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Politik | Landschaftsschutz

Schade um Mellaun

Mellaun war bisher ein idyllischer Rückzugsort oberhalb von Brixen, verschont von touristischen Großbauten und ständigem Autoverkehr.Das wird sich demnächst stark ändern.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Die Tourismuszone in Mellaun umfasst fast 4 Hektar (Foto: Geobrowser).
Foto: Geobrowser
  • Mellaun ist ein Dörfl am Hang südlich von St. Andrä Richtung Klerant. Auf 888 m Meereshöhe tut sich ein bisher relativ unverbautes Panorama aufs Eisacktal auf. Anders geht es auf den etwas oberhalb gelegenen Koja-Wiesen zu. Seit einem Jahr haben Bagger nicht weniger als 4 Hektar landwirtschaftliches Grün und Wald umgepflügt, um Platz für fast 40.000 Kubikmeter Hotelanlagen des Unternehmens Family Hotel Brixen – Plose GmbH zu schaffen. Die Baudichte dieses Komplexes soll jetzt noch erhöht werden, wie es der Brixner Stadtrat mit einer Änderung des Durchführungsplans für die Tourismuszonen am 22.11.2023 beschlossen hat (Beschluss Nr. 466).

    Wie der Heimatpflegeverband Südtirol in seiner Stellungnahme vom 2.2.24 schreibt, übersteigt diese Kubatur vermutlich die gesamte bestehende Wohnkubatur von Mellaun, ein seit Jahrhunderten gewachsener Weiler. Der geplante Wasserverbrauch der neuen Hotelanlage wird so hoch sein, dass eine neue Trinkwasserleitung verlegt werden muss. Mellaun war trotz verschiedener Neubauten auf dem Plose-Hang bisher noch nicht so beeinträchtigt gewesen. Das ändert die neue Hotelanlage rabiat, weil vier Hektar Wald und Wiese versiegelt und neuer Verkehr erzeugt wird.

    Wie kommt es, dass ein den Grundprinzipien des neuen Raumordnungsgesetzes Nr. 9/2018 zur Vermeidung von Zersiedelung und Bodenversiegelung so klar widersprechendes Projekt genehmigt wird? Die Gemeinde Brixen hat diese Zone schon lang vor dem 31. August 2019 als „Zone für touristische Einrichtungen im Grünen“ ausgewiesen, als die neuen Bestimmungen des L.G. Nr.9/2018 noch nicht gegriffen haben. Das "Family Hotel Brixen" konnte ein noch in der Amtszeit von BM Pürgstaller angereiftes Recht auf neue Betten auf den Tisch legen. Deshalb fällt es auch nicht unter den vom Land 2022 eingeführten Bettenstopp. Dutzende weitere Projekte mit derartigen "angereiften Bettenrechten" stehen demnächst im ganzen Land zur Umsetzung an.

    Dennoch bringt der Heimatpflegeverband die heute geltende Rahmengesetzgebung ins Spiel. Dort wird „die Aufwertung der bestehenden Bausubstanz und Siedlungsqualität, die effiziente Nutzung bereits erschlossener Flächen und die Förderung einer kompakten Siedlungsstruktur zur Vermeidung der Zersiedlung, die Einschränkung des Verbrauchs von Boden und Energie sowie die Aufwertung des ländlichen Raums“ betont (L.G. Nr.9/2018, Art.2).

    Die künftige Hotelanlage in Mellaun widerspricht all diesen Prinzipien. Trotz gewandelter Rahmenrichtlinien wird dieses Projekt jetzt erbarmungslos in Beton gegossen. Das Hotel widerspricht auch dem Landestourismusentwicklungskonzept 2030, schreibt der Heimatpflegeverband. Dort steht: „Nachhaltigkeit bedeutet (…), den Gästen ein Urlaubserlebnis zu ermöglichen, ohne dabei die Lebensqualität der Einheimischen und die Umweltqualität des Ortes zu beeinträchtigen.“ Mellaun werden die Brixner bei ihren Halbtagswanderungen nicht mehr so genießen wie früher, allenfalls die neuen Wellnessanlagen des Family Resorts bestaunen und im Webauftritt des Hotelbetreibers Folgendes lesen: „Im idyllischen Rückzugsort Mellaun, oberhalb der Bischofsstadt Brixen und in unmittelbarer Nähe der Plose in Südtirol gelegen, ist das AKI Family Resort in eine harmonische Naturkulisse eingebettet, umgeben von üppigen Wäldern und malerischen Wiesen (…) Dieses einzigartige Zusammenspiel von Natur und Stadt schafft eine ausgeglichene Lebensqualität, indem du bei uns nicht nur einen Arbeitsplatz, sondern auch einen Ort des Wohlbefindens und der Inspiration vorfindest“ (AKI Family Resort Plose).

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Salto User
nobody Mo., 04.03.2024 - 21:03

Es bleibt zu befürchten, dass das nicht die letzte, unsinnige Anlage sein wird. Die Gesetze und Richtlinien scheinen nicht für alle gleichermaßen zu gelten. Warum eigentlich? Wieso dürfen Einige trotzdem im Grünen bauen?

Mo., 04.03.2024 - 21:03 Permalink
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Franz Pattis Mo., 04.03.2024 - 21:35

Einfach nur traurig dass in Brixen versiegelt wird was das Zeugs hält. Und der ex Bürgermeister der Bischofsstadt bzw. der „Betonierer“ Peter Brunner wird als neuer Urbanistik-Landesrat nun die bürokratischen Weichen stellen, dass der „Brixner Versiegelungs-Wahn“ auf das ganze Land ausgedehnt wird!
Und als nächster Höhepunkt soll ja bekanntlich der letzte große Auwald des gesamten Eisacktales bzw. jener in der Brixner Industriezone einem 3D-BETON Drucker Gebäude der Firma PROGRESS weichen! Die „netto null Neuversiegelung bis 2040“ des Landesklimaplanes lässt grüßen!!
NB. Der Brixner Auwald ist das Habitat von 64 Vogelarten und darin brüten auch 7 Arten der Roten Liste. Bekanntlich ist Lebensraumverlust die Ursache Nr. 1 weltweit für das Artensterben!!

Mo., 04.03.2024 - 21:35 Permalink
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Salto User
Cicero Mi., 06.03.2024 - 08:15

"Nachhaltiger Tourismus" made in South Tyrol. Wir versiegeln 4 Hektar landwirtschaftliches Grün, knallen 40.000 Kubikmeter Beton in die Erde, verlegen Leitungen, Straßen und alles andere was passend gemacht werden muss, aber solange der Gast im feinen Tesla anrollt und einheimische Marmeladen am Frühstücksbuffet stehen, ist alles okay. Das Gewissen ist beruhigt und die Lüge vom ach so nachhaltigen Südtirol mit seiner wunderbaren Natur kann von IDM und Co. weiter in die Welt hinaus posaunt werden. Mich würde interessieren ob die Hotelbetreiber ihren Werbetext eigentlich selbst lesen können ohne rot zu werden.

PS: Das Baurecht ist noch unter der Ägide von Albert Pürgstaller vergeben worden und nicht in der Ära Brunner. Das gehört zur Wahrheit dazu und sollte in Ihrem Text korrigiert werden, ansonsten wird leider eine Fehlinformation verbreitet.

Mi., 06.03.2024 - 08:15 Permalink
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Walter Kircher Mi., 06.03.2024 - 08:49

Es muß schon Herr Benedikter von außerhalb Brixens das Thema anschneiden - um am St. Andräer Berg und in Brixen zum Nachdenken anzuregen! Auch die Zukunft des 750 Jahre alten Hofburg(Garten)-Geländes zeigt die Gleichgültigkeit und die Hoffnungslosigkeit der dort Lebenden, wie mit Freiräumen umgegangen wird.
SCHÖPFUNGSVERANTWORTUNG ist gerade in Brixen Thema, aber wohl nur als Thema im Bildungsangebot der ehemaligen Bischofstadt ...
Wann will man dazu übergehen, diese Mode-Bauten in Zeiten wie heute wirklich zu überdenken, Hausverstand und Augenmaß anzuwenden?
Als Mitglied des Vereins heimat-Brixen /Bressanone /Persenon erinnere ich, dass wir bereits im Jahre 2008 mit einem Vereinsausflug zur Koja-Wiese aufbrachen um unseren Mitgliedern und Interessierten die Problematik vor Augen zu führen!
Einmal mehr umsonst!

Mi., 06.03.2024 - 08:49 Permalink
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Franz Pattis Do., 07.03.2024 - 22:56

Antwort auf von Walter Kircher

Kann mich noch gut erinnern an die Proteste des Vereins Heimat gegen das geplante mega Hotel auf den Koja Wiesen und der damalige Präsident gab vor Ort auch ein Interview für die RAI Tagesschau!
Die Umweltgruppe Eisacktal hat bisher leider noch nie gegen diese neuen Hotels im Grünen von Mellaun protestiert!
Die Frage sei erlaubt ob eventuell auch Ausgleichsmassnahmen versprochen wurden wie beim bedrohten Brixner Auwald und man deswegen schweigt?!
NB. Der Auwald in der Brixner Industriezone soll bekanntlich einem 3D-BETON Drucker Gebäude der Firma PROGRESS weichen! Wegen den versprochenen Ausgleichsmassnahmen (Erweiterung der Millander Au in eine Bauschutt- bzw. Mülldeponie mit Altölvorkommen) hat sich die Umweltgruppe Eisacktal Hyla leider noch nie gegen die Zerstörung dieses wertvollen Vogelhabitats und CO2 Speichers ausgesprochen! Idem der Dachverband für Natur und Umweltschutz….

Do., 07.03.2024 - 22:56 Permalink
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Thomas Benedikter Mi., 06.03.2024 - 10:37

Vielen Dank, Cicero, für den Hinweis, habe ich korrigiert. Ich habe den Fall Family Resort in Mellaun angeschnitten (Bau in vollem Gang), auch weil mindestens 50 ähnliche Hotel-Neubauten mit sog. "angereiften Bettenrechten" im ganzen Land anstehen. Heutzutage reifen nicht Rechte auf intakte Landschaft, sondern eben Rechte auf neue Betten im landwirtschaftlichen Grün.

Mi., 06.03.2024 - 10:37 Permalink
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Salto User
Cicero Mi., 06.03.2024 - 10:58

Antwort auf von Thomas Benedikter

Definitiv, es gibt (leider) noch einige solche "tickenden Zeitbomben" in ganz Südtirol. Meist sind diese Recht vor Jahren erteilt worden, in einer Zeit in der Turbotourismus, Ressourcenknappheit, Verkehrskollaps usw. noch keine Themen in der öffentlichen Diskussion waren. Ich verstehe den Rechtsgrundsatz, dass ein erworbenes Recht nicht einfach gestrichen werden kann, aber aus meiner Sicht muss die Politik hier den Mut haben und diesen Schritt gehen. Die Situation heute ist eine andere als vor 10 oder vielleicht sogar 20 Jahren. Dieser Tatsache muss man Rechnung tragen.

Mi., 06.03.2024 - 10:58 Permalink
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J V Mi., 06.03.2024 - 15:08

Mich würde es interessieren, wie hoch die Kosten sind, um das Wasser nach St. Andrä zu pumpen ? Gesamtkosten ? Wäre diese Leitung auch notwendig gewesen, ohne die ganzen neuen Hotels Rund um St. Andrä ? Wieso tragen diese Kosten nicht die Gastgeber ?

Mi., 06.03.2024 - 15:08 Permalink
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Christian I Mi., 06.03.2024 - 19:50

Antwort auf von K V

Sie können sich ja mit irgend einem beliebigen Namen anmelden, dann sind Herr Stocker & Co. alle zufrieden. Dann müssen sie zum Inhalt des Kommentares Stellung nehmen und können sich nicht mehr mit dem Pseudonym aufregen wenn sie keine Argumente zum Inhalt haben ;-)

Mi., 06.03.2024 - 19:50 Permalink
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Günther Stocker Mi., 06.03.2024 - 17:19

Ein Kompliment an Herrn Benedikter, zum Glück gibt es noch ein paar Menschen die Südtirol wirklich im Herzen haben!

Wehret den Anfängen, wir müssen selbstkritisch sein und zugeben dass wir uns alle zu leicht verblenden lassen - von Geld und Macht.
Aber machen verstehen die Fehler der Vergangenheit - andere können und wollen sie nie und nimmer verstehen.

Es braucht ein grundlegendes Umdenken! Ansonsten bleibt unseren Kinder wenig Zukunft, wenig Südtirol- wenig Welt.

Mi., 06.03.2024 - 17:19 Permalink
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Gasteiger josef Do., 07.03.2024 - 19:16

Ich habe den baud der wasserleitung von schalders zu neuen hotel in vivo gesehen, unsinn und sünde gegen natur u gesamtgesellschaft kennt hier in südtirol keine grenzen, und die macher sind die landes. u lokalpolitiker, die hoteliere machen nur ihren verdammt unsozialen u moraisch fragwürdigen job supergut, dank der helfer und helfeshelfer

Do., 07.03.2024 - 19:16 Permalink
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Salto User
Günther Alois … So., 10.03.2024 - 08:32

Am Reschen/Haidersee wird auch so ein vorgenehmigtes Hotelmammutprojekt gebaut,hat man deshalb die Strasse versetzt???ok noch ist sie nicht fertig,anscheinend sind die Gallerien zu sanieren und neue zu bauen teurer,als eine ganze Strasse zu verlegen??? Sehr erstaunlich!!!???? 35 Jahre ist nichts geschehen,jetzt plötzlich ist eine neue Trasse und Strasse möglich,welch ein Wunder????

So., 10.03.2024 - 08:32 Permalink