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„Als er gewann, kamen mir die Tränen“

Heribert Mayr, der Jugendtrainer von Jannik Sinner, über die die ersten Anfänge, die jüngsten Erfolge des Tennisstars und einen möglichen Platz 1 in der Weltrangliste.
Sinner
Foto: Sposito/FITP
  • Der Brunecker Heribert Mayr, Tennislehrer bei Tennis Center Südtirol, war der Trainer unter dem sich Jannik Sinner die ersten Male die Tennisschuhe anschnürte. Das ist nun schon einige Zeit her, Mayr begann Sinner zu trainieren als dieser 7-8 Jahre alt war, bis er mit 13 wieder weiterzog. Inzwischen ist der Sextner schon beinah zur Sportlegende aufgestiegen, vor allem nach seinen Erfolgen beim Australian Open und dem ATP Rotterdam und den damit einhergehenden Aufstieg auf den dritten Platz der ATP-Weltrangliste.

    SALTO: Sinner hat heuer schon seinen ersten Grand Slam Titel feiern können, gewann auch die ATP-Rotterdam, ist jetzt Nummer 3 der Weltrangliste und hat heute das erste Spiel beim Indian Wells Open. Was für ein Gefühl ist es für Sie, das zu hören? 

    Heribert Mayr: Ich bin nervös und aufgeregt. Das ist wohl was Natürliches, wenn ein ehemaliger Schüler von dir es bis an die Weltspitze schafft. Du fieberst mit, du hältst die Daumen und sagst bei jedem Fehler, den er macht „Ah, Scheiße“. Entschuldige für den Ausdruck (lacht). Als er den Grand Slam gewann, kamen mir sogar die Tränen.

    Sie kennen ihn seit Kindertagen, hätten Sie sich so was jemals vorstellen können?

    Dass er es weit bringt und ein guter Spieler wird, das habe ich mir vorgestellt. Aber so weit? Auf keinen Fall. Es muss einfach alles zusammenpassen. Er kam in die richtigen Hände. Über mich zu Sartori und dann zu Piatti [zwei Tennistrainer, Anm. d. Red.]. Das ist ein Kreislauf, ein Zahnrad, wo sich jedes Rädchen einfügen muss, sonst kommt es nicht soweit. Im Kopf war er immer stark, zuhause wurde er nie unter Druck gesetzt. Ich habe eine „Mordsfreude“ mit ihm.

    Zeichnete ihn also immer schon der Kopf aus?

    Ja, er hatte von klein auf einen Kopf, eine Spielübersicht. Er hat den Ball fast immer richtig gespielt, er hat im richtigen Moment das Richtige getan, man musste ihm kaum was sagen.

  • A long time ago: Und nun ist Jannik Sinner die Nummer 3 der Tenniswelt Foto: Heribert Mayr
  • „Das ist ein Kreislauf, ein Zahnrad, wo sich jedes Rädchen einfügen muss, sonst kommt es nicht soweit.“

    Gibt es noch etwas, das er ausbauen könnte beziehungsweise nicht so beherrscht?

    Wenn er von Verletzungen verschont bleibt, wird er die Nummer 1 werden. Sicherlich kann man sich immer verbessern, aber das wird er auch.

    Gibt es noch einen besondere Erinnerung aus dem Trainingstagen mit ihm?

    Nach dem Training nahm er den Schläger mit heim, um damit das Licht ein- und auszuschalten. Was ich noch weiß, er hatte immer ziemlich Heimweh. Ein bisschen wundert es mich deswegen, dass Jannik all die Stationen durchgehalten hat. Weg von zuhause, nur noch italienisch reden, das ist für einen jungen Bub aus Sexten nicht einfach.

    Hören Sie ihn noch öfter?

    Leider habe ich seine jetzige Telefonnummer nicht. Alex Vittur gab sie mir nicht, aber ich bettle auch nicht. Nach den Australian Open habe ich Alex geschrieben, dass er ihn herzlich grüßen soll. Ich hoffe, dass man mal was essen gehen kann, wenn er wieder hier ist und ein bisschen Zeit hat. Die Zeit ist einfach oft zu kurz.

    „Es wird ein Kampf zwischen Sinner, Alcaraz und Rune werden.“

    Gab es im Tennis Center Südtirol einen regen Zuwachs in den letzten Jahren?

    Also nicht den Zuwachs, den man sich vielleicht erwartet hätte, zumindest bei uns nicht. Es gab durchaus einige Erwachsene, die aufgrund der Begeisterung wieder begannen zu spielen. Man könnte aber nicht sagen, das wir viel mehr Kinder hätten als vor drei-vier Jahren.

    Sitzen Sie heute um 20.00 Uhr wieder gebannt vor dem TV?

    Auf alle Fälle, das lasse ich mir nicht entgehen. Ich würde jetzt nicht nachts eigens dafür aufstehen. Aber wenn die Uhrzeit passt, schaue ich immer. Da fiebere ich total mit. Andere natürlich auch, aber wenn man jemanden auch sechs Jahre trainiert hat, fiebert man noch mehr mit und ärgert sich, wenn er einen Ball verschlägt.

    Wird Jannik Sinner also in der Zukunft Nummer 1?

    In zwei Jahren kann er das schon schaffen. Ewig wird Djokovic nicht mehr spielen. Es wird ein Kampf zwischen Sinner, Alcaraz und Rune werden.

    Die neuen großen Drei im Tennis?

    Von mir aus gesehen schon, aber ich will mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Verletzungen sind ein großes Thema. Da muss immer alles zusammenstimmen.

  • Indian Wells

    Heute um 20.00 Uhr geht es für Jannik Sinner wieder weiter: sein erster Gegner bei den Indian Wells Open ist der Australier Thanasi Kokkinakis im 32stel. Es besteht die Möglichkeit, dass der Sextner zur Nummer 2 in der ATP-Weltrangliste aufsteigt.

    Nummer 2 wird er, wenn er:

    • Den Titel holt
    • Finalist ist, Alcaraz aber nicht
    • Das Halbfinale erreicht und Alcaraz nicht über das Viertelfinale hinauskommt
    • Im Viertel- oder Achtelfinale verliert, Alcaraz das Halbfinale nicht erreicht und Medvedev den Titel nicht gewinnt
    • Er in den ersten beiden Runden ausscheidet, Alcaraz höchstens das Achtelfinale erreicht und Medvedev den Titel nicht gewinnt
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Profil für Benutzer Hartmuth Staffler
Hartmuth Staffler So., 10.03.2024 - 13:55

Mir kommen beinahe die Tränen, wenn ich daran denke, wie ein junger Bub nur wegen der Pläne der ehrgeizigen Eltern geopfert wurde. Er kann ja nichts dafür, und außer Tennisspielen kann er auch nichts, was seine Eltern zu verantworten haben.

So., 10.03.2024 - 13:55 Permalink
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Salto User
Manfred Gasser So., 10.03.2024 - 16:01

Antwort auf von Hartmuth Staffler

Und das wissen Sie jetzt genau woher, Harti? Hat Ihnen vielleicht Jannik Sinner erzählt, dass er Tennis hasst, nur von seinem Eltern gezwungen wurde und wird? Oder dass er einfach nur Tennis spielt, weil er sonst nichts kann? Ihre Kommentar ist einfach nur traurig, verletzend für Sinner und seine Familie, und zeigt, wessen Geistes Kind Sie sind.

So., 10.03.2024 - 16:01 Permalink