Wirtschaft | Sparkasse

Auge um Auge, Buch um Buch

“Das habe ich mir nicht verdient”, sagt Gerhard Brandstätter. In seinem Buch will der Präsident der Südtiroler Sparkasse mit “falschen Anschuldigungen” aufräumen.

Wer am Dienstag Vormittag Gerhard Brandstätter zuhört, der kann den Eindruck gewinnen, jemanden vor sich zu haben, dem ein unsägliches Unrecht geschehen ist. “Man braucht sich nicht wundern, wenn es auf der Welt so viele Konflikte gibt, wenn man mit menschlichen Beziehungen und Werten so locker, unwürdig und oberflächlich umgeht wie mit mir umgegangen wird”, sagt der Rechtsanwalt und Präsident der Südtiroler Sparkasse und: “Was zu viel ist, ist zu viel”. Er sei ja einiges gewohnt, habe sich immer wieder Anfeindungen und Kritiken ausgesetzt gesehen, “aber das nehme ich nicht mehr hin. Diese oberflächlichen Kritiken habe ich mir nicht verdient.”.

Zu viel ist für Gerhard Brandstätter das, was der Journalist und Autor Christoph Franceschini in seinem vor Weihnachten 2015 erschienenen Buch “Bankomat – Die Millionenverluste der Südtiroler Sparkasse” geschrieben hat. Besser gesagt, das, was zu und über Gerhard Brandstätter als ehemaliger Präsident der Stiftung Sparkasse und jetziger Präsident der Bank geschrieben steht: “So viele Unwahrheiten, dass ich das so nicht stehen lassen konnte”, sagt Brandstätter. Das Ergebnis seiner Empörung über die Veröffentlichung von “Bankomat” präsentierte er am Dienstag Vormittag im Bozner Hotel Laurin: ein Buch, mit dem Titel “Der Lügendetektor”. Kein Anti- oder Gegen-Buch, sondern eine Richtigstellung, betont Brandstätter mehrmals. Zu dieser habe er sich “moralisch verpflichtet” gefühlt, auch seiner Familie, seinen Freunden und seinen Kollegen in Bank und Kanzlei sei er diesen Schritt schuldig gewesen.

Auf knapp hundert Seiten versucht Brandstätter “die Anschuldigungen mir gegenüber, die sich wie ein roter Faden durch das Buch (“Bankomat”, Anm.d.Red.) ziehen” zu widerlegen und “falsche und verleumderische Behauptungen” aufzudecken. An den Wochenenden und “manchmal auch nachts” hat er an seinem Buch geschrieben – “es war kein Vergnügen, sondern eine Pflicht”, sagt Brandstätter.


Schützenhilfe aus der ersten Reihe

“Ich habe sicher viele Fehler gemacht”, gesteht der Sparkasse-Präsident, aber für seinen Einsatz für Stiftung und Bank erfahre er nach wie vor im In- und Ausland “größte Wertschätzung”. Als Beleg dafür erzählt er mehrere Episoden nach, die in “Bankomat” verfälscht dargestellt worden sein sollen und die er in “Der Lügendetektor” ins rechte Licht rücken will.

Zu Hilfe eilen dem Sparkasse-Präsidenten dabei Karl Franz Pichler und Gerhart Gostner. Die erste halbe Stunde der Buchpräsentation im Laurin verbringen der ehemalige Stiftungspräsident und der Rechtsanwalt, der 2004 als Bankpräsident im Gespräch gewesen war, in der ersten Reihe. Neben Nicola Calabrò und Carlo Costa, ihres Zeichens Generaldirektor und Beauftragter Verwalter sowie Vizepräsident der Südtiroler Sparkasse. Dann holt Gerhard Brandstätter Pichler und Gostner zu sich an den Tisch. “Dass sich Präsident Brandstätter ärgert, verstehe ich zu 100 Prozent, ich würde mich auch ärgern”, sagt Pichler. Daher sei es richtig gewesen, dass Brandstätter das Buch geschrieben habe, “Ich hoffe, dass es gleich gelesen wird wie das andere”. “Die Replik war nicht nur richtig, sondern absolut notwendig”, so die Meinung von Anwalt Gostner.


v.l.: Karl Franz Pichler, Carlo Costa, Nicola Calabrò


Fortsetzung folgt?

Angst vor rechtlichen Schritten gegen ihn (die unter anderem der Raetia Verlag und Autor Franceschini bereits angekündigt haben) scheint Autor Brandstätter keine zu haben. Daher nennt er auch Namen (“Das sag ich und wer mich anzeigen will, der soll das tun”), wie jenen von Siegfried Unterberger, ehemaliges Vorstandsmitglied der Sparkasse der Meraner Gruppe. Ihn bezichtigt Brandstätter, “noch eine Rechnung offen” und daher “unwahre und falsche Informationen” geliefert zu haben. Franceschini selbst wirft der Sparkasse-Präsident vor, nicht akkurat genug recherchiert, nicht ausreichend vertieft und analysiert und nicht objektiv geschrieben zu haben.

Der Autor (Christoph Franceschini, Anm.d.Red.), der sich in dem Portal Salto intensiv und auffällig häufig mit Sparkassenthemen befasst (…) sollte sich selber hinterfragen, ob die aufgezeigten Falschmeldungen der Wahrheit, der journalistischen und nicht nur journalistischen Ethik und Objektivität einen guten Dienst erwiesen hat.
(Gerhard Brandstätter in “Der Lügendetektor”, S. 95)

“Manche haben mich gefragt, ob ich die Sache nicht von den Gerichten klären lassen will”, sagt Brandstätter gegen Ende der Präsentation. “Die Gerichte werden das abklären, aber ich will, dass die Öffentlichkeit weiß, was richtig und wahr ist”. Sämtliche Verkaufserlöse aus seinem Buch, das für 5 Euro zu haben ist, will er der Stiftung Sparkasse zukommen lassen, “für soziale Projekte”. Und es könnte sein, dass es eine Fortsetzung gibt: “Material dafür habe ich und vielleicht schreibe ich wenn ich in Pension bin ein Bis.” Mit der Eindringlichkeit und Lautstärke, mit der Brandstätter den Satz sagt, klingt er wie eine Drohung.

Bild
Profil für Benutzer Michael Kerschbaumer
Michael Kerschbaumer Di., 07.06.2016 - 15:55

Hoffentlich kann ich das "Büchlein" bald hinter dem Athesiatresen erstehen. Vielleicht wird es so auch ein Top seller, denn der Preis ist ja sehr entgegenkommend. Cover ist ein bisschen gruselig und erinnert eher an einen Steven King Roman. uuuuuuuhhhuhhh

Di., 07.06.2016 - 15:55 Permalink
Bild
Profil für Benutzer Greta Karlegger
Greta Karlegger Mi., 08.06.2016 - 12:07

Es ist überaus erfreulich, dass jetzt wieder Staub aufgewirbelt wird in der Causa Sparkasse.
Was ich nicht verstehe: Was genau bezweckt Gerhard Brandstätter mit seinem "Lügendetektor"? Es sollte doch in seinem erweiterten Interesse sein, dass die Sache im Sand verläuft. Es ist hinlänglich bekannt, dass Franceschini gut recherchiert. Vielleicht sind in seinem Buch Bankomat ein paar Zahlendreher drin, vielleicht, aber ansonsten denke ich nicht, dass da rechtlich großartig was rauszuholen ist. Von wegen "Verleumdungen" und "glatten Lügen". Und das weiß doch auch Brandstätter. Wer, wenn nicht er? Daher gibt seine Aktion Rätsel auf: Entweder er will Franceschini zeitweilig "lahm legen", um eine andere, noch größere Gaunerei zu verschleiern. Oder aber, er will zum Schriftsteller avancieren, damit er- im Falle des Falles - im Hefen ein lukratives Zubrot hat... ;-)

Mi., 08.06.2016 - 12:07 Permalink