Politik | Geschichte

Hunderte zeigen Faschisten-Gruß

Aufmarsch neofaschistisch Gesinnter in Rom bei einer Gedenkveranstaltung: „Armes Italien“, kommentiert PD-Senator Luigi Spagnolli den Vorfall.
Saluto Romano a Roma
Foto: Lorenzo Tosa/Facebook
  • Am Sonntagabend versammelten sich Hunderte Menschen in Rom bei einer Gedenkveranstaltung und zeigten den Faschisten-Gruß (“saluto romano”). Die Videos der Veranstaltung sorgen im Internet für Aufregung: Linke Gruppen und die Opposition verurteilen die neofaschistische Versammlung. 

  • Luigi Spagnolli: „In Italien hingegen sind wir immer noch Zeugen von offensichtlichen Demonstrationen der Nostalgie für den Faschismus.“ Foto: Othmar Seehauser

    „Ich teile die Kritik voll und ganz. Vor allem nachdem ich gestern das NS-Dokumentationszentrum in München besucht habe, ein vierstöckiges Museum, in dem die Deutschen institutionell mit ihren Fehlern und Schandtaten während der Nazi-Diktatur abrechnen“, erklärt der Südtiroler PD-Senator Luigi Spagnolli gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.

    „Sie tun dies in Bayern, wo sie nicht gerade links sind. In Italien hingegen sind wir immer noch Zeugen von offensichtlichen Demonstrationen der Nostalgie für den Faschismus durch Anhänger der derzeitigen Landes- und bald auch der Provinzregierung in Anwesenheit von institutionellen Persönlichkeiten: Gestern waren nämlich mehrere regionale und parlamentarische Abgeordnete bei Acca Larentia. In Deutschland sind sie verboten, hier (wo sie es auch wären) finden sie am helllichten Tag statt. Armes Italien“, sagt Spagnolli.

  • Die sogenannten Acca-Larentia-Morde fanden am 7. Januar 1978  in der Via Acca Larentia statt, als Linksterroristen zwei junge Neofaschisten erschossen, ein dritter starb später. Seitdem finden jährlich Gedenkfeiern vor dem ehemaligen Sitz des Movimento Sociale Italiano (MSI), einer von Faschisten und Mussolini-Getreuen gegründete Bewegung, statt. Auch der Präsident der Region Latium, Francesco Rocca, hatte wenige Stunden vor der neofaschistischen Versammmlung am selben Ort an einer offiziellen Gedenkveranstaltung teilgenommen. 

    Neben Spagnolli äußerten sich weitere PD-Funktionäre, etwa die Vorsitzende Elly Schlein. „Rom, 7. Januar 2024. Und es fühlt sich an wie 1924. Was passiert ist, ist nicht akzeptabel“, erklärt sie in den sozialen Medien und fodert die Regierung von Giorgia Meloni zu Maßnahmen gegen solche Vorfälle auf.

     

    Auch Landtagsabgeordneter Sven Knoll der Südtiroler Freiheit bezeichnet die Vorfälle in Rom in einer Presseaussendung als „schockierend, zumal politische Vertreter teilgenommen haben“ und mahnt, dass die SVP mit ihrer Koalition „diese Leute und diese Ideologie“ in die Regierung holen. “Süd-Tirol hat leidvoll erfahren müssen, was Faschismus und Nationalsozialismus angerichtet haben und darf die Augen vor diesen Entwicklungen nicht verschließen.“ heißt es in der Aussendung weiter. 

     

    Update: Dieser Artikel wurde um 15:40 mit den Aussagen Sven Knolls überarbeitet.

     

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Salto User
Cicero Mo., 08.01.2024 - 16:34

Da kommt einem die sprichwörtliche Galle hoch. Leider sehen wir hier das Ergebnis einer nicht vollzogene Beschäftigung mit der eigenen Vergangenheit. In Italien wird der Faschismus viel zu oft noch als kurze politische Verirrung abgetan, nach dem Motto "War zwar nicht schön, aber ging ja eigentlich schnell vorbei und die wirklich schlimmen Dingen haben ja die Deutschen gemacht. Und am Ende waren wir eh alle Partisanen und im Widerstand." Solange die schmerzhafte Aufarbeitung der eigenen Geschichte zwischen 1919 und 1945 nicht angegangen wird und Faschismus Devotionalien als Gag an jedem drittklassigen Kiosk erhältlich sind, werden sich diese Bilder immer wieder wiederholen.

Mo., 08.01.2024 - 16:34 Permalink
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Josef Ruffa Mo., 08.01.2024 - 16:54

Wenn sich der fratello d’Italia Herr Marco Galateo nicht öffentlich eindeutig distanziert und die SVP das duldet…melde ich mich nochmals.

Übrigens…schweigen ist in diesem Fall mehr als ein Armutszeugnis.

Mo., 08.01.2024 - 16:54 Permalink
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Am Pere Mo., 08.01.2024 - 20:31

HIC PATRIAE FINES SISTE SIGNA // HINC CETEROS EXCOLVIMVS LINGVA LEGIBVS ARTIBVS

Aber nein, das sind ja alles nette Leute und das war alles früher. Und wir haben ja Arno, unseren Garanten. Und überhaupt, die nächste Förderung. Und man hat uns versprochen, dass.

Und. Und. Und. Und dann?

Mo., 08.01.2024 - 20:31 Permalink
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Am Pere Mo., 08.01.2024 - 23:17

Antwort auf von G. P.

Ist doch alles kein Problem, unsere VOLKSpartei weiß was das Beste für uns ist. Hat auch genügend Vertrauen in der Bevölkerung erhalten, die sinkenden Wahlergebnisse folgen schließlich einem europäischen Trend. Hat Reformer Arno gesagt, der zuerst mit dem Linken Renzi und dem lokalen PD koalierte, dann mit der Lega und als Steigerung mit den Marschierern.
Am 25. April werden wir nicht für die Befreiung aufstehen, sondern mit verzerrter Miene irgendwo rumstehen (Arno’s Gesicht seit Jahren, entweder er grinst oder er schaut drein wie 3 Tage Regenwetter) und dann, im Sommer, kommt das Highlight: Fußball-EM. Kaum gewinnt ITA, werden die Autokorsos Bozen und nicht nur bevölkern, Anarchie wird kurz ausbrechen und am Ende erklären uns unsere VOLKSvertreter, dass das alles nur Jungs waren, die mal abfeiern wollten. Dazwischen wird in Stücken die deutsche Sprache eingeschränkt (passiert jetzt schon, gehen Sie mal in den Noitech-Park) und das schwarze Hemd wird salonfähig schön geredet - im Übrigen das einzige, das AK kann.
Und das alles für ein paar Förderungen für Athesia und die Bauernschaft und der generellen Angst der Bauern, dass alles was ungefähr Links ist, auch gleich Grün ist. Prost Mahlzeit.

Mo., 08.01.2024 - 23:17 Permalink
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Salto User
Günther Alois … Di., 09.01.2024 - 07:19

La Russa meint,diese Aktion der Schwarzhemden( Faschisten) sei rechtlich legitim? Kennt er das Verbot der erhobenen Hand a Roma nicht???? Meloni verurteilt diese Aktion auch NICHT,laut Rai NEWS gestern!? Herr Kompatscher da haben sie sich " wahre" FRATELLI A in die Regierung geholt.Warum nehmen sie zu diesem Faschistenmarsch zu ROM nicht Stellung? Angst dass die Koalition platzt und Neuwahlen kommen? Das wissen sie,dann wären sie augenblicklich weg vom Fenster.

Di., 09.01.2024 - 07:19 Permalink
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Salto User
Günther Alois … Mi., 10.01.2024 - 08:31

Antwort auf von Manfred Klotz

Das dürfte auch unser " fratelli" Landeshauptmann Kompatscher kennen! Warum hat er so lange gewartet bis er ein lächerlichers Statement zu diesem Thema abgegeben hat,glaubt ihm doch kein Mensch! Er will nur noch die 5 Jährchen rumbringen und NEGATIV in die Geschichte Südtirols eingehen,denn er wird sehr schnell merken wie er sich reinlegen hat lassen SHAME!

Mi., 10.01.2024 - 08:31 Permalink
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Katja Renzler Di., 09.01.2024 - 08:41

Liebe SVP,

da müssen wir uns selbst und den Wähler*innen jetzt aber schon GAAANZ dicke Augenbinden überziehen, um das geflissentlich übersehen zu können, oder?

Erschreckend, besonders, wenn man bedenkt, dass bis jetzt in allen anderen deutschsprachigen Ländern noch jede Partei eine kommende Koalition mit den extremen rechten Populisten (ich gendere hier absichtlich nicht, Kickl und von Storch mögen das ja nicht!) ausgeschlossen hat.

Südtirol, vertreten durch eine "Sammelpartei" (keine Ahnung, wen oder was die einsammeln; vereint jedenfalls durch den absoluten Willen zum Machterhalt), nimmt europaweit eine unrühmliche Vorreiterrolle ein.

Mögen alle Apologet*innen eines Kompatschers, der sich nur als das "Opfer" der Umstände geriert, und sich jetzt ausgerechnet als Garant aufspielt, die kommenden Jahre ohne Augenbinde verbringen.

So viel fremdschämen geht leider nicht, wie nötig wäre.

Saluti non romani! /s

Di., 09.01.2024 - 08:41 Permalink
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Arne Saknussemm Mi., 10.01.2024 - 09:02

Spätestens jetzt wird einem bewußt, was es bedeutet eine Meloni an der Regierung zu haben.
Alle, die dieser schwarzen Drecksideologie angehören fühlen sich immer sicherer.
Die wenigen Linken, die es noch gibt, werden sich warm anziehen müssen!

Mi., 10.01.2024 - 09:02 Permalink