Politik | Rückzug

“Mache der Meraner SVP den Weg frei”

Richard Stampfl nimmt sein Gemeinderats-Mandat nicht an und zieht sich aus der Politik zurück. Ohne ihn hätte es zu einer Koalition Civica-Alleanza-SVP-Lega kommen können
MeranO Talks
Foto: KARLHEINZ SOLLBAUER

Eigentlich hätte er am 4. Oktober um den Wahlsieg zittern wollen. Doch für Richard Stampfl war bereits nach dem 21. September Schluss. Der ehemalige Geschäftsführer von Dr. Schär, der für die SVP Meran als unabhängiger Kandidat die heurigen Gemeinderatswahlen bestritten hat, erhielt im ersten Wahlgang 21,6% der Stimmen und schaffte es hinter Paul Rösch (28,4%) und Dario Dal Medico (22,9%) nicht in die Stichwahl. “Überrascht, enttäuscht und traurig – in dieser Reihenfolge” sei er gewesen als er erfahren habe, dass er aus dem Rennen um das Meraner Bürgermeisteramt war, gestand Stampfl. Zugleich ließ er offen, ob er sein Mandat im Gemeinderat annimmt. Doch alles deutete darauf hin, dass es nicht dazu kommt. “Ich werde erst einmal darüber schlafen und dann eine Entscheidung treffen”, so Stampfl am 22. September. Nun hat er elf Nächte darüber geschlafen – und teilt seine Entscheidung mit: Er wird das Mandat als Gemeinderat nicht annehmen. Sondern aus der Politik, in die der 62-Jährige erst Anfang des Jahres eingestiegen ist, aussteigen.

 

“Selbstgestecktes Ziel verfehlt”

 

Am Sonntag Abend lässt Stampfl den Medien folgende Stellungnahme zukommen:

“Ich bedanke mich bei allen Meranerinnen und Meranern, die mir am 20. und 21. September als unabhängigen Kandidaten auf der SVP-Liste ihre Stimme gegeben haben. Ich habe sowohl vor den Wahlen als auch danach von vielen Leuten Zuspruch und Aufmunterung erhalten. 
Mein selbstgestecktes Ziel, in die Stichwahl zu kommen, habe ich leider verfehlt und die Enttäuschung darüber ist groß. Es ist mir ein persönliches Anliegen, mich bei meinem Team für die großartige Unterstützung und für die Zeit der beinahe einjährigen Wahlkampagne zu bedanken. Die vielen neuen Kandidatinnen und Kandidaten, die für Veränderungen in der SVP stehen, hätten sich ein besseres Ergebnis verdient. Trotz großen Einsatzes hat es leider keine Frau in den Gemeinderat geschafft. Bedanken möchte ich mich auch bei all den Menschen, die mir bei zahlreichen Treffen, Versammlungen und persönlichen Gesprächen, im Kaffeehaus oder, auch ganz spontan auf der Straße, ihre Vorschläge und Ideen für Meran vorgestellt haben. Ich habe in diesem Jahr wertvolle Erfahrungen gemacht und die Bedürfnisse der Meraner Bevölkerung besser kennen gelernt. Viele dieser Ideen sind ins Wahlprogramm der SVP eingeflossen.
Den beiden Bürgermeisterkandidaten Paul Rösch und Dario Dal Medico gratuliere ich zu ihrem Erfolg. Ich hoffe, dass einige Projekte, die wir in der Vorwahlzeit angestoßen haben, wie z. B. ‘CAMPUS M’, dem Kulturprojekt in einem Teil der Ex-Rossi-Kaserne, vom zukünftigen Bürgermeister
und seiner Stadtregierung weiterverfolgt und verwirklicht werden.
Nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, mein Mandat im Gemeinderat nicht anzunehmen. Damit mache ich der Meraner SVP den Weg frei, ihre Entscheidungen bei den bevorstehenden Koalitionsverhandlungen unabhängig von meiner Person zu treffen. Hiermit bringe ich mein Engagement in der Politik zu Ende. Als Privatperson habe ich vor, mich verstärkt für soziale Projekte in der Stadt einzusetzen.”

 

Drei Männer gehen, einer kommt

 

Zum Zeitpunkt als Richard Stampfl diese Zeilen verschickt – es ist Punkt 21 Uhr, als die Wahllokale der Passerstadt schließen –, steht noch nicht fest, wer neuer Bürgermeister von Meran wird. Am Ende wird Paul Rösch mit 37 Stimmen vor Dal Medico landen.

Im Falle eines Siegs von Dario Dal Medico wäre ein Regierungsbündnis Civica-Alleanza-SVP-Lega ein durchaus realistisches Szenario gewesen. Mit Stampfls Rückzug wäre es der Meraner SVP wieder völlig frei gestanden, eine Koalition mit der Lega einzugehen. Denn er war es gewesen, der sich klar gegen eine Zusammenarbeit mit der Salvini-Partei ausgesprochen hat. Gemeinsam mit SVP-Stadtkomiteeobmann Andreas Zanier. Doch auch dieser hat am Wochenende beschlossen, seine Parteifunktion zurückzulegen – nicht rein wegen des Wahldebakels der SVP und ihres Bürgermeisterkandidaten, wie Zanier betont. Zuvor hatte bereits Martin Ganner seinen Rücktritt als SVP-Stadtviertelobmann von Obermais angekündigt.

Für Richard Stampfl rückt nun der Nächstgewählte in den Gemeinderat nach. Es ist Hannes Schnitzer, der am 20. und 21. September 233 Vorzugsstimmen erhielt. Damit besteht die achtköpfige SVP-Fraktion weiterhin nur aus Männern.

 

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Profil für Benutzer kurt duschek
kurt duschek Mo., 05.10.2020 - 14:06

....Vorschläge zu den Antworten:

1) bei Ehefrau nachfragen

2) bereits zurüchgetreten

3)mit dem Alt-Senator besprechen

4) besser in Meran mit 37 Stimmen Vorsprung regieren.

Mo., 05.10.2020 - 14:06 Permalink
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Oskar Egger Di., 06.10.2020 - 20:00

Dieses von der Bildfläche verschwinden scheint in Meran seit der letzten Legislatur ein Sport geworden zu sein: gewählt und ....hupps.... verschwunden...

Di., 06.10.2020 - 20:00 Permalink