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Politik | Landwirtschaft

Bauern gegen den notwendigen Wandel

Vor 500 Jahren kämpften die Bauern für Freiheit und Gerechtigkeit, heute gegen den unvermeidlichen Strukturwandel in Richtung klima- und umweltfreundliche Landwirtschaft.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Bauernbund
Foto: SBB
  • Die Daten sind eindeutig: 71% des Lachgases und 76% des Methanausstoßes stammen in Südtirol aus der Landwirtschaft, insgesamt 17% der CO2-Äquivalente. In Deutschland sind es 8,3%, EU-weit rund 10%. Zählt man die Emissionen der Vor- und Nachleistungen der Landwirtschaft dazu, etwa den Futtermittelimport und die importierte Geräteausstattung, kommt man auf weit mehr, nämlich 1 Million Tonnen CO2 (vgl. G. Niedrist, EURAC, S. 99-121). Der im Verhältnis zum Grünland überzogene Viehbestand belastet nicht nur das Klima, sondern auch die Artenvielfalt. Laut einer EURAC-Studie ist der Rückgang der Biodiversität in Südtirol zu 70% auf den Agrarbereich zurückzuführen. Wenn auch in der Menge nicht vergleichbar mit den Massentierhaltern im Flachland: auch Südtirols Fleisch- und Milchproduktion ist mitschuld an der Rodung von Regenwald, an zu hohem Stickstoffeintrag, an völlig aus dem Ruder gelaufenem Futtermittelanbau. Deshalb die Frage: wenn die Bauern fast 40% des EU-Budgets in Beschlag nehmen, wenn sie von Land und EU in Südtirol jährlich weit über 200 Mio Euro an Beiträgen beziehen (Forst- und Agrarbericht 2022), warum sollten sie aus dem Klimaschutz ausgeklammert bleiben?

  • Foto: Arbeitsgruppe Zukunft Landwirtschaft

    Es wäre schon ein Witz, wenn Bäuerinnen mit ihren meist von der öffentlichen Hand mitfinanzierten und mit subventioniertem Agrardiesel betriebenen Traktoren auf dem Magnago-Platz auffahren würden. Es gibt kaum Berufsgruppen, die so viele Vorteile genießen wie die Bauern. Dem Bauernbund ist es ohnehin schon gelungen, dem ursprünglichen Klimaplan die meisten Zähne zu ziehen. Die CO2-Emissionen aus der Landwirtschaft  sollen bis 2037 um -40% sinken, aber es wird nicht angegeben wie. Der Viehbestand soll nach aktuellem Trend (also -1% im Jahr) abnehmen. Das bedeutet Klimaneutralität der Landwirtschaft im Jahr 2124. Die Förderung der Produktion von Heumilch, die pro kg Milch 25% weniger THG verursacht, soll hier helfen. Heumilch bringt mehr Wertschöpfung und verursacht weniger Emissionen je Liter Milch, steht im Klimaplan (S.53). Warum wird dann kein langfristiges Programm erstellt, die Südtiroler Milchwirtschaft komplett auf Grundfutter-gebundene Milchproduktion umzustellen?

  • Subventionen überdenken

    Nun beklagen die Bauern immer wieder zu hohe Kosten und zu niedrige Milchpreise, wie z.B. Christoph Casagrande (DOLOMITEN, 3./4.2.24). Stimmt nicht, weil der Milchpreis 2023 laut Sennereiverband mit über 58,15 Cent/l im Vergleich mit den Nachbarregionen deutlich höher lag. Die Bauernbundvertreter sorgen sich um die „Wirtschaftlichkeit“ (DOLOMITEN, 6.2.24): die stark gestiegenen Erzeugerpreise stellten die Bauern vor große Herausforderungen. Gleichzeitig ertönt der Ruf: Land und Milchhöfe sollen den Preis stützen, mit anderen Worten: die Steuerzahler. Dabei ist die Milchproduktion heute schon massiv subventioniert. Dennoch arbeiten viele kleinere Milchviehhalter zwar mit Passion, aber schon lange nicht mehr „wirtschaftlich“. Nun steigen die Kosten für Treibstoff, Düngemittel und Pestizide, weil dank CO2-Steuer endlich mehr Kostenwahrheit einkehrt. Es ist zwar schade um jeden Hof, der den Betrieb einstellt, aber wenn die Rahmenbedingungen ökologischer werden, welchen Sinn ergibt es, klima- und umweltbelastende Tätigkeiten noch mehr zu subventionieren?

    Der SBB wie Bauernverbände in ganz Europa streichen zwar immer wieder die „Nachhaltigkeit“ heraus, doch wenn konkrete Preisveränderungen echte CO2-Reduktion fördern, stellen sie sich dagegen. Wenn die Verbraucherinnen endlich zugunsten von Klima und Gesundheit einkaufen und auf zu viel Fleisch und Milch verzichten, kann nicht mit öffentlichem Geld auch der bezweckte Produktionsrückgang finanziert werden. Kostenwahrheit bedeutet Preisbildung aufgrund der realen Kosten einschließlich der Umweltkosten. Wenn schon Subventionen, dann für jene Betriebe, die auf umweltschonende und für eine gesunde Ernährung notwendige Produkte umstellen. Das heutige Konsumniveau von Fleisch- und Milchprodukten in den Industrieländern ist nicht mehr haltbar. Beim entsprechenden Strukturwandel können die Erzeuger nicht ausgespart bleiben.

    Im Sinne dieses ökologisch unumgänglichen Strukturwandels hätte ein anderer Teil der bäuerlichen Betriebe wirklich Grund für Unmut und Sorge. Die EU hat nämlich mit guten Gründen entschieden, den Anteil der biologisch bewirtschafteten Flächen bis 2030 auf 25% zu steigern. Österreich ist schon soweit, Italien an einem guten Punkt. Doch Südtirol krebst bei 5% herum (Forst- und Agrarbericht 2022). Es ist auch kein klares Programm des Landes bekannt, wie dieses Ziel bis 2030 erreicht werden soll. Südtirols Biobauern, die schon seit Jahren den richtigen Weg gehen, werden zu wenig anerkannt und gefördert. Das sind aber nicht die Bauern, die mit Traktoren den Verkehr lahmlegen.

  • Foto: Seehauserfoto

    Klar ist: Südtirols Bauern - Teil des nicht nachhaltigen „Systems Milch“ - werden bei uns im Glauben belassen, dass trotz Klimawandel alles ungefähr so bleiben kann wie bisher: die Subventionen sollen hoch bleiben, die Umweltauflagen gering, steigende Kosten für Energie, Dünger und Futtermittel sollen durch mehr Subventionen abgefedert werden, die Konsumenten sollen mehr für Milch, Fleisch und Milchprodukte ausgeben, obwohl erwiesen, dass das weder der Gesundheit, noch einem fairen Ernährungssystem, noch dem Klima gut tut. Wenn an diesem nicht nachhaltigen Geschäftsmodell gerüttelt wird, ist die organisierte Bauernschaft zum Aufstand bereit. 

    Wie vor gut 500 Jahren, aber diesmal ohne triftigen Grund. Aus landschaftsökologischen, strukturpolitischen und sozialen Gründen muss vor allem die Berglandwirtschaft weiter unterstützt werden, gar kein Zweifel. Aber halt nicht mehr für klimaschädliche Tätigkeiten in nicht nachhaltigem Ausmaß. Vor 500 Jahren wagten die Bauern in Mitteleuropa mit guten Gründen den Aufstand, für den Wandel zu mehr Freiheit und Gerechtigkeit. Heute stellen sich hochsubventionierte Bauern gegen den für den Klimaschutz unvermeidlichen Strukturwandel, gegen den Schutz der Artenvielfalt durch Pestizideinschränkung, für den Erhalt eines nicht nachhaltigen Systems der Tierproduktion. Was hätte der alte Gaismair dazu gesagt?

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Salto User
Klemens Koessler Sa., 10.02.2024 - 17:09

Antwort auf von Gasteiger josef

Die Gesellschaft fordert, die Politik setzt um. Subventionen sind ein Mittel Wandel zu unterstützen ( E-Auto, Energiesparendes Wohnen, Gesundheit, Sport, usw.)
In der Landwirtschaft will man einen Wandel dieser wird mittel Subventionen gelenkt.
Herr Benedikter Hat einen Link zu Landwirtschaft- und Forstbericht 2022 erstellt Sie sollten Ihn nutzen denn dort finden Sie was geleistet wird um dieses Geld und wohin es fließt.
Subventionen sind kein Füllhorn welches mit der Gießkanne über die Bürger ausgeschüttet wird, Subventionen formen die Zukunft und viele Menschen werden damit für ihre Leistung finanziert.
Benutzen Sie den Link und studieren Sie die Beihifen.

Sa., 10.02.2024 - 17:09 Permalink
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Thomas Strobl Sa., 10.02.2024 - 18:42

Antwort auf von Klemens Koessler

Wo Sie recht haben, haben Sie recht, es kommt auf die Akzentuierung Ihrer Aussage an: "Subventionen sind kein Füllhorn, welches mit der Gießkanne über die BÜRGER ausgeschüttet wird." So wird ein Schuh draus. Die steuerzahlenden Bürger sorgen für die Befüllung dieses Horns, die Entleerung steuern treusorgend die notorischen Lobby-Organisationen über ihre politischen Vollzugsbevollmächtigten. Und die braven Bürger spenden weiter, nämlich Applaus, wenn die grobstolligen Agrarier ihre hypertrophen Erntepanzer vor die Parlamente rollen, um gegen "grünlinks-ideologische" Knebelgesetze für mehr Umwelt- und Tierschutz anzudieseln. Wer braucht den Fasching bei diesem Narrentreiben?

Sa., 10.02.2024 - 18:42 Permalink
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Salto User
Klemens Koessler Mi., 14.02.2024 - 14:53

Antwort auf von Thomas Strobl

Das Klischee Steuerzahler bezahlt den riesigen Traktor steckt fest in Ihrem Denken.
Subventionen kommen dem Bauern weniger zugute als Sie denken, nachdem die Landwirtschaft ein Primärsektor ist verteilen sich Subventionen für mehr Tierwohl, Energie Einsparung bei Produktion und Lagerung, höhere Arbeitsstandars für Angestellte besserer Arbeitsschutz auf das gesamte Umfeld der Produktion und bedienen einen sehr großen Teil der nachgelagerten Industrie und deren Mitarbeiter. Das heißt eine Subvention für eine Mähmaschine ist gleichzeitig auch eine Subvention für den Maschinenbau, eine Subvention zur Energieeinsparung ist gleichzeitig eine Subvention für Maschinenbauer und Energieeinsparung oder CO² Einsparung.
Die Größe der Subventionen werden ganz gern überschätzt allein die EURAC in Bozen erhält mehr Subventionen aus Brüssel als die gesamte Apfel und Weinwirtschaft zusammen, auch diese zum größten Teil als Agrarsubvention für die Forschung.

Mi., 14.02.2024 - 14:53 Permalink
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Salto User
Klemens Koessler Mi., 14.02.2024 - 14:53

Antwort auf von Thomas Strobl

Das Klischee Steuerzahler bezahlt den riesigen Traktor steckt fest in Ihrem Denken.
Subventionen kommen dem Bauern weniger zugute als Sie denken, nachdem die Landwirtschaft ein Primärsektor ist verteilen sich Subventionen für mehr Tierwohl, Energie Einsparung bei Produktion und Lagerung, höhere Arbeitsstandars für Angestellte besserer Arbeitsschutz auf das gesamte Umfeld der Produktion und bedienen einen sehr großen Teil der nachgelagerten Industrie und deren Mitarbeiter. Das heißt eine Subvention für eine Mähmaschine ist gleichzeitig auch eine Subvention für den Maschinenbau, eine Subvention zur Energieeinsparung ist gleichzeitig eine Subvention für Maschinenbauer und Energieeinsparung oder CO² Einsparung.
Die Größe der Subventionen werden ganz gern überschätzt allein die EURAC in Bozen erhält mehr Subventionen aus Brüssel als die gesamte Apfel und Weinwirtschaft zusammen, auch diese zum größten Teil als Agrarsubvention für die Forschung.

Mi., 14.02.2024 - 14:53 Permalink
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Salto User
Klemens Koessler Sa., 10.02.2024 - 16:04

Antwort auf von Stefan S

Es zahlt sich aus die mitgelieferten Links im Artikel zu benützen und die Daten der Forschung und deren Fazit zu lesen.
Im Gegensatz zum reißerischen Beitrag Benedikters eine umfassende Darstellung wieviel sich Südtirols Landwirtschaft wandelt und in welchem Weltkampf ums Überleben sich die Südtirol Landwirtschaft befindet.

Sa., 10.02.2024 - 16:04 Permalink
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Salto User
wartl Di., 13.02.2024 - 21:00

Antwort auf von Klemens Koessler

Die kleinräumige Landwirtschaft Südtirols (und Österreichs sowie weiterer alpiner Regionen) befindet sich tatsächlich in einem Überlebenskampf, weil die Spielregeln von den großbäuerlichen Lobbies gemacht werden. Diese Spielregeln sind aber nicht zukunftsfähig - und darum ging es Herrn Benedikter, wie auch seinen anderen Beiträgen hier auf salto zu entnehmen ist.
Wenn die Menschheit noch eine Zukunft haben will, muss sie sich schleunigst vom Kapitalismus und seiner Wachstumslogik verabschieden. Denn Wachstum ist nach aller Erfahrung mit zunehmendem Ressourcenverbrauch gekoppelt - die Ressourcen sind aber begrenzt (bei Grund und Boden infolge der eingetretenen Verknappung und Verteuerung schon sehr deutlich zu sehen). Begrenzte Ressourcen sind nur mit Negativwachstum auf unbegrenzte Zeit verfügbar - das kann man mit einfachen Rechenbeispielen für sich selbst überprüfen: Nehmen Sie einen Kuchen , von dessen Restbestand jeweils ein bestimmter Prozentsatz verzehrt wird und berechnen Sie die solcherart verfügbare Stückgröße nach 5, 10 oder 20 Entnahmen bei Entnahme von 1, 5, 10 % des jeweils noch verbliebenen Kuchenrests. Ihr Gesicht beim sich einstellenden Aha - Erlebnis möchte ich gern sehen!

Di., 13.02.2024 - 21:00 Permalink
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Peter Gasser Mi., 07.02.2024 - 16:24

Zitat: „... auch Südtirols Fleisch- und Milchproduktion ist mitschuld an der Rodung von Regenwald, an zu hohem Stickstoffeintrag, an völlig aus dem Ruder gelaufenen Futtermittelanbau. Deshalb die Frage: wenn die Bauern fast ein Drittel des gesamten EU-Budgets in Beschlag nehmen, wenn sie von Land und EU in Südtirol jährlich weit über 200 Mio Euro im an Beiträgen beziehen (Forst- und Agrarbericht 2022), warum sollten sie aus dem Klimaschutz ausgeklammert bleiben?“

Hier stimme ich mit Ihnen NICHT überein. Da die Bauern die (dadurch billigen) Produkte nicht selber essen, muss der Text heißen:
‚ ... auch Südtirols und Europas Konsumenten sind mitschuld an der Rodung von Regenwald, an zu hohem Stickstoffeintrag, an völlig aus dem Ruder gelaufenen Futtermittelanbau. Deshalb die Frage: wenn die ‚europäischen Konsumenten’ fast ein Drittel des gesamten EU-Budgets in Beschlag nehmen, wenn sie von Land und EU in Südtirol jährlich weit über 200 Mio Euro im an Beiträgen beziehen (Forst- und Agrarbericht 2022), warum sollten sie aus dem Klimaschutz ausgeklammert bleiben?‘
.
Schlussfolgerung:
(1) Der europäische Konsument kann klimafreundlich erzeugte Produkte kostendeckend kaufen (dann braucht es keine Subventionen). Oder:
(2) Der europäische Konsument kann auf eigene, in Europa erzeugte Lebensmittel verzichten, und die umweltschädlich und menschenverachtend außerhalb Europas billig erzeugten Lebensmittel konsumieren (laus dem Auge aus dem Sinn“).
.
Die europäische Landwirtschaft muss nur deshalb subventionier werden, da Europa, um seine Autos, Maschinen, Industriegüter in alle Welt verkaufen zu können, aus aller Welt umweltschädlich und menschenverachtend erzeugte Lebensmittel billig im Tauschverfahren einführen „muss“. Der Fehler liegt nicht in der europäischen Landwirtschaft, sondern im Marktsystem.
Wenn die Umweltauflagen auf das Produkt bezogen werden, dann braucht es keine Subvention der europäischen Landwirtschaft mehr, dann ist diese konkurrenzfähig. Nur: das will kein Konsument bezahlen, das will kein Politiker klar sagen.
Subventioniert wird nicht der Bauer, sondern der Konsument.

Mi., 07.02.2024 - 16:24 Permalink
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Salto User
wartl Fr., 09.02.2024 - 19:22

Antwort auf von Peter Gasser

Der vorletzte Absatz macht deutlich, wo der Hase im Pfeffer liegt. Es ist das zur Monopolisierung tendiende Wirtschaftssystem, dem die (überwiegend) der EVP nahestehenden Parteien (in Deutschland ist es die FDP, die wie die Neos in Ö. einen unverkennbar neoliberalen Ansatz verfolgt - siehe aktuell die Blockade des Lieferkettengesetzes zusammen mit der ÖVP) huldigen. Diese Parteien vertreten zumeist die Interessen der Besitzstandswahrer, nicht der kleinräumig strukturierten Sparten. Bauern und Kleingewerbereibende waren es auch, die den Widerstand gegen TTIP in Österreich organisiert haben und genau aus diesem Grund ausnahmsweise genügend Druck gegen Mercosur machen konnten, sodass die Regierung wegen der durch die Gaunereien der Kurz-Ära geschwächten ÖVP gegen den Druck der VP-nahen Medien ausnahmsweise diesem bisherigen Stammwählersegment nachgegeben hat, damit der VP ein Fiasko bei den Bauern und Gewerbetreibenden erspart bleibt (spätestens im Herbst sind die Nationalratswahlen zu schlagen).
Das "Marktsystem" ist genaugenommen keines, weil es letztlich ein System zur Kapitalakkumulation unter politisch begünstigter Ausschaltung des Wettbewerbs ist. Große Unternehmen wie Tönnies setzen die lokalen Behörden unter Druck (mit Abwanderungsdrohungen etc.), um Standards (etwa via ausbeuterische Schwarzarbeitsbedingungen) zu unterlaufen und reell wirtschaftende Konkurrenten zu unterbieten. Futtermittelimporte (etwa aus Lateinamerika) begünstigen ebenso dortige Großanbieter, die den Indigenen mit Hilfe paramilitärischer einheiten ihr Land geraubt haben, die in Europa damit erzeugten Überschüsse werden (gestützt mit Geldern der Steuerzahler_innen) zu Dumpingpreisen exportiert und ruinieren die Bauern in Afrika.
Ein Teil des Fehlers liegt schon auch in der Landwirtschaft, da in dieser Sparte Großgrundbesitzer (es gibt einige unter den VP-Mandataren ebenso wie in den Unionsparteien) über die jeweiligen Regierungen gegen eine Ökologisierung der Landwirtschaft lobbyieren. Der frühere Agrarkommissar Franz Fischler hat seine Initiativen für eine Ökologisierung nicht durchgebracht, da die Regierungen Deutschlands und Frankreichs sie im EU-Rat blockiert haben.

Fr., 09.02.2024 - 19:22 Permalink
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Stefan S Mi., 07.02.2024 - 17:07

"Subventioniert wird nicht der Bauer, sondern der Konsument."
Völliger Nonsens, nachgewiesene Nutznießer dieser mittlerweile abstrusen Subventionspolitik sind die Großbauern, Lebensmittelkonzerne und die Chemieindustrie. Ohne das wir es merken bezahlen wir durch Steuern und Abgaben völlig überzogene Preise für minderwertige Lebensmittel. Das sind die puren Fakten. Die letzten Wochen und Monate haben eindeutig gezeigt was passiert wenn man Gelder aus diesem Subventionstopf in eine ökologischere Richtung umleiten will, dies wird von den Nutznießern massiv abgelehnt. Die Pestizideregelung wurde gekippt genauso wie der Green Deal. Eine von Lobbyisten gesteuerte Politik erreicht immer weniger den Bürger und maximiert die Erlöse der jeweiligen Lobbys

Mi., 07.02.2024 - 17:07 Permalink
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Salto User
Klemens Koessler Sa., 10.02.2024 - 16:10

Antwort auf von Stefan S

Subventionen sind ein legitimes Mittel der Wirtschafts-LENKUNG.
Die Abschaffung der Agrardieselsteuerrückvergütung in Deutschland ist eine Notmaßnahme der deutschen Finanzpolitik zum stopfen des Haushaltslochs und keine Lenkung. Zugleich werden nämlich Biogasanlagen zur Energieproduktion nicht mehr gefördert sondern ein zukünftiges Verbot der Biogasproduktion angekündigt.
Möchte denjenigen kenne der bei derartigen konträren Gesetzen in seinem Beruf nicht demonstriert.

Sa., 10.02.2024 - 16:10 Permalink
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Peter Gasser Mi., 07.02.2024 - 17:48

Zitat: „völlig überzogene Preise für minderwertige Lebensmittel. Das sind die puren Fakten“:
Dass die Lebensmittelpreise für den Konsumenten die Produktionskosten der Erzeuger nicht abdecken, das sollte doch nun schon Allgemeinwissen sein.
.
Versuchen Sie ruhig mal, die neue Regelung für Pflanzenschutzmittel auf das Produkt und nicht den Produzenten anzuwenden, d.h. kein Produkt darf in Europa verkauft werden, das mit in der neuen Regelung verbotenen Pflanzenschutzmitteln hergestellt worden ist. Wenn Sie dem zustimmen, werden Die etwas glaubwürdiger!

Mi., 07.02.2024 - 17:48 Permalink
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Stefan S Mi., 07.02.2024 - 20:45

Antwort auf von Peter Gasser

"Dass die Lebensmittelpreise für den Konsumenten die Produktionskosten der Erzeuger nicht abdecken"
Der Lebensmittelpreis für den Konsumenten setzt sich aus dem Preis an der Supermarktkasse + Steuern + Abgaben (Müllgebühren etc.) zusammen.
Um das zu verdeutlichen
"2021 veröffentlichte Studie der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen) kam unter anderem zu folgenden Ergebnissen:
87 Prozent der Agrarsubventionen sind wettbewerbsverzerrend und schaden der Umwelt oder kleinen Unternehmen. 470 Milliarden US-Dollar der insgesamt jährlich fließenden 540 Milliarden US-Dollar müssten anders eingesetzt werden, um nachhaltig (→ nachhaltige Landwirtschaft) und fair zu sein.
die derzeitigen Agrarsubventionen würden meist über Zölle oder Fördergelder verteilt, die an die Herstellung und den Anbau bestimmter Produkte geknüpft seien. Dies sei ineffizient, verfälsche die Preise, schade der Gesundheit, zerstöre die Umwelt und führe zu Chancenungleichheit (bäuerliche Kleinbetriebe werden benachteiligt, große Agrarkonzerne bevorzugt).
Die Landwirtschaft sei einer der Hauptverursacher der globalen Erwärmung – und leidet unter deren Folgen. Die Klimaziele des Pariser Abkommens (2015) seien mit dem derzeitigen Subventionierungs-System nicht zu erreichen.

Mi., 07.02.2024 - 20:45 Permalink
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Stefan S Mi., 07.02.2024 - 20:51

Antwort auf von Stefan S

Und zum Thema Pestizide aus der gleichen Studie
"Laut der Studie sollten wohlhabende Staaten ihre Subventionen für ihre Fleisch- und Milchindustrie reformieren und arme Staaten ihre Subventionen für Pestizide, für Dünger und für den Anbau von Monokulturen."
Bedeutet nichts anderes, dass Pestizide überwiegend wegen den Monokulturen eingesetzt werden. Das Apfelland Südtirol ist der beste Beweis dafür.

Mi., 07.02.2024 - 20:51 Permalink
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Peter Gasser Do., 08.02.2024 - 13:19

Antwort auf von Stefan S

Ich bitte Sie!
Getreide: Monokulturen & Pestizide (kennen Sie die Bilder aus Kanada, Usa, Ukraine, Russland?
Mais: Monokulturen & Pestizide
Reis: Monokulturen & Pestizide
Avocado: Monokulturen & Pestizide
Tabak: Monokulturen & Pestizide
Baumwolle: Monokulturen & Pestizide
Holz: Monokulturen & Pestizide
Kaffee, Kakao, Tee: Monokulturen & Pestizide & Sklavenarbeit
Gewürze und Parfum: Monokulturen & Pestizide
Gemüse weltweit: Monokulturen & Pestizide & Sklavenarbeit
Palmöl, Speiseöle: Monokulturen & Pestizide
... geht endlos weiter, bei fast allem, was Sie essen und trinken, womit Sie sich kleiden, worin Sie wohnen... sich selbst belügen ändert nichts... die Gesellschaft und der Konsument sind die Sünder.

Do., 08.02.2024 - 13:19 Permalink
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Stefan S Sa., 10.02.2024 - 14:46

Antwort auf von Peter Gasser

"sich selbst belügen ändert nichts."
Ganz schön gewagt Ihre Aussage so aus der ferne und nein ich gehöre bestimmt nicht zu der Gruppe klischeehafter Konsumenten. Klar gibt es auch bei uns im Haushalt noch einige Dinge welche noch umweltfreundlicher zu gestalten wären aber ich werfe bestimmt keine Sachen weg "nur" um ein ökologisches sauberes neues Produkt zu kaufen. Wäre kontraproduktiv.
"geht endlos weiter, bei fast allem,"
Ja schlimm genug die Verdummung des Konsumenten. Aber machen wir ruhig so weiter, die Schmerzen sind noch nicht groß genug für einen Kurswechsel. Im Moment sind noch die Populisten der Besitzstandswarer und Lobbies kräftig am rudern. Dazu zähl ich Sie auch mit dem Argument "Der Konsument ist Schuld"

Sa., 10.02.2024 - 14:46 Permalink
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Peter Gasser Sa., 10.02.2024 - 16:39

Antwort auf von Stefan S

„zählen“ Sie!
mein Anfang:
Wärmepumpe, Solaranlage, Photovoltaik für Heizung und Warmwasser;
kein Trinkwasser in der Flasche kaufen; Marmelade, Saft, teils Obst und Gemüse selber machen, sonst beim Bauern kaufen;
wenn, dann vorwiegend heimisches Fleisch kaufen;
viel selber kochen, möglichst wenig ver- und bearbeitete Lebensmittel;
im Dorfladen einkaufen.

Halten Sie mit?

Sa., 10.02.2024 - 16:39 Permalink
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Stefan S So., 11.02.2024 - 09:06

Antwort auf von Peter Gasser

Herr Gasser, mir geht es nicht um Ihre persönliches Konsumverhalten in Bezug auf CO2 Bilanz und Umweltverträglichkeit sondern um Ihre immer wieder eingebrachte These "Der Verbraucher ist Schuld" Diese These verfängt und dient überwiegend dazu so weiter zu machen wie bisher. Es geht um die verfehlte Subventionspolitik welche in Bezug auf Klimaschutz und Ökologie völlig Ihr Ziel verfehlt.
Und dieser momentane Irrwitz mit der Wärmepumpe unsere Klimabilanz maßgeblich zu verbessern ist gegenüber dem globalen Süden noch nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein.

So., 11.02.2024 - 09:06 Permalink
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Peter Gasser So., 11.02.2024 - 09:46

Antwort auf von Stefan S

(1) Ich habe die Wärmepumpe und die Solaranlage schon vor 10 Jahren eingebaut.
(2) Die Bauern essen ihre Produkte nicht alle selbst, Sie müssen irgendwie selbstkostendeckend das abliefern, was große Ketten Ihnen vorgeben. Damit wird der Druck der Gesellschaft, der Konsumenten umgesetzt.
Um Industriegüter weltweit zu verkaufen, muss im Gegenzug billigst und umweltschädlich und menschenverachtend erzeugte Landwirtschaftsprodukte im Gegenzug abgenommen und importiert werden: ohne Subvention ist die europäische Landwirtschaft damit tot: es ist unsere Gesellschaft, die dies so festlegt, nicht die Landwirtschaft.
(3) Leider will der Konsument, will unsere Gesellschaft vor allem billige Lebensmittel, damit möglichst viel Geld für anderes bleibt, Markenkleidung, Auslands-Urlaub, Auto, Freizeit, Konsum & Spass. Nahrung hat keinen Stellenwert in der Gesellschaft, das ist halt leider so.
.
(4) Ich bin für strenge ökologische Maßnahmen bei der Produktion von Lebensmitteln, die einen Standard für das Produkt festlegen: was diesen Standard nicht einhält, darf nicht in den Verkauf. Daher auch nicht importiert werden, das ist dann aber auch klar.
Was Sie versuchen, ist, dass z.B. der Südtiroler Frächter Fercam nur noch mit Elektro-LKW und auf Zügen transportieren und nur mit heimischen, gut ausgebildeten und bestens bezahlten Fahrern fahren darf, während alle Konkurrenzunternehmen weiter mit Diesel und Billigfahrern arbeiten dürfen: das erwarten Sie jetzt zudem noch freiwillig von der heimischen Landwirtschaft.

So., 11.02.2024 - 09:46 Permalink
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Stefan S Mo., 12.02.2024 - 10:12

Antwort auf von Peter Gasser

"Wärmepumpe und die Solaranlage schon vor 10 Jahren eingebaut."
Gut, wie fällt die Bilanz aus in Bezug auf den Eigenanteil des Stromverbrauchs dafür.
"Damit wird der Druck der Gesellschaft, der Konsumenten umgesetzt."
Auch wenn Sie es ständig wiederholen wird es nicht wahrer, siehe zitierte Studie.
"ist unsere Gesellschaft, die dies so festlegt,"
Welche Gesellschaft? Verbände, Lobbies, Lebensmittelhandel? Und die Landwirte sind auch Teil dieser Gesellschaft.
Die Preisbildung für die Basisprodukte wie Getreide, Milch etc. werden im globalen Handel festgelegt. Und somit sind wir wieder bei meiner zitierten Studie.
"Südtiroler Frächter Fercam"
Das ist Unsinn, hier geht es nicht um einen einzelnen Frächter sondern um die Gesamtausrichtung. Fercam, Gruber, Transco etc. sind alle gleichermaßen betroffen.
https://www.dekra.net/de/abstimmumg-zu-co2-grenzwerten-vertagt/

Mo., 12.02.2024 - 10:12 Permalink
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Peter Gasser Do., 08.02.2024 - 13:12

Antwort auf von Stefan S

Zitat: „Der Lebensmittelpreis für den Konsumenten setzt sich aus dem Preis an der Supermarktkasse + Steuern + Abgaben (Müllgebühren etc.) zusammen“:
krass, die Lebensmittel beginnen in Ihrer Preisgestaltung an der „Supermarktkasse“ - frei nach dem Motto: Kühe sind violett...

Da bleibt man ohne Worte!

Do., 08.02.2024 - 13:12 Permalink
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Klemens Koessler Sa., 10.02.2024 - 16:14

Antwort auf von Stefan S

Gegen Lebensmittelverschwendung würden teure Lebensmittel am Besten helfen, niemand wirft Kostbares weg.
Die Lebensmittel in Europas Geschäften stammen zu einem wesentlichen und immer größer werdenden Teil aus Ländern mit billigen Umwelt und Lohnstandards.

Sa., 10.02.2024 - 16:14 Permalink
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Salto User
wartl Sa., 10.02.2024 - 18:53

Antwort auf von Peter Gasser

Die Preise für die Konsumenten liegen weit über den Preisen, die die Bauern für Milch oder Getreide bekommen. In Südtirol ist der Milchpreis für die Bauern nach den Angaben hier noch erheblich besser als in Ö. (da zahlen die größeren Molkereien nur 29 Cent / Liter, es haben sich einige unabhängige Molkereien etabliert, die etwas besser bezahlen als die von politischen Funktionären dominierten Großmolkereien). Der Anteil des Weizenpreises (1 bis 2 Cent pro Semmel) liegt auch weit unter dem Preis des Endprodukts

Sa., 10.02.2024 - 18:53 Permalink
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Günther Stocker Do., 08.02.2024 - 11:03

Nicht nur die Bauern sollten verstehen, dass es so nicht mehr weiter gehen kann,
auch Hoteliers, Handwerker etc. sollen und müssen rechtzeitig verstehen was anders gemacht werden muss um unsere Zukunft, die Zukunft unserer Kinder abzusichern!
Jeder von uns muss/kann sich ändern!
Änderung ist was positives, die Angst vor Veränderung ist einfach zu besiegen!

Do., 08.02.2024 - 11:03 Permalink
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evikeifl Do., 08.02.2024 - 11:25

Eigentlich sind Bauern ja durchwegs Leute mit Hausverstand und Bodenhaftung und Weitsicht. In der derzeitigen bäuerlichen Massenhysterie scheinen diese Gaben aber völlig abhanden gekommen zu sein. Anders ist es nicht möglich, dass sie zu Hunderttausenden übersehen, woher die Bedrohung für ihre Existenz wirklich kommt, nämlich von einem Klima, das jetzt schon aus den Fugen ist. Und so hatten wir letzte Woche das skurrile Schauspiel, dass die einen Bauer in ganz Europa traktorenstark gegen CO2-einsparende Maßnahmen aufbegehrten, während ihre Kollegen in Katalonien zeitgleich und ebenso traktorenbewehrt von ihrer Regionalregierung Geld forderten, weil die Jahrhunderttrockenheit zu massiven Ernteausfällen führt. In den Medien liest man dazu: „Hart getroffen werden die Landwirte, die ihren (Wasser)-Verbrauch um 80 Prozent reduzieren müssen. Die Viehwirtschaft muss 50, die Industrie 25 Prozent einsparen. Bei Verstößen sind Strafen von bis zu 150’000 Euro vorgesehen.“ https://www.schweizerbauer.ch/politik-wirtschaft/international/wasserno… Katalonien zeigt, was auf uns und auf die Landwirtschaft zukommt und zwar nicht erst in zwanzig Jahren. Also liebe Bauersleute: Hausverstand, Bodenhaftung und Weitsicht schnell wieder einschalten und für das kämpfen, was Eure Existenz und unser aller Ernährungssicherheit WIRKLICH bedroht: Für Maßnahmen, die den völligen Kollaps des Klimas noch einigermaßen aufhalten. Es gibt viele, die in diese Richtung schon aktiv sind, Ihr könnt Euch gerne anschließen!

Do., 08.02.2024 - 11:25 Permalink
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Klemens Koessler Sa., 10.02.2024 - 16:24

Antwort auf von evikeifl

Landwirtschaft emittiert 10% CO² weltweit, Flugverkehr genau soviel. Essen müssen wir, fliegen nicht.
Gegen den Urlaubsflieger zu wettern ist halt nicht so populär. Bei der Landwirtschaft kann man weiternörgeln.
Die Landwirtschaft wandelt sich sehr wohl, was Katalonien anbelangt wissen wir Bauern sehr wohl. 2,5 Grad mehr hat Katalonien seit 1990, Südtirol 2 Grad.
Der Wasserbedarf steigt durch die längere Vegetationsperiode, 3 bis5 Wochen in Südtirol, und die höhere Verdunstung dadurch. In Katolonien kam dann das Ausbleiben des Regens seit einigen Jahren dazu.
Deshalb ist es für alle Südtiroler wichtig alle möglichen Rückhaltebecken zu bauen da die Gletscher diese Aufgabe nicht mehr erfüllen können.

Sa., 10.02.2024 - 16:24 Permalink
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Profil für Benutzer Thomas Benedikter
Thomas Benedikter Do., 08.02.2024 - 12:11

Sie führen eine Fülle von wichtigen Argumenten ins Feld, Stefan S, ich greife nur eines heraus, weil ganz zentral in der Diskussion der Verantwortungsteilung zwischen Landwirten, Konsumentinnen und Politik:
1. (1) Der europäische Konsument kann klimafreundlich erzeugte Produkte kostendeckend kaufen (dann braucht es keine Subventionen).
2."Laut der Studie sollten wohlhabende Staaten ihre Subventionen für ihre Fleisch- und Milchindustrie reformieren und arme Staaten ihre Subventionen für Pestizide, für Dünger und für den Anbau von Monokulturen" (Zitat aus der FAO-Studie).
Beide Feststellungen treffen in gewisser Weise zu. Würden die europäischen Konsumenten einen etwas höheren Anteil ihres Einkommens für umwelt- und klimafreundlich erzeugte Produkte ausgeben (z.B. sich nach den Vorgaben der "planetary health diet" ernähren) könnten viele heute umweltschädliche Subventionen an die Landwirtschaft entfallen. Aus sozialen Gründen sowohl zugunsten der Landwirte als auch dem einkommensschwachen Teil der Bevölkerung müsste ein Teil der EU-Subventionen erhalten bleiben. Somit Zustimmung: die Lebensmittelpreise müssen rauf, vor allem mithilfe von mehr Kostenwahrheit dank CO2-Steuern. Dann kostet das Schweinssteak im Supermarkt nicht mehr 2,50 Euro.
2. Natürlich hat die FAO recht: wie andere Industrieländer muss die EU die Subventionen für die Fleisch- und Milchproduktion dringend herunterfahren, weil sonst die CO2-Reduktionsziele im Agrarbereich nie erreicht werden. Die heute von der EU geförderte Massentierhaltung ist absolut klimaschädlich, ihre Subventionierung kontraproduktiv. Der Rückbau dieser Art von Subventionen geht nur schrittweise, klar, aber die EU-Kommission täte gut daran, den protestierenden Bauern klar zu machen, dass kein Weg drum herum führt. Sonst müsste die EU sofort aufhören, sogar schon für 2040 Klimaneutralität anzupeilen.
Übrigens: aufhören muss auch der subventionierte Export von Agrarprodukten aus der EU zu Dumpingpreisen in ärmere Länder.

Do., 08.02.2024 - 12:11 Permalink
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Martin Daniel Do., 08.02.2024 - 12:35

Der Beitrag zeigt anschaulich einen zu befürchtenden Mechanismus auf: Wenn schon die Politik die Weichen zu wenig in Richtung Zukunft stellt (z.B. nach zaghaftem Abtasten bei Gegenwind sofort zurückrudert) und an ihrer Stelle die Individuen als Konsumenten die Verantwortung ergreifen/ergriffen, bestünde in der Tat die Gefahr, dass ebendiese Politik in die von ihr selbst gewünschten und, ja, von vielen Menschen und der EU eingeforderten Ergebnisse nachträglich korrigierend eingreift. Und zwar indem sie Produzenten, die sich sowohl der moralischen Verantwortung als auch den Marktmechanismen verschließen, Ausgleichszahlungen sichert, um bei gesunkener Nachfrage weitermachen zu können wie bisher. Als Transformationsverweigerungsausgleichsunterstützungen sozusagen. Die Steuerzahler finanzierten in diesem Falle nolens volens über EU, Staat, Land und Bezirksgemeinschaften weiterhin eine weder nachhaltige noch rentable Produktionsweise und würden aufgrund ihres verantwortungsbewussten Umdenkens nochmals zur Kasse gebeten, um die dadurch gänzlich unrentabel gewordenen Betriebe künstlich am Leben zu halten.
Für den Fall hätt ich eine Bitte an die Entscheidungsträger: Bitte besorgt euch die dafür nötigen Mittel nicht durch Kürzungen bei anderen Posten (egal ob Kinderbetreuung, Pflege, Sanität, Denkmalschutz, Präventionsmaßnahmen, Straßenbau o.a.), sondern durch die Einführung einer Sondersteuer zum Erhalt der traditionellen Landwirtschaft, die als solche transparent und explizit kommuniziert wird.
In eine ähnliche Richtung laufende Versuche sind ja schon im Gange: Die Bauern in Kaltern fordern die Umwidmung von Wald (einem Allgemeingut und dem einzigen Klimaschützer in diesem Kontext), um an seiner statt mit Steuerngeldern ein Speicherbecken zu errichten, das dazu dienen soll, die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung klimafit zu machen - nein, nein, Faden verloren, das dazu dient, ihre aktuelle Produktionsweise auch in Zeiten klimabedingter Trockenperioden sicherzustellen. Diesen Speicher der ausschließlichen Nutzung zu landwirtschaften Zwecken vorzubehalten wäre eine logische Folge, hat doch diese ihren Teil zur Notwendigkeit dieses Speicherbeckens beigetragen.

Do., 08.02.2024 - 12:35 Permalink
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Josef Fulterer Do., 08.02.2024 - 19:12

Die 200 Mio. € die den Bauern in Südtirol vorgehalten werden, versanden in der deswegen kostspieligeren Technik + Beton, aber auch Leimburg + in den Bürozügen, um die Beiträge zu verwalten.
Das Methan der Kühe war schon vor 70 Jahren da, allerdings etwas weniger weil noch Getreide für die Bevölkerung angebaut werden sollte.
Die fiebernde Natur wehrt sich gegen die Verprassung vom fossilen Treibstoff, der zuviel CO2 im Klima-Schirm ladet, das Wasser in den Meeren + die Luft darüber aufheizt, die dann zuviel Wasserdampf aufnimmt, der im KLIMA-SCHIRM bis zu 3mal so wirksam wie das CO2 ist.

Do., 08.02.2024 - 19:12 Permalink
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wartl Fr., 09.02.2024 - 19:50

Antwort auf von Josef Fulterer

Das Methan der Kühe ist sowieso ein Lercherlschas gegen die Menge davon, die bei Erschließung und Verarbeitung von Öl- und Gasvorkommen in die Atmosphäre abgelassen wird. Das ebenfalls sehr klimawirksame Lachgas ist erst durch die Massentierhaltung zum Problem geworden. Trotz des höheren Wirkungsfaktors dieser beiden Gase ist das Produkt aus Menge und Wirkungsfaktor immer noch wesentlich kleiner als beim CO2, das sich noch dazu wegen des höheren spezifischen Gewichts in tiefen Lagen (und damit besonders übe den Meeren) anreichert, diese damit aufheizt, womit mehr Wasserdampf entsteht, der beim Abkühlen (bei Kaltlufteinbrüchen oder beim Aufsteigen an Berghängen) heftigere Regengüsse zur Folge hat. Größere Temperaturunterschiede beim Zusammentreffen mit Kaltluft führen auch zu höheren Windgeschwindigkeiten; bei vertikalen Luftströmungen (besonders in Gewittern) zu größerem Hagelrisiko.

Fr., 09.02.2024 - 19:50 Permalink
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Johannes Engl Do., 08.02.2024 - 21:42

Ich sehe bei den Südtiroler Bauern in der Milchwirtschaft nicht die großen Gewinner. Man sollte sie nicht mit den großen Investor-Bauern in den Ebenen Europas in einen Topf werfen. Auch andere Wirtschaftszweige erhalten Subventionen, zum Beispiel der Handwerker für Investitionsgüter. Der Transportbranche wird mit subventioniertem Treibstoff unter die Arme gegriffen. Dann gibt es noch Wohnbauhilfen, 110% Steuerbonus auf Sanierungen...etc.
Alles Steuergelder.
Ich sehe die Milchbauernfamilien zum Großteil um sehr wenig Geld extrem hart arbeiten. Im Nebenerwerb. Reich werden die allermeisten Bauern vom Milchstellen sicher nicht.
Also weg von der Neid-Debatte hin zu einem Schulterschluss zwischen Konsumenten und Bauern.
Wie kann eine funktionierende Direktvermarktung aufgebaut werden?
Wie bringen wir positive Emotionen ins Produkt rein?
Gar einige Familien in Südtirol könnten mehr für Lebensmittel zahlen, wenn sie überzeugt wären, dass damit etwas Positives bewirkt wird.
Ich teile die Auffassung, dass die Subventionen in die Landwirtschaft indirekte Subventionen für die Bevölkerung sind.
In der EU werden die Großbetriebe überproportional absahnen - in Südtirol sehe ich diesen Effekt nicht.
Mit Jammern auf beiden Seiten, Konsumenten wie Bauern, kann der Schulterschluss aber nicht gelingen.

Do., 08.02.2024 - 21:42 Permalink
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Martin Daniel Fr., 09.02.2024 - 08:23

Antwort auf von Johannes Engl

Verzichten Sie bitte auf das Totschlargument Neiddebatte, das seit jeher dazu dient, gesellschaftliche Debatten über Gerechtigkeit und Veränderungsbedarf zu unterdrücken. Zur Verteidigung von steuervermeidenden Superstars wird einem genau dasselbe Schlagwort vor die Füße geknallt, ebenso wenn es um Politikerprivilegien und Günstlingswirtschaft geht. Vielen Dank dafür.

Fr., 09.02.2024 - 08:23 Permalink
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Klemens Riegler Fr., 09.02.2024 - 18:59

Das große Problem kommt auf die Landwirtschaft erst noch zu. Die Demografie und der gesellschaftliche Wandel lässt grüßen. Bereits in wenigen Jahren oder Jahrzehnten wird das was derzeit produziert wird nur mehr in geringeren Menge gebraucht werden. Der Milch- und Fleischkonsum geht jetzt schon zurück. Wenn die Südtiroler Landwirtschaft heute in die Zukunft denkt, dann muss sie jetzt umstellen. Auf biologischen Anbau, Gemüse, Getreide, Früchte (nicht nur Äpfel), von mir aus auch auf gutes und gesundes Fleisch, sofern das der Konsument dann noch wünscht. Und natürlich Import-Stop von Milch & Co. Insomma auf ... gesunde Grundnahrungsmittel (voll subventioniert, egal ob direkt oder über Preisstütze / oder Steuersenkung, damit der Bürger die Produktionspreise auch selbst bezahlen kann) + von mir aus auch Genussmittel für die in Zukunft noch größere und wohlhabendere Bevölkerungsschicht (Nicht Subventioniert).
Ein Bauer muss gut zu Leben haben, und notfalls auch mit Beiträgen für Schneeräumung, Landschaftspflege usw. Er muss aber nicht mit Steuergeld reich gemacht werden. Das wäre oder ist nämlich die Ungerechtigkeit jenen gegenüber die ebenfalls hart arbeiten und echt nicht bis ans Monatsende kommen. Weil die mit ihrem Lohn Miete, Essen & Spesen oder außerordentliche Kosten nicht decken können.

Fr., 09.02.2024 - 18:59 Permalink
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nobody Fr., 09.02.2024 - 20:00

Vor 500 Jahren waren es die unfreien, armen Bauern die für Freiheit gekämpft (und verloren) haben. Heute werden wieder die Kleinen überfahren, in allen Sparten, nicht nur in der Landwirtschaft. Heute heißt der Feind Neoliberalismus, freie Marktwirtschaft, mit vielen Abhängigen und Abgehängten.

Fr., 09.02.2024 - 20:00 Permalink
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wartl Fr., 09.02.2024 - 20:34

Antwort auf von nobody

Im Neoliberalismus wird nur von freier Marktwirtschaft geschwafelt und das Kartell aus Besitzstandswahrern und ihren politischen und medialen Handlangern gemeint. Statt eines freien Handels braucht es einen fairen Handel, der auch die sozialen und ökologischen Herstellbedingungen der Produkte/ Dienstleistungen berücksichtigt. Sonst kommt es unausweichlich zu einer Spirale nach unten mit immer mehr Kindersklaven, Umweltverschmutzung und Arbeitsunfällen. Es ist typisch, welche Parteien sich gegen ein Lieferkettengesetz sperren.

Fr., 09.02.2024 - 20:34 Permalink
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nobody Fr., 09.02.2024 - 20:45

Transformation Herr Benedikter, in allen Bereichen genau so notwendig wie schwierig umzusetzen. Wenn ich dann beim Herunterscrollen die Schneekanone sehe, was glauben Sie, was ich mir dann dabei denke?

Fr., 09.02.2024 - 20:45 Permalink
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Josef Fulterer Fr., 09.02.2024 - 21:48

Wenn nicht alle Veranwortlichen sofort Maßnahmen setzen, um die KLIMA-KRISE abzuwenden, werden sehr große Flächen der Erde landwirtschaftlich nicht mehr benutzbar + nur mit kostspieligen Maßnahmen bewohnbar.
Das wird Migranten-Ströme auslösen, die Alles übertreffen, was die Welt bisher zu verhindern versucht hat + bei denen auch unsere Nachfaren das bittere Migranten-Los erleben werden.

Fr., 09.02.2024 - 21:48 Permalink
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Thomas Benedikter Sa., 10.02.2024 - 13:02

Genau, Nobody, mit den subventionierten Kunstschnee-Kanonen und vielen neuen Speicherbecken im alpinen Grün, die deshalb auf uns zukommen, wären wir bei einem weiteren Thema von fragwürdiger Subventionierung, die nicht zum Klimaschutz passt.
Lukas Zanon rät mir zum Berufswechsel und zum Überdenken meiner Artikel. Ich versuche meistens, vor dem Abfassen von Beiträgen zu denken, das hilft auf jeden Fall. Die hier entstandene lebendige Diskussion freut mich, da lerne ich dazu. Meine Ausbildung als Wirtschaftswissenschaftler hat mir schon geholfen, einige Entwicklungen in der Wirtschaft heute etwas klarer zu sehen, Herr Zanon, auch in der Agrarpolitik. Dabei haben wir in dieser Hinsicht viele Baustellen gar nicht angesprochen, die im Argen liegen: die Rolle der Agroindustrie, die Lebensmittel-Multi mit ihrer übermäßigen Marktmacht, die Tierwohldiskussion, das Übermaß an Bürokratie, das mit den Subventionen zusammenhängt, die neuen Frei-Handelsabkommen der EU, die Dumping-Agrarexporte der EU und und. Aber ein Beitrag hat eben seine Grenzen. Schreiben Sie doch mal, Herr Zanon!

Sa., 10.02.2024 - 13:02 Permalink
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Josef Fulterer So., 11.02.2024 - 06:52

Für die Situation über die sich gegenwärtig Alle aufregen, wurde von den Politikern + den Herscharen von Beamten -e r z w u n g e n!
Auch die Bauern bewegen sich in die Richtung, von der sie besten Erfolg erwarten .
Dabei sind leider im Hamsterrad oder sogar in der Rattenfalle gelandet.

So., 11.02.2024 - 06:52 Permalink