Politik | Urfaschismus

Von SVP nach SFP?

Merkmale des Urfaschismus
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
  • Umberto Eco, der unter Mussolini aufgewachsen ist, erarbeitete eine Liste von 14 Merkmalen. Es lohnt sich, die einzelnen Punkte mit den Forderungen von Parteien wie der AfD, der FPÖ, dem Front National oder Erdogans AKP zu vergleichen. 

    Diese Auflistung kann aber auch für die Beurteilung der Südtiroler Volkspartei herangezogen werden. 

    Bei Lega und Fratelli d'Italia dürfte es keine Zweifel geben.

    1. Traditionenkult. Der Traditionalismus als Gegenbewegung zum Synkretismus (Vermischung verschiedener Religionen, Konfessionen, philosophischer Lehren) → „Es kann keinen Fortschritt der Erkenntnis geben, die Wahrheit ist ein für allemal verlautbart“.

    2. Ablehnung der Moderne: Trotz Technikverehrung fußt die Ideologie auf Blut und Boden. Im Grunde werden die Aufklärung und die Werte von 1789 abgelehnt.

    3. Irrationalismus: „Denken als Form der Kastration“. Kultur wird verdächtigt, sobald sie kritisch wird. Misstrauen gegenüber dem Intellekt.

    4. Ablehnung der analytischen Kritik: Wenn die Wissenschaft mangelnde Übereinstimmung als nützlich ansieht, ist es für den Ur-Faschismus Verrat.

    5. Ablehnung von Meinungsvielfalt und Pluralismus: Die natürliche Angst vor Unterschieden wird ausgebeutet und verschärft. Der erste Appell des Faschismus oder Vorfaschismus richtet sich gegen Eindringlinge.

    6. Entstehen durch individuelle oder soziale Frustration: Der Appell an die frustrierte Mittelklasse in einer ökonomischen Krise oder bei politischer Demütigung.

    7. Nationalismus: Menschen, die sich der sozialen Identität beraubt fühlen, wird ein einziges Privileg zugesprochen: In demselben Land geboren zu sein. Die Wurzel der urfaschistischen Psychologie ist Verschwörung. Die Anhänger müssen sich belagert fühlen, am besten durch Fremde.

    8. Demütigung vom Reichtum und der Macht der Fremden: Damals: „Juden sind reich und haben ein geheimes Netz gegenseitiger Unterstützung“. Heute „Flüchtlinge kriegen alles, haben iPhones und haben sich zur „Invasion“ verschworen“.

    9. „Das Leben ist nur um des Kampfes Willen da.“ „Pazifismus ist die Kollaboration mit dem Feind.“

    10 „Elitedenken“: Man gehört dem besten Volk, der besten Rasse an. Der Führer weiß, dass ihm die Macht nicht demokratisch übertragen werden kann, dass seine Kraft in der Schwäche der Masse wurzelt. Jeder Unterführer verachtet seine Untergebenen. Die Folge ist ein massenhaftes Elitebewußtsein.

    11. Erziehung zum Heldentum: Ein Held ist in der Mythologie ein außergewöhnliches Wesen. Im Faschsimus ist der Held die Norm. Das Heldentum hängt eng mit einem Todeskult zusammen. Der Held im Faschismus sucht ungeduldig den heroischen Tod als beste Belohnung und schickt in dieser Ungeduld gerne andere in diesen Tod.

    12. Übertragung des Willens zur Macht und des Heldentum auf die Sexualität: Das ist der Ursprung der Frauenverachtung und der Intoleranz gegenüber ungewöhnlichen Sexualpraktiken (von Keuschheit bis Homosexualität) und die Neigung zur „phallischen Ersatzübung“, dem Spiel mit der Waffe.

    13. Selektiver Populismus: Der individuelle Bürger wird durch den Volkskörper ersetzt. Das Nürnberger Reichstagsgelände wird zum Internetpopulismus.

    14. Urfaschismus spricht „Neusprache“: Ein verarmtes Vokabular mit Framing und Deutungshoheit. Von „Lügenpresse“ bis „Umvolkung“ werden Begriffe neu etabliert.

     

    Quelle: https://www.pressenza.com/de/2017/10/14-merkmale-des-ur-faschismus-nach…

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Thomas Unterwinkler Mi., 06.12.2023 - 14:32

Zwei Mitte-Parteien mit VIERZEHN Mandaten machen eine Koalition mit drei rechtspopulistischen Parteien mit FÜNF Mandaten (oder beabsichtigen, dies zu tun, denn noch ist ja kein Koalitionsvertrag abgeschlossen).
Das ist dann auf Salto nicht eine Mitte-Rechts-Regierung, sondern eine Rechts-Rechts-Regierung, oder besser noch: ALLE Parteien dieser Regierung sind faschistisch oder stehen im Verdacht, faschistisch zu sein. Wohlgemerkt, ohne dass auch nur eine Zeile des Koalitionsabkommens bekannt ist und ohne dass diese Regierung auch nur eine Handlung gesetzt hätte.
Zu so viel Differenzierung kann man nur gratulieren!!

Mi., 06.12.2023 - 14:32 Permalink
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Martin Tarshito Do., 14.12.2023 - 09:22

Also wenn die Europäer blind gegenüber dem Wiederaufkeimen des Urfaschismus waren und bleiben, dann bezüglich des ukrainischen Urfaschismus:

"SozialNationalisten" begründeten sich bereits Anfang der Neunziger, wurden dann zur "SozialNationalen Versammlung" und schließlich als weniger verdächtig klingende "Svoboda"-Partei zum politisch einflussreichsten Arm des "Rechten Sektor (Pravy Sektor)", den sie als SozialNazionale Versammlung mit begründet hatten.

Dieser hat sich 2014 sowohl auf den Straßen als auch in der vermeintlichen Aufarbeitung der Massaker am Maidan beteiligt: " The co-founder of Svoboda, Andriy Parubiy, acted as a “security commander” during the protests and commanded the attacks of the Right Sector." (Quelle: Snipergate: who ordered the shootings on Kyiv's Maidan? - bne IntelliNews https://www.intellinews.com/snipergate-who-ordered-the-shootings-on-kyi…).

Und der Svoboda Mann an der Spitze der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft, Oleg Machnitzk, lieferte die Liste der vermeintlich Schuldigen (https://www.linksfraktion.de/themen/nachrichten/detail/sagen-was-ist/), woran natürlich bis heute kein überzeugter Europäer zweifelt, der in den Heldenruhm verehrenden Schlachtruf der ukrainischen Urfaschisten "Slava Ukraini, Heroyam Slava" unreflektiert mit einstimmt.

Dass die Svoboda samt Rechten Sektor in der Nationalgarde u.a. unter dem Namen "Asow" eine neue Heimat fand, die den politischen Kampf als Partei überflüssig machte, und dass sie als Nationalgarde sogar eine Legitimierung u.a. als Militärpolizei bekommen haben, um unter Selenskyi schließlich zur Angriffsbrigade ausgebaut zu werden, das stört die EuropäerInnen, die heuchlerisch gegen patriotische Parteien in den eigenen Ländern wettern, ebenso wenig, wie z.B. folgendes:
Selenskyi wollte "den rechtsextremen Serhij Sternenko zum Chef des ukrainischen Sicherheitsdienstes (SBU) in Odessa [...] ernennen, um sein Bündnis mit Neonazi-Kräften zu stärken./ Als ehemaliger Leiter des neonazistischen Rechten Sektors in Odessa war Sternenko direkt in das Massaker im Gewerkschaftshaus im Jahr 2014 verwickelt , bei dem 46 Menschen getötet wurden. Er ist ein verurteilter Krimineller und wird derzeit wegen Mordes untersucht." (https://www.wsws.org/en/articles/2021/05/01/ukr-m01.html)

Dass Selenskyi auch die faschistische Karpatska Sich (2014 ff), paramilitärischer Arm des Rechten Sektors, 2022 zur offiziellen Bodentruppe machte [ https://en.m.wikipedia.org/wiki/49th_Infantry_Battalion_(Ukraine)] und ihr Symbol [ Dreizack/Schwert in Ocker-Gold auf Schwarzem Hintergrund] auf schwarzem Shirt zur Schau trug, als er in Italien Papst und Meloni besuchte, hat auch niemanden gestört.

Immerhin kämpfen all diese Verbände, deren Videokanäle im YouTube Kanal "Sturmbericht" zusammenfinden, für die Demokratie und mit den Waffen/Geldern der waschechten europäischen DemokratInnen. Nicht wahr?
Ein Beispiel: https://youtu.be/cpV9Ao9sf_k?si=KjuZXmxEZ-trMmEs : Helden Verehrung.

"Heroyam Slava", erstmals durch die OUN eingeführt, wurde durch das bekennende Mitglied des europäischen Faschismus, Stephan Bandera von der OUN-B, mit dem Faschogruß verbunden (Wiki: "La risposta al saluto Herojam slava! apparve negli anni '30 tra i membri dell'OUN e dell'Esercito insurrezionale ucraino (UPA), i quali iniziarono a usare questo motto per commemorare i veterani della guerra sovietico-ucraina avvenuta tra il 1918 e il 1921, tra cui il leader dell'OUN Jevhen Oleksijovyč Konovalec'. Nell'aprile del 1941 "Gloria all'Ucraina! Gloria agli eroi!" divenne il saluto ufficiale dell'OUN-B, guidato da Stepan Bandera,[10] e veniva accompagnato dal saluto fascista." https://it.m.wikipedia.org/wiki/Slava_Ukra%C3%AFni!)

Fazit:
Der Faschismus ist eben dort, wo er der EU nützlich scheint, nicht weiter negativ angesehen, selbst wenn er mörderisch und offiziell unter Waffen gesetzt ist.
Doch innerhalb der europäischen Demokratien wird schnell mal heuchlerisch gegen Faschismus geschimpft und zugleich im EU Parlament "Heroyam Slava" geantwortet, wenn Selenskyi "Slava Ukraini" sagt.

Do., 14.12.2023 - 09:22 Permalink
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Salto User
wartl Mo., 11.03.2024 - 18:56

Antwort auf von Martin Tarshito

Den "ukrainischen Urfaschismus" kannst du dir dorthin stecken, wo das ganze Jahr keine Sonne hinscheint. Faschistisch sind die NATO (völkerrechtswidriger Krieg 1999 zur Durchsetzung des Neoliberalismus in Südosteuropa - nachzulesen im Leitartikel "Unser Balkan - alle Lektionen der letzten zehn Jahre kreisen um das eine Wort Macht" von Nikolaus Blome in der gewiss nicht linksverdächtigen "Welt" vom 30.6.2001) und das System Putin (völkerrechtswidriger Krieg gegen die Ukraine seit 2 Jahren mit kriegsverbrecherischen Gräueln gegen die Zivilbevölkerung; Ermordung von Dissidenten; keine freien Medien)

Mo., 11.03.2024 - 18:56 Permalink