Wirtschaft | Arbeit

Streik der Ausgehöhlten

Am 6. Mai gehen die Angestellten der Sektoren Gastgewerbe und Dienstleistungen auf die Straße. Streikbeteiligung auch in Südtirol. "Es reicht", sagt Dieter Mayr.

Tourismus, Mensen, Thermen, Reinigungsdienste und Apotheken – rund 45.000 Beschäftigte arbeiten in Südtirol in diesen Sektoren. Italienweit sind es über 1,5 Millionen. Und sie sind sauer. Seit Jahren verschlechtert sich die wirtschaftliche und arbeitsrechtliche Behandlung zusehends. “Es reicht”, meinen die Gewerkschaften. Sie haben für den morgigen 6. Mai einen gesamtstaatlichen Streik ausgerufen. Auch in Südtirol wird man sich daran beteiligen.


Genug ist genug

Bar- und Servicepersonal, Köche, Angestellte von Mensen, Thermen, Reinigungsdiensten und Reisebüros, aber auch Apotheken-, Fast-Food-Ketten- und Empfangspersonal – sie alle streiken am 6. Mai für die Erneuerung des Kollektivvertrags. “Seit Jahren ist dieser nicht verlängert worden”, sagt Hansjörg Adami von der Fachgewerkschaft Handel Gastgewerbe und Dienstleistungen des SGBCisl. Deren Landessekretär, Dieter Mayr, bestätigt: “Wir reden von durchschnittlich drei Jahren, teilweise warten Angestellte aber auch bereits seit sechs Jahren.” Konkret geht es um Lohnerhöhungen, Beschäftigungsgarantien und die Rechte der Arbeitnehmer in den genannten Sektoren. “Bisher war es nicht möglich, einen Kompromiss einzugehen”, erklärt Adami, vor allem die Arbeitgeberseite habe “inakzeptable bis absurde Forderungen” gestellt, so die Gewerkschafter. Man verstehe, dass man sich in Zeiten der Wirtschaftskrise befinde, “aber gewisse Forderungen in Bezug auf die Flexibilität sind wirklich absurd”, kritisiert Mayr. So poche man etwa im Tourismus auf eine Reduzierung der Freistunden der dort Beschäftigten, und eine Verfügbarkeit rund um die Uhr. “Es ist eine Kette von Umständen, die uns schließlich dazu gebracht haben zu sagen ‘Jetzt reichts’ und einen größeren Streik auszurufen”, meint Mayr.

Diese Beschäftigten arbeiten oft unter schwierigen Bedingungen, mit unmöglichen Arbeitszeiten und erbärmlichen Entlohnungen. Auch wenn sie häufig “unsichtbar” bleiben, ihre Arbeit wird immer benötigt, an 365 Tagen im Jahr und auch an Sonn- und Feiertagen.
(aus dem Streik-Manifest)


Südtirol nicht so sehr, aber auch betroffen

Der Streikaufruf, den die Fachgewerkschaften der des CGIL/AGB, des SGBCisl sowie der UIL-SGK ausgegeben haben, gilt für den gesamten Arbeitstag beziehungsweise Arbeitsturnus. Beim SGBCisl rechnet man mit mäßiger Beteiligung in Südtirol. In gewissen Sektoren seien dort gut ausgebildete Leute beschäftigt, die auch besser als laut Kollektivvertrag bezahlt würden, so Mayr. “Doch vor allem in den schwachen Sektoren wie etwa Reinigungsdienste ist es sehr notwendig, auf die Missstände hinzuweisen und da wird auch die Beteiligung sicher höher sein”, sagt der Landessekretär. Mit Einschränkungen sei allerdings nicht zu rechnen, “bei den Putzdiensten in den Krankenhäusern etwa sind die Mindestdienste garantiert”, beruhigt Mayr. In anderen Sektoren wie dem Gastgewerbe sieht er objektive Schwierigkeiten, überhaupt an dem Streik teilzunehmen. Nichtsdestotrotz werden am Freitag Morgen zwei Busse von Bozen nach Trient aufbrechen, um auf einer Kundgebung auf die zunehmende Aushöhlung der Bedeutung des Kollektivsvertrages hinzuweisen.

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Markus Gufler Do., 05.05.2016 - 12:07

Den im Artikel erwähnten Satz "vor allem die Arbeitnehmerseite habe inakzeptable bis absurde Forderungen gestellt, so die Gewerkschafter" halte ich für absolut unmöglich ;-)

Do., 05.05.2016 - 12:07 Permalink