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Deutsche Sprache, neue Sprache

Fake News, rumeiern, wellnessen, facebooken, Flexitarier... Am Mittwoch erscheint der neue Duden – mit 5.000 neuen Wörtern.
Duden 2017
Foto: Duden

Neun von zehn Deutschen kennen ihn. Erstmals erschien er am 7. Juli 1880 unter dem Titel “Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache”. Mittlerweile wird das gelb gebundene Nachschlagwerk nach seinem Verfasser einfach Duden genannt. 27.000 Stichwörter sammelte Konrad Duden Ende des 19. Jahrhunderts auf 187 Seiten und schuf damit die Grundlage einer einheitlichen deutschen Rechtschreibung. 137 Jahre später dürfte der preußische Gymnasiallehrer nicht schlecht staunen. Sein Standardwerk erscheint in zwei Tagen, am 9. August, in 27. Auflage. Fake News, Selfie, Livestream, Darknet, Emoji, Fair Trade, Low Carb, Tablet sind nur einige der Begriffe, die in die neueste Ausgabe aufgenommen wurden.
Insgesamt 5.000 neue Wörter finden sich im aktuellen Duden. Dessen Stichwortverzeichnis umfasst nun 145.000 Stichwörter auf 1.264 Seiten. Mit den neu aufgenommenen Wörtern “trägt das Wörterverzeichnis den jüngsten Entwicklungen im Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache in bewährter Weise Rechnung”, heißt es aus der Duden-Redaktion.

Postfaktisch, Lügenpresse, runterwürgen, verpeilen, futschikato, tindern, Flüchtlingskrise, Veggie, liken, facebooken, entfreunden. Der eine oder die andere dürfte bei dem neuen Duden-Wortschatz die Nase rümpfen. Zumal er um gar einige Anglizismen bereichert wurde. Bereits nach der 26. Ausgabe, die 2013 erschien, hatte der Verein Deutsche Sprache dem Duden den Negativ-Titel “Sprachpanscher des Jahres” verliehen, mit der Begründung es seien “lächerliche Angeber-Anglizismen” aufgenommen worden.
“Wir möchten zeigen, was man mit Sprache alles machen kann – eben nicht nur relativ dröge Wörterbücher”, erklärt die Duden-Redaktionsleiterin Kathrin Kungel-Razum der dpa. Sie sorge sich nicht um die deutsche Sprache, die sie als “anpassungsfähig und stabil” bezeichnet. Und gerade bei technischen Entwicklungen sei der Einfluss aus dem Englischen nun einmal Fakt. Darüber hinaus mache die Duden-Redaktion die Sprache nicht, sondern bilde sie objektiv ab.

Wie aber schaffen es neue Wörter in den Duden-Reigen aufgenommen zu werden? “In den Rechtschreibduden werden Wörter aufgenommen, wenn sie gebräuchlich sind”, sagt Kungel-Razum. “Das heißt: Sie müssen in unserer elektronischen Textsammlung, die mehr als vier Milliarden Wortformen umfasst, häufig vorkommen. Sie müssen dabei aber auch in unterschiedlichen Quellen wie Zeitungen, Büchern etc. nachweisbar sein und über einen gewissen Zeitraum auftreten – es dürfen keine Eintagsfliegen sein. Wenn diese Kriterien erfüllt sind, entscheidet die Duden-Redaktion aus ihrer Erfahrung heraus und nach ihrem Fach- und Weltwissen über die Aufnahme ins Wörterbuch.”