Politik | Gedenkfeier

„Er ist ein guter Machtmensch gewesen“

Heute wäre Silvius Magnago 110 Jahre alt geworden. Es ist ein Anlass für die SVP ihre Geschlossenheit zu beweisen – ein leichtes Spiel mit fadem Beigeschmack.
Silvius Magnago
Foto: Seehauserfoto
  • Es ähnelt einem Parteitreffen der Südtiroler Volkspartei (SVP). Der 5. Februar ist der Geburtstag des langjährigen Landeshauptmanns Silvius Magnago. Die gleichnamige Stiftung hat zu diesem feierlichen Anlass in den Palais Widmann in Bozen geladen. Der Chefverhandler des Südtiroler Autonomiepakets, der 1914 zu Beginn des Ersten Weltkriegs geboren und 1942 beim Zweiten eingezogen wurde, hat etwas geschafft, was jede Politikerin und jeder Politiker mit Ambition gerne erreichen würde.  

    „Eine Bescheidenheit, die uns Südtirolern wahrscheinlich in den letzten Jahren etwas abhandengekommen ist.“

    Silivius Magnago ist als „Vater“ der Südtiroler Autonomie in die Geschichte eingegangen. In den auf der Leinwand eingeblendeten Filmaufnahmen spricht er schnell und bestimmt. „Magnago war mit allen Wassern gewaschen, aber er vergaß nie seine Verantwortung gegenüber der Bevölkerung“, sagt die ehemalige SVP-Landesrätin Sabina Kasslatter-Mur, Mitglied des Stiftungskuratoriums. 

  • Feierstunde zu Ehren von Silvius Magnago: Der Einladung der Stiftung waren zahlreiche namhafte SVP-Mitglieder gefolgt. Foto: Seehauserfoto
  • Was zu Beginn der Koalitionsverhandlungen zwischen SVP, Fratelli d’Italia (FdI), Lega, Civica und Freiheitliche als das Thema unserer Zeit verkauft wurde, steht im Mittelpunkt der Würdigung von Magnago: In seinen Schlussworten betont Landeshauptmann Arno Kompatscher, dass es die Südtiroler Autonomie „jeden Tag zu verteidigen, zu schützen, weiterzuentwickeln und zu leben gilt“

    Während sich Kompatscher auf Lobesworte beschränkt, greift der Vize-Präsident der Magnago-Stiftung Jakob Brugger auch die aktuelle Kritik an der neuen Rechts-Koalition auf: Dass sich Silvius Magnago „im Grab umgedreht hätte“, wie im Land zu hören war, sei eine schwierige Aussage. „Denn politische Entscheidungen sind immer im Kontext zu sehen.“ Welcher Kontext die SVP zu einer Koalition mit der postfaschistischen Partei FdI bewogen hat, bleibt Brugger dem Publikum allerdings schuldig. 

  • Arno Kompatscher: Der Landeshauptmann geht auf die Lebensgeschichte und das Wirken von Silvius Magnago ein. Foto: Seehauserfoto

    Stattdessen betont der junge Vize-Präsident der Magnago-Stiftung die Großzügigkeit und Bescheidenheit des Stifters, mit dessem verzinsten Privatvermögen nun Stipendiatinnen und Stipendiaten finanzielle Unterstützung erhalten. „Eine Bescheidenheit, die uns Südtirolern wahrscheinlich in den letzten Jahren etwas abhandengekommen ist und die wir dringend wieder finden müssen. Silvius Magnago ist ein guter Machtmensch gewesen, der keine Partikularinteressen bedient hat.“

    Mit seiner Politik habe er im Rahmen des Möglichen das Beste herausgeholt. „Er ist für Grundsätze wie Zusammenhalt, Bildung und Freiheitsliebe, aber auch für Realismus und Kompromissbereitschaft eingestanden“, so Brugger. Ob die Südtiroler „Sammelpartei“ auch noch heute diesen Grundsätzen folgt, wird einmal mehr die neue Legislaturperiode zeigen. 

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Günther Stocker Mo., 05.02.2024 - 15:17

"Silvius Magnago ist ein guter Machtmensch gewesen, der keine Partikularinteressen bedient hat.“
Mit Verlauf Herr Brugger, viele SVP sollten heute/in der heutigen Zeit NIE und NIMMER mehr den Namen Magnago in den Mund nehmen.

Er war im heutigen Sinne des Wortes SICHERLICH kein MACHTMENSCH. Er hat den Menschen und Sache gedient!!

Er ist schon ganz wund vor lauter sich im Grabe herum drehen!!!

Mo., 05.02.2024 - 15:17 Permalink
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Salto User
Martin Brugger Mo., 05.02.2024 - 18:40

Er war ein Machtmensch? Jein, Magnago hatte zwar Machtinstinkt und spielte seine "Joker" als gerissener Politiker gut aus, aber er war vor allem menschlich von jener Demut beseelt (abgesehen von privater "Bescheidenheit"), die alle großen Männer und Frauen auszeichnen, weil sie ihre "positionale" Macht bzw. Autorität nicht hervorkehren.

So wirkten Magnago & Co. durch ihr Sein und unermüdliches Wirken. Und sie haben sich im "Kampf gegen Rom" in den Dienst der deutschen und ladinischen Minderheit gestellt, die mit vereinten Kräften - gemeinsam mit den parteiinternen politischen Gegnern in der damaligen "Sammelpartei" - der Autonomie Südtirols Vorschub geleistet haben: als Diener und eben nicht als Macher.

Sie wussten, wo die politische Bannzone zum rechten Rand erreicht war - wohl auch noch traumatisiert von den grässlichen, menschenverachtenden Erfahrungen, die sie in rechtsradikalen Diktaturen erlebt haben. Simon Wiesenthal sagte einmal in einer Club2 - Politsendung im österreichischen Fernsehen, die Millionen Toten, die auf Betreiben des Faschismus umgekommen sind, werden irgendwann nur noch als Statistik in den Geschichtsbüchern nachzulesen sein und als solche gesehen werden.

Das resolute und bis zum letzten Beistrich vorbereitete Auftreten für die Anliegen Südtirols, darunter insbesondere auch jenes Politikers, von dem ich weiß, dass er im Familienkreis liebevoll "Fonzie" (Alfons Benedikter) genannt wurde, der hierzulande mit Argusaugen im wahrsten Sinn des Wortes "grüne Politik" betrieben - und der Bauwut mit einem von Bürgern lesbaren Raumordnungsgesetz einen Riegel vorgeschoben hat - das alles hat damals viele italienische Politiker beeindruckt und sie haben das irgendwie auch goutiert, mag damals auch ein rauer politischer Wind aus Rom geweht haben.

Und in Südtirol waren viele Mitbürger der italienischen Sprachgruppe ebenfalls lange Zeit von der damals im Vergleich zu anderen italienischen Regionen gut geführten Verwaltung angetan und nicht wenige haben der Volkspartei bei Wahlen auch ihre Stimme gegeben: aus und vorbei damit - eine vertane Chance für die Volkspartei, der italienischen Volksgruppe auch nur vorübergehend bis zum Erstarken einer eigenen italienischen Sammelpartei dort ein wenig "politisches Heimatgefühl" zu bieten: politisches Sakrileg!

Wie man die derzeitige Koalition mit den Ultrarechten mit Magnago in Verbindung bringen kann, ist mir ein Rebus. Die damalige "Sammelpartei" war eine Aufsteiger-Organisation, die Epigonen sind mit einer sich jetzt als "Spalt- und egozentrisch interessengeleiteten Splitterpartei" präsentierenden Organisation hingegen die Wegbereiter des Abstiegs: "... obr heit geaht*s guat...obr heit geaht's guat" - ja, und danach die rechte Sintflut als "Heilsbringer und Schützer der Autonomie"?

Die politischen Signale sind bereits hörbar: so etwa mit der Einschränkung von Meinungsfreiheit der Medien, welcher als vierten Macht im Staate die Aufgabe zukäme, die Bürger objektiv zu informieren: ja, sie lodert noch, die Flamme im kleinen Logo der "Fratelli".

Und wie man unschwer erkennen kann, sind es "Zündler", die diese Flamme mit Brennstoff nähren und die mit Ultrarechts gemeinsame Sache machen, um Verfassungsgerichtsurteile "demokratisch" auszuhebeln, weil gerade die "richtige Regierung" an der Macht ist und versprochen wurde, Südtirols primäre Kompetenzen wiederherzustellen oder besser gesagt, diese den Südtirolern "nachzuschmeißen".

Das Gegengeschäft besteht freilich darin, dem Ultrarechts den Weg zur Umgestaltung demokratischer Institutionen zu bahnen. Und es sind gerade diese "Zündler" nun die ersten, die sich ihrer Verantwortung entziehen: ob durch Rückzug ins Private oder durch Verabschiedung von der Parteispitze oder indem sie nach "Vogel-Strauß" - Art den Kopf ganz einfach in den Sand stecken und nur dann "Viva Autonomia" schreien, wenn gut dotierte Posten winken. Ist das der Preis, der in die Waagschale geworfen wird, ist es das wert?

Harte Worte für harte Politik: "quid pro quo"!

Wer noch abspringen wird, ist nicht abzusehen, aber zu erwarten allemal: da fresse ich doch glatt einen Besen - aus vorzüglicher Schokolade - denn es kann ja auch sein, dass die Parteibasis, die diese oben beschriebene Demut großteils noch in sich trägt und durch ihr unermüdliches, zumeist auch unentgeltliches Wirken im Hintergrund das Überleben der Volkspartei sichert, eine politische Schubumkehr bewirkt.

Denn - und das sollte man sich immer vor Augen halten: die Südtirol-Autonomie gibt es, weil es völkische Minderheiten im Land gibt und nicht, um sie von Wirtschaftslobby - Beitrags-Bettelsleut' im Nadelstreif "aus-zuzeln" zu lassen, die im Gegenzug nur sich verselbständigende Infrastrukturen und Kleinkönigreiche mit nicht gerade famosen Auswüchsen von Macht- und Geldgier zu bieten haben und damit wohl nichts anderes herbeisehnen, als ein reaktionäres Zurück zu einer "Honoratiorenpartei".

Demgegenüber haben die "Fratelli" ihre Politik bisher bemerkenswert gut vorangetrieben und warten vorerst einmal die weitere Entwicklung ab. Sicher ist, dass erste politische Erfolge in dieser Konstellation nicht ausbleiben werden, die sich aber ganz dem Motto verpflichtet: "jedem Südtiroler (jeder Südtirolerin) das Seine (das Ihre) und a bissl mehr Sicherheit fürs Volk darf's auch sein - uns Honoratioren aber das Doppelte!"

Man möge Silvius Magnago und andere verstorbene, ehemalige Politiker jedenfalls nicht in Bezug auf die unheilvolle politische Koalition instrumentalisieren, sondern sie in Ruhe lassen, zumal sie selbst nicht mehr in der Lage sind, Stellung zu beziehen. Es scheint so, als würden das ehemalige politische Weggefährten Magnagos, wie beispielsweise Rosa Franzelin Werth, ähnlich sehen: Chapeau!

Mo., 05.02.2024 - 18:40 Permalink
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Josef Fulterer Di., 06.02.2024 - 04:50

Der Magnago hat sogar mit seinem Privat-Vermögen, die vom Widmann geplünderte Parteikasse mehrfach wieder aufgefüllt.
War danach nicht der un-nah-bare Riz für kurze Zeit SVP-Parteiobmann, bis ihn die sehr lieben Parteifreunde unterm Edelweiß ...?

Di., 06.02.2024 - 04:50 Permalink