Politik | Bozen

Faschisten im Krankenhaus

Am Montag Abend dringt eine Gruppe von Militanten von CasaPound ins Bozner Krankenhaus ein. Unerlaubt, ungestört und im Netz bejubelt. Man attackiert Martha Stocker.

Die Aktion dauert nur wenige Minuten. Gegen 22.15 Uhr betreten die rund zwanzig Gestalten am Montag die Erste Hilfe des Krankenhauses von Bozen. Über ihren Jacken tragen sie alle eine rote Weste mit der weißen Schildkröte, die das Symbol der rechtsextremen CasaPound ist. Der Schriftzug auf der Weste lässt keinen Zweifel: Es sind die Neofaschisten von CasaPound. Und sie wollen als solche erkannt werden.
Gekommen sind sie, um die ihrer Meinung nach unzumutbaren Zustände in der Bozner Notaufnahme anzuprangern. Dort kommen immer wieder Obdachlose unter, vor allem in den Wintermonaten. Inakzeptabel für die selbst ernannten Ordnungshüter von CasaPound.

An Wänden und auf den Liegen der Ersten Hilfe hinterlassen sie Zettel. Darauf steht: “Luogo riservato a pazienti e malati e a visitatori di pazienti e malati.” Der Satz ist in mehrere Sprachen übersetzt, auch auf deutsch ist zu lesen: “Dieser Ort ist ausschließlich Patienten und Kranken sowie Besuchern von Patienten und Kranken vorbehalten.” Das Ganze geht wortlos vonstatten.

CasaPound Bozen Krankenhaus

CasaPound Bozen Krankenhaus, von Screenshot/Facebook

Ihre Aktion filmen sie und übertragen sie live auf Facebook, auf der Seite von CasaPound Bolzano. Im Video ist zu sehen, dass sich an diesem Abend einige Leute in der Ersten Hilfe aufhalten, Frauen und Männer. Außerdem zu sehen ist Andrea Bonazza. Der CasaPound-Gemeinderat hält einen der Zettel in die Kamera.

Nach zwei Minuten ist der Spuk vorbei, ungehindert kann die Abordnung von CasaPound das Krankenhausgebäude verlassen. Dort ergreift Bonazza das Wort: Man sei gekommen, um die Tatsache anzuprangern, dass Ärzte und Krankenpfleger “in mezzo a questo schifo” arbeiten müssten. Auch Patienten und ihre Angehörigen fänden sich in “situazioni orribili” wider. “C’è gente ubriaca che piscia per terra, c’è gente ubriaca che fuma all’interno delle aree comuni del Pronto Soccorso”, so Bonazza wörtlich. Dann attackiert er die Landesrätin für Gesundheit und Soziales. Es sei an der Zeit, dass la signorina Martha Stocker che pensa tanto ai profughi inizi a fare realmente qualcosa per i suoi concittadini”.

Über 4.500 Mal ist das Video am Dienstag Morgen bereits geklickt, mehr als 230 Mal geteilt. Auch Andrea Bonazza stellt es auf seine Facebook-Seite. Mit Fotos brüstet sich CasaPound mit der Aktion – und erntet Beifall. In unzähligen Facebook-Kommentaren gibt es Lob und Zustimmung.

CPI-BZ-KH

“Bravi ragazzi!”: Applaus für CasaPound gibt es auch vom Gemeinderat von Fratelli d'Italia in Bozen, Marco Galateo