Gesellschaft | Migration

Integration, eine Frage der Sprache?

Funktioniert Integration an deutschsprachigen Schulen besser als an italienischsprachigen? Der Unternehmer Endi Reci meint Ja. Diese Meinung teilt jedoch nicht jeder.
Schule
Foto: Pexels/Thirdman
  • Endi Reci hat eine klare Meinung. Der Brixner SVP-Listenkandidat und Unternehmer mit albanischen Wurzeln ist überzeugt davon, dass Integration an deutschen Schulen besser funktioniert als an italienischen: „Ich habe zwei Jahre lang eine italienische Schule besucht. Den Rest meiner Ausbildung habe ich an deutschen Schulen verbracht. Ich habe definitiv einen Unterschied gemerkt.“ Reci glaubt, dass es an deutschen Schulen weniger Migranten gibt als an Italienischen. „An den deutschen Schulen war ich immer der einzige mit ausländischen Wurzeln“, erklärt er. Wenn mehrere Schüler mit Migrationshintergrund in derselben Klasse seien, so würden diese eine eigene Gruppe bilden und sich wenig mit den Einheimischen abgeben. Wenn man hingegen allein als „Ausländer“ in einer Klasse sei, so wäre man fast schon irgendwie gezwungen sich bei den Einheimischen zu integrieren, meint Reci. Der Brixner habe außerdem das Gefühl, dass Lehrer an deutschsprachigen Schulen strikter seien. „Italienische Lehrer sind zwar sicher viel offener, verhaltensmäßig lernt man an den deutschen Schulen jedoch bestimmt mehr.“

     

    „Ich habe definitiv einen Unterschied gemerkt.“

     

    Recis These zur Anzahl von Kindern mit Migrationshintergrund an italienischen Bildungseinrichtungen lässt sich bestätigen. Laut einer ASTAT-Studie aus dem Jahr 2023 lebt die „ausländische“ Bevölkerung vorzugweise in den Städten. Dementsprechend höher als auf dem Land, wo deutsche oder ladinische Kindergärten und Schulen überwiegen, ist auch der Anteil an den schulischen Einrichtungen mit italienischer Unterrichtssprache 

    Aus dem Jahresbericht der Südtiroler Sprachzentren geht hervor, dass sich Stand 02.10.2023 65.374 Schülerinnen und Schüler an deutschen Bildungseinrichtungen (Kindergärten, Grund-, Mittel, Ober- und Berufsschulen) befanden. Davon hatten 6.019 eine ausländische Staatsbürgerschaft. Das entspricht 9,2 Prozent. Von den etwa 6.000 Schülern sind 2.747 nicht im Inland geboren. Anders sieht es hingegen bei den italienischen Bildungsstätten aus: Hier kamen auf 22.516 Schüler aller Einrichtungen 5.304 Besucher ohne italienische Staatsbürgerschaft. Es handelt sich hierbei um 23,6 Prozent. Von den Nicht-Staatsbürgern, wurden 2.327 im Ausland geboren. 

  • Im Verhältnis: An italienischen Schulen und Kindergärten gibt es deutlich mehr Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund als an jenen mit deutscher Unterrichtssprache. Foto: SALTO
  • Was die Meinung Recis bezüglich der Integration an den Schulen angeht, ist Inge Niederfriniger von den Sprachenzentren der Pädagogischen Abteilung nicht einverstanden: „Die Aussage ist viel zu allgemein. Ob Integration und Inklusion funktioniert, hängt von ganz vielen Faktoren ab und lässt sich nicht anhand der Sprache der Schule feststellen.“ Diese Faktoren seien Niederfriniger zufolge zum Beispiel ob ein gutes Konzept für Inklusion an der Schule vorhanden ist, ob die Lehrpersonen offen und bereit sind eine inklusive Bildung zu leben, wo sich die Schule befindet, ob die Schule im Territorium mit Diensten, Gemeinden, Vereinen und ähnlichen gut vernetzt ist und so weiter. „Natürlich spielt auch die Verteilung und Anzahl der Kinder mit Migrationshintergrund in den Klassen eine Rolle. Es handelt sich hierbei jedoch nur um einen weiteren Faktor“, erläutert die Leiterin der Sprachenzentren. 

  • Endi Reci: Der Brixner besuchte sowohl deutsch- als auch italienischsprachige Schulen. Foto: Facebook/Südtiroler Volkspartei Brixen

    Reci ist aber auch der Meinung, dass Integration nicht nur an Schulen oder Bildungseinrichtungen stattfindet: „Außerhalb der Schulen geschieht integrationstechnisch sicherlich viel. Ich persönlich habe auch diese Erfahrung gemacht.“ Vor allem der Sport, Reci spielt seit seinem siebten Lebensjahr Fußball beim SSV Brixen, habe ihm geholfen sich zu integrieren. „Vielleicht hatte ich es auch etwas einfacher, da ich hier geboren bin. Zu Hause wurde bei uns aber immer nur albanisch gesprochen.“ Auf die Frage, ob sich Menschen mit Migrationshintergrund also für Sport und Vereine interessieren sollten, Antwortet der Unternehmer mit einem klaren Ja. Er selbst empfehle Neuankömmlingen immer, sich in Vereinen zu beteiligen. „Dort wird das Zusammenleben einfach gefördert“. 

    Gute Integration zeichne sich Reci zufolge durch Respekt und Akzeptanz für andere Kulturen aus. „Sich in eine andere Kultur hineinleben und etwas über diese wissen, das ist gute Integration,“ meint er. 

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G. P. Do., 08.02.2024 - 11:11

Da hat sich wohl ein Fehler eingeschlichen, das widerspricht sich:
"Reci glaubt, dass es an deutschen Schulen mehr Migranten gäbe als an Italienischen. An den deutschen Schulen war ich immer der einzige mit ausländischen Wurzeln, erklärt er."

Do., 08.02.2024 - 11:11 Permalink
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Salto User
nobody Fr., 09.02.2024 - 20:55

Integration funktioniert besser, wenn in Klassen und Schulen nicht zu viele fremdsprachige Kinder sind. Außerdem rotten sich eher die Jungen zusammen, die Mädchen bemühen sich mehr um Integration und sind meist auch fleißiger und daher auch erfolgreicher. Wahrscheinlich spielt auch das Elternhaus eine große Rolle und wie integriert und respektiert sich diese in Südtirol fühlen.

Fr., 09.02.2024 - 20:55 Permalink