Politik | SVP

Vier Tage Bedenkzeit

Elmar Pichler Rolle will in den nächsten Tagen entscheiden, ob er bei den Parlamentswahlen sein politisches Comeback gibt. Die Weichen dafür sind gestellt.
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Foto: Youtube
Elmar Pichler Rolle ist ruhig und gelassen. „Ich bin am Nachdenken“, sagt der langjährige Bozner Vizebürgermeister am Montag zu salto.bz. Sein Nachdenken gilt der eigenen politischen und beruflichen Zukunft. Der gelernte Journalist, der derzeit im Athesia-Konzern die interne Kommunikation verantwortet, wird in den nächsten vier Tagen darüber entscheiden, ob bei den anstehenden Parlamentswahlen sein politisches Comeback geben wird oder nicht.
Obwohl sich Pichler-Rolle noch nicht aus der Deckung wagt, dürften die Weichen für ein Antreten des ehemaligen SVP-Parteiobmannes bei den SVP-Vorwahlen aber gestellt sein.
 

Die Ausgangslage

 
Die Ausgangslage unterm Edelweiß ist für die anstehenden Parlamentswahlen mehr als günstig. Das neue nationale Wahlgesetz ist der SVP auf den Leib geschneidert. Es ist das Gemeinschaftswerk des scheidenden SVP-Strategen Karl Zeller und des Unterstaatssekretär für Regionalangelegenheiten Gianclaudio Bressa. Bressa erhält zur Belohnung dafür von der Südtiroler SVP-PD-Koalition ein sicheres Rom-Ticket im Senatswahlkreis Bozen-Leifers.
Die SVP wird am 4. März 2018 so viele Parlamentarier nach Rom schicken wie schon lange nicht mehr. Sechs Mandate sind ihr sicher.
Aber auch die SVP kann sich nicht beklagen. Sie wird am 4. März 2018 so viele Parlamentarier nach Rom schicken wie schon lange nicht mehr. Sechs Mandate sind der SVP sicher. Rein wahlarithmetisch ist die Volkspartei im Senat und in der Kammer in den Wahlkreisen West (Meran-Vinschgau) und Ost (Pustertal-Eisacktal) konkurrenzlos. Zudem wird je ein SVP-Kandidat auch in den regionalen Verhältniswahlkreisen sowohl für die Kammer wie auch für den Senat gewählt werden. Das heißt: Sechs Parlamentarier sind der Volkspartei bei den anstehenden Parlamentswahlen sicher.
Es war noch nie so leicht nach Rom zu kommen“, umschreibt ein altgedienter SVP-Funktionär im Hintergrundgespräch mit salto.bz die Ausgangslage unterm Edelweiß, „man muss sich nur bei den Vorwahlen durchsetzen, dann ist das Rennen gelaufen“.
Es ist das Terrain auf dem Elmar Pichler Rolle seine Kandidatur vorbereitet.
 

Die Nominierung

 
Der SVP-Fahrplan sieht vor, dass jeder Kandidat und jede Kandidatin, die bei den Vorwahlen antreten wollen, innerhalb Mittwoch, 10. Jänner von einer Ortsgruppe oder einem Parteigremium nominiert werden muss. Innerhalb Freitag, 12. Jänner müssen die Kandidaten die Nominierungen annehmen oder nicht. Die Vorwahl geht dann neun Tage später am 21. Jänner über die Bühne.
Elmar Pichler Rolle soll bei den Vorwahlen für den Verhältniswahlkreis im Senat antreten. Dafür werden die Kandidaten bei den SVP-Vorwahlen landesweit ermittelt. Fixstarter und eindeutiger Favorit ist dabei der amtierende SVP-Fraktionssprecher im Landtag Dieter Steger. Steger will seine politische Karriere mit dem Wechsel in den römischen Senat krönen. Zudem wurde auch der Leiferer Arbeitnehmer Hans Joachim Dalsass für diese Kandidatur nominiert. Der Arbeitnehmervertreter soll vom Sozialflügel der Partei unterstützt werden.
 
Auch für Elmar Pichler Rolles Nominierung ist bereits gesorgt. Die SVP-Senioren werden ihn am Montag Nachmittag offiziell vorschlagen. „Ich gehe davon aus, dass er als Kandidat von uns nominiert wird“, sagt der Vorsitzende der SVP-Seniorenbewegung Otto von Dellemann zu salto.bz.
 

Das zweite Stechen

 
Damit zeichnet sich die Wiederholung eines Zweikampfes ab. Denn Dieter Steger und Elmar Pichler Rolle haben sich schon einmal ein Stechen um ein hohes parteipolitisches Amt geliefert.
Nach dem Rücktritt von Siegfried Brugger als SVP-Obmann traten beide Bozner SVP-Vertreter um dessen Nachfolge als Parteiobmann an. Pichler Rolle setzte sich am Ende auf der SVP-Landesversammlung am 17. April 2004 im Meraner Kurhaus mit 72 Prozent der Delegiertenstimmen aber deutlich durch.
Doch die politische Karriere verlief danach für beide nicht ohne Brüche.
Dieter Steger, der aus der Landesverwaltung als Direktor in den Verband für Kaufleute und Dienstleister wechselte wurde 2008 in den Landtag gewählt, wo er zum Präsidenten aufstieg. Nach einer Eingabe stellte das Landesgericht im November 2010 aber fest, dass Steger aus Unvereinbarkeitsgründen nicht wählbar war. Im Jänner 2011 schied der SVP-Politiker deshalb aus dem Landtag aus. 2013 wurde Dieter Steger zwar wiedergewählt, der erhoffte Aufstieg in die Landesregierung blieb ihm aber verwehrt. Steger wurde zum SVP-Fraktionssprecher und will jetzt den Wechsel nach Rom wagen.
 
Auch Elmar Pichler Rolle hat eine politische Berg- und Talfahrt hinter sich. Bei den Landtagswahlen 2008 schaffte er zwar mit 24.300 Vorzugsstimmen ein beachtliches Ergebnis, der Weg in die Landesregierung blieb auch ihm aber versperrt. Als SVP-Obmann eher glücklos agierend wurde er im April 2009 von Richard Theiner abgelöst.
Der EX-SVP-Obmann agierte als SVP-Fraktionssprecher und wurde nach dem Wechsel Hans Berger in den römischen Senat 2013 für eine halbes Jahr Landesrat für Urbanistik und Umweltschutz. Im Vorfeld der Landtagswahlen trat er bei den SVP internen Vorwahlen als Gegenkandidat zu Arno Kompatscher um die Listenführung an und unterlag mit 17,6 Prozent deutlich. Die Rechnung bekam Elmar Pichler Rolle dann bei den Landtagswahlen zu spüren. Mit nur 5.132 Vorzugsstimmen verpasste er die Wiederwahl auf der SVP-Liste in den Landtag deutlich.
Elmar Pichler Rolle zog sich daraufhin aus der aktiven Politik zurück und ging zu seinem früheren Arbeitgeber, dem Athesia-Konzern zurück, wo er in den letzten Jahren für die Entwicklung des Skigebietes Schnalstal verantwortlich war.
 


Die Sondierung

 
Vor diesem Hintergrund wird klar, dass die Entscheidung für Elmar Pichler Rolle nicht einfach ist. „Ich bin seit fast vier Jahren nur mehr einfaches Parteimitglied und in keinem Gremium vertreten“, sagt er am Montag. Demnach muss der ehemalige SVP-Obmann in diesen Tagen abklären, ob er noch genügend Unterstützer unterm Edelweiss hat oder nicht.
Elmar Pichler Rolles Kandidatur kommt dabei für viele überraschend. Denn viele Ortsgruppen haben sich bereits auf Dieter Steger festgelegt. „Er ist ein bisschen spät dran“, meint ein Mitglied der SVP-Parteileitung.
Dabei weiß man auch in der Brennerstraße, dass der Journalist und langjährige Platzsprecher beim Bozner Silvesterlauf ein begnadeter Wahlkämpfer ist, der durchaus auch bei den Italienern punkten kann.
SVP intern werden deshalb in diesen Tagen die Telefonleitungen erst richtig heißlaufen.
 

 

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Profil für Benutzer alfred frei
alfred frei Mo., 08.01.2018 - 17:35

Elmar Pichler Rolle könnte in Südtirol besser aufgehoben sein und zwar im Bereich der Medienvielfalt sowie der urbanistischen Gesetzgebung im Kampf gegen Monopolstellungen und Immobilienspekulationen, oder nicht ?

Mo., 08.01.2018 - 17:35 Permalink