Chronik | Wetterextreme

Hochwasser in Südtirol

Landesweit hat Starkregen in der Nacht zu Überflutungen, Muren und Rutschungen geführt. Die Situation an den Flüssen ist kritisch, aber unter Kontrolle.
Hochwasser August 2021
Foto: LFV

Beim Blick aus dem Fenster zeigt sich Südtirol am Donnerstag Morgen in strahlenden Sonnenschein getaucht. Doch die Idylle ist trügerisch. Vielerorts ist über Nacht das eingetreten, wovor der Landeszivilschutz vorab gewarnt hatte: Starkregen, steigende Wasserpegel in den Flüssen, Überflutungen, Rutschungen und Steinschläge. Zwischen 20 und 40 Liter pro Quadratmeter waren vorhergesagt. Für die Südstau-Lagen zwischen Ulten, Passeiertal, der Brenner-Gegend, dem Eisacktal und Ahrntal waren größere Niederschlagsmengen von 40 bis 60 Liter pro Quadratmeter und Spitzen von 70 Liter pro Quadratmeter zu erwarten.

 

In der Nacht mussten die Feuerwehren im ganzen Land zu weit über 100 Einsätzen ausrücken. Gegen 4.20 Uhr wurde die Wasserrettungsmannschaft der Berufsfeuerwehr Bozen zu einer Personenrettung beim Zusammenfluss von Talfer und Eisack gerufen. “Eine Person, ohne festen Wohnsitz, welche auf einer Insel übernachtete, wurde über Nacht durch das Hochwasser überrascht und konnte nicht mehr das Festland erreichen”, teilt die Feuerwehr mit. Die Person konnte mithilfe eines Raftingbootes in Sicherheit gebracht werden. Sie wurde unterkühlt in das Krankenhaus eingeliefert.

 

Für die Stadt Klausen wurde Zivilschutzalarm ausgerufen. Der Eisack ist dort über die Ufer getreten. Die Feuerwehren warnen davor, sich entlang von Fließgewässern aufzuhalten. “Meiden Sie überflutete Straßen, Tiefgaragen und Unterführungen, weil sich in diesen sehr schnell Wasser sammeln kann”, so der Appell an die Bevölkerung in ganz Südtirol. Landesweit mussten mehrere Straßen wegen Steinschlägen und Murenabgängen gesperrt werden. Die Brennerbahnlinie ist zwischen Brixen und Klausen sowie bei Blumau unterbrochen. Auch auf der Bahnlinie Bozen-Meran ist wetterbedingt mit einigen Zugausfällen zu rechnen. Im öffentlichen Nahverkehr kann es zu Verspätungen und Ausfällen kommen.

Aktuelle Informationen über Straßensperren und die Verkehrslage gibt es auf der Webseite der Verkehrsmeldezentrale Südtirol und Südtirolmobil.

Die Wassermengen, die die großen Flüsse führen, verlagern sich konstant Richtung Süden. Im Wipptal und im Sarntal sind die Pegelstände von Etsch und Talfer bereits zurückgegangen. Vor Kurzem haben fast alle großen Flüsse den Pegelhöchststand erreicht, meldet Landesmeteorologe Dieter Peterlin. Einzig die Etsch im Unterland wird noch etwas weiter steigen, “bevor die Hochwasserwelle ins Trentino weiterwandert”, so Peterlin.

Kurz vor 10 Uhr teilt das Land mit, dass die Dämme bis jetzt keine Schwachstellen aufweisen. Bei der Berufsfeuerwehr in der Agentur für Bevölkerungsschutz ist das Lagezentrum eingerichtet, die Situation wird ständig überwacht. Auch die Hochwasserzentrale des Bereichs Wildbachverbauung wurde noch in der Nacht besetzt, wie Direktor Fabio De Polo berichtet. “Die Lage wird angespannt bleiben, auch nach dem Durchgang der Hochwasserspitze gegen Mittag”, erklärt der Direktor des Landesamtes für Hydrologie und Stauanlagen Roberto Dinale, “daher ist auch noch am Nachmittag im Unterland Vorsicht geboten”.