 
Nein. Wir haben von der Verkaufsabsicht erst dann erfahren, als bereits ein Vorvertrag mit den jetzigen Käufern vorlag.
 
Stimmt es, dass die beiden Unternehmer Bernhard Schweitzer und Norbert Gasser bereits beim Verkauf des Hauses am Waltherplatz ein lukratives Angebot hinterlegt hatten?
 
Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Es hat damals private Konkurrenten gegeben. Ich habe ihre Namen aber nie erfahren. Ebenso hat die Stiftung im jetzigen Fall nicht gewusst, wer die privaten Käufer sind. Das haben wir erst in Erfahrung gebracht, als sie es auf Salto.bz geschrieben haben. Vorher hat es nur geheißen, private Südtiroler Unternehmer. Wobei mir das gut geht. Denn jeder hat das Recht zu kaufen. Was mich aber wirklich stört: dass man nicht zuerst die Stiftung informiert, wenn so ein wichtiges Objekt der Bank veräußert wird.
 
Es gibt in Meran bereits eine vergleichbare Vorgeschichte?
 
Ja. Vor Jahren hat man das alte Sparkassengebäude an der Ecke zu den Lauben verkauft . Auch damals haben wir alle nichts gewusst. Plötzlich hat es geheißen, die Immobilie hat ein Privater gekauft. So geht das einfach nicht. Die Bank und die Stiftung sind eine Familie. Deshalb bin ich schon der Meinung: Man hätte zur Stiftung sagen müssen, die Banca d'Italia besteht darauf, dass wir dieses Haus verkaufen. Die Immobilie kostet so und so viel. Wollt ihr das Haus kaufen? Oder wir schreiben den Verkauf aus.
Die Bank und die Stiftung sind eine Familie. Deshalb bin ich schon der Meinung: Man hätte zur Stiftung sagen müssen, die Banca d'Italia besteht darauf, dass wir dieses Haus verkaufen. Die Immobilie kostet so und so viel. Wollt ihr das Haus kaufen?
Die Wunde des Verkaufs des alten Sparkassenhauses 2009 ist in Meran immer noch nicht verheilt?
 
Damals hat man sich in Meran über diesen Verkauf sehr geärgert. Und jetzt wiederholen wir fast dieselbe Operation ein zweites Mal. In Meran hat man sich so etwas einfach nicht erwartet.
 
Gibt es in der Stiftung eine Missstimmung?
 
Ja, sowohl im Verwaltungsrat, wie auch im Stiftungsrat gibt es diese Missstimmung. Aber vor allem in Meran herrscht dicke Luft. Meraner Unternehmer und Sparkassen-Kunden sind zu mir gekommen oder haben mich angerufen, um ihr Missfallen auszurücken. Die Meraner identifizieren sich mit diesem Gebäude. Dieses Haus ist Sparkasse.
 
Der Verkauf ist so über die Bühne gegangen, dass die privaten Unternehmer am Ende weniger gezahlt haben, als die Stiftung geboten hat. Verstehen Sie als ehemaliger Stiftungspräsident und als auch Privatunternehmer diesen Mechanismus?
 
Ich verstehe diesen Mechanismus überhaupt nicht und kann ihn auch absolut nicht nachvollziehen. Aber ich möchte hier nicht in die Tiefe gehen. Schauen Sie, ich bin nicht mehr Präsident, aber ich war 24 Jahre lang in der Stiftung führend tätig und ich bin immer noch mit dem Herzen dabei. Für mich ist das wie eine Familie. Deshalb schmerzen solche Operationen ganz besonders. Sie tun einfach weh.
Ich verstehe diesen Mechanismus überhaupt nicht und kann ihn auch absolut nicht nachvollziehen.
Wird diese Aktion der Bankenführung Konsequenzen haben?
 
Das kann ich nicht sagen. Ich kann mir aber vorstellen, dass man im Verwaltungs- oder im Stiftungsrat nochmals über diese Operation reden wird.

 
Die Stiftung ernennt den Präsidenten und den Vizepräsidenten sowie die Mehrheit der Verwaltungsräte der Sparkasse. Sie kann sie jederzeit auch wieder abberufen. Wäre es nicht an der Zeit, dass Stiftungspräsident Konrad Bergmeister auf den Tisch haut?
 
Hier will ich mich nicht einmischen. Die neue Verwaltung der Stiftung muss wissen, was sie zu tun hat.