Umwelt | Landwirtschaft

Solidarität mit den Protesten

Der Südtiroler Bauernbund steht den europaweiten Bauernprotesten solidarisch gegenüber und erklärt seine Position zu den geplanten Protesten in Südtirol.
Traktor
Foto: Pexels/Nicolas Veithen
  • Aktuell gehen in mehreren europäischen Ländern Bäuerinnen und Bauern auf die Straße, um für höhere Einkommen und weniger Bürokratie zu protestieren. Der Südtiroler Bauernbund erklärt in einer Mitteilung an die Presse seine Affinität mit den Demonstrierenden. Die Probleme der heimischen Landwirtschaft seien ähnlich, wenn auch nicht direkt vergleichbar.

    Von, Frankreich über Deutschland, Belgien und Italien bis nach Griechenland protestieren Zehntausende Bauern mit Straßenblockaden gegen die Agrarpolitik ihrer Regierungen und gegen immer neue Vorschriften von Seiten der EU. Die Probleme sind auch Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler bekannt: „Viele Bäuerinnen und Bauern fürchten um ihre Existenz, da die Einnahmen aufgrund der gestiegenen Preise für Betriebsmittel stark gesunken sind und nicht mehr die Produktionskosten decken. Hinzu kommen immer neue Vorschriften und immer mehr Bürokratie besonders aus Brüssel. Und nicht zuletzt bemängeln die Bäuerinnen und Bauern fehlende Anerkennung für ihre Leistungen wie die Erzeugung von Lebensmitteln oder die Pflege der Kulturlandschaft.”

    Mit ähnlichen Problemen hätten auch die heimischen bäuerlichen Betriebe zu kämpfen. „Die überbordende Bürokratie macht unseren Betrieben immer mehr zu schaffen, auch weil häufig nicht zwischen Groß- und Kleinbetrieben unterschieden wird”, so Tiefenthaler. Für Betriebe mit zehn Kühen oder zwei Hektar Obst- und Weinbau würden dieselben Bestimmungen, wie für Betriebe mit 500 Kühen oder 100 ha Äpfel und Trauben gelten. Hinzu kämen immer neue Vorschläge und Umweltauflagen besonders aus Brüssel, die stark ideologisch gefärbt seien. „Völlig undifferenzierte Vorschläge wie das Wiederherstellungsgesetz der Natur oder die Halbierung der Pflanzenschutzmittel, die komplett an der Lebenswirklichkeit der Bäuerinnen und Bauern vorbeigehen und die Existenz vieler Betriebe gefährden, sorgen für Frust und Verärgerung”, meint der SBB-Obmann. 

    Auch die Einkommen hierzulande seien aufgrund der gestiegenen Preise für Betriebsstoffe zunehmend unter Druck, wenngleich Südtirol dank der Genossenschaften doch besser dasteht als Betriebe in anderen Ländern, erläutert der SBB.

    Nicht zuletzt die Hilflosigkeit der Bäuerinnen und Bauern gegenüber den großen Beutegreifern wie Wolf und Bär würden in Südtirol wie auch in Deutschland oder Frankreich für Unmut sorgen. „Daher sprechen wir den Bäuerinnen und Bauern, die friedlich auf die Straße gehen, unsere uneingeschränkte Solidarität aus. Das haben wir auch unseren befreundeten Bauernverbänden in Rom, Wien und Berlin mitgeteilt, mit denen wir in regelmäßigem Austausch stehen. Es ist wichtig, auf die Probleme in der europäischen Landwirtschaft hinzuweisen”, bekundet der Bauernbund-Chef. Man sei sich auch einig, dass die Politik alleine nicht alle Probleme der EU-Landwirtschaft lösen könne. Es brauche zusätzlich die Unterstützung des Handels und nicht zuletzt der Verbraucher, denn die Agrarpolitik müsse bis zum Teller reichen. Protest sei legitim – von Protesten, die die Legitimation von demokratischen Vertretungen ablehnen, distanziere sich der SBB aber.

    In wenigen Tagen sollen auch in Südtirol Bauern auf die Straße gehen. Der SBB ist jedoch nicht ganz überzeugt: Fraglich sei, ob Ort und Zeitpunkt gut gewählt sind. Nicht Bozen sei in erster Linie für die Probleme verantwortlich, sondern Rom und Brüssel, die für einen Großteil der Bürokratie verantwortlich sind. Dort müsse protestiert werden. Zudem gebe es erst seit wenigen Tagen eine neue Landesregierung. „Mit unserem neuen Landesrat Luis Walcher, der die Probleme der Landwirtschaft bestens kennt, sind wir schon im Gespräch, um die Produktionsbedingungen für unsere Betriebe zu verbessern”. Große Hoffnungen setze der Bund auch in dem vom Südtiroler Wirtschaftsring vorgeschlagenen Wirtschaftsplan ähnlich dem Klima- und Sozialplan. „Damit sollen zukünftig die Rahmenbedingungen für die Wirtschaftsbetriebe verbessert werden.“ Um die Produktionsbedingungen für die heimischen Betriebe zu verbessern, brauche es weiterhin den Dialog am Verhandlungstisch.

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Josef Fulterer Di., 06.02.2024 - 18:30

Die EDV-

Die EDV-

Die EDV-Programme und zahlreiche Vorschriften, mit denen sich die Bauern bei jedem Auftrieb auf die Alm + den Tier-Bewegungen + Kuturänderungen herum plagen werden, samt den dauernd verlangten Passwort-Änderungen, werden in Südtirol gestrickt, weil man in Südtirol ja Alles viel besser kann.

programme

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Di., 06.02.2024 - 18:30 Permalink
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Salto User
nobody Di., 06.02.2024 - 20:28

Höchste Zeit, dass die Traktoren auf die Straße fahren. Brüssel ist der Lobbyverein der Reichen, der ganze Rest schaut durch die Finger.

Di., 06.02.2024 - 20:28 Permalink
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Ludwig Gruber Mi., 07.02.2024 - 08:06

Es ist nachvollziehbar, dass sich der Bauernbund in der Sackgasse wähnt. Ich kann gut verstehen, dass die Bauern genug von diesem System haben.
Aber was davon ist überraschend? Wie lange wurde ignoriert, dass diese Art von industrialisierter Landwirtschaft nicht länger funktionieren wird?
Konzerne liefern die Chemie und bekommen dafür sehr viel vom Ertrag. Konzerne kaufen Erzeugnisse auf und zahlen dafür die niedrigstmöglichen Preise. Dazwischen gibt es den einzigen relevanten Zuschuss durch Förderungen, der wegen der Auswirkungen auf die Umwelt dieser Landwirtschaft immer mehr reglementiert wird.
Glaubt jemand, dass das in Zukunft noch einmal anders wird, wenn die Landwirtschaft so weiter macht?
Glaubt jemand, dass Tierschutz und die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen noch einmal aus der Agenda verschwinden?
Und lieber Bauernbund: die Zeit des Schönredens und des Etikettenschwindels geht dem Ende zu. Das hat nämlich zu dem geführt, was wir jetzt haben.

Mi., 07.02.2024 - 08:06 Permalink
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Josef Fulterer Mi., 07.02.2024 - 12:09

Da lässt sich der Tiefenthaler vor den JWA-Karren spannen.
Mit den Beiträgen für Technik + Beton, werden die Bauern nur dazu verführt, ihr mühsam in einem weiteren Beruf verdientes Geld zu verplempern oder sich sogar für Alles eher als wirtschaftlich vernünftige Investitionen zu verschulden.
Wenn man mit der NEO-LIBERALEN Wirtschaftsweise die Lebensmittelpreise tief halten will, um noch mehr nach ganz -o b e n- zu schaufeln, sollte man die für die Landwirtschaft vorgesehenen Mittel, den bäuerlichen Familien zu wenden, die sie für die Ausbildung der Kinder, zur Verbesserung der Bauten usw. einsetzen können, statt sie in den Kopfgeburten der Politiker entstandenen schwachsinnigen Förderungen zu verplempern.

Mi., 07.02.2024 - 12:09 Permalink