salto.music | Markus Olsacher

Inneres Reisen

Anfang Dezember ist mit „Naked Guitar” ein rein instrumentales Gitarren-Album erschienen. An den sechs Saiten: Der Brunecker Musiker Markus Olsacher.
Markus Olsacher: „Naked Guitar”
Foto: Sophie Mayr
Markus Olsacher: „Naked Guitar”
Seit langem in den unterschiedlichsten Formationen im Pustertaler Raum unterwegs: Markus Olsacher legt mit „Naked Guitar” nun sein musikalisches Herzstück vor. Foto: Sophie Mayr
 

Markus Olsacher ist Gitarrist, spielt seit dreißig Jahren, war in den Neunzigern Teil der damals pulsierenden Brunecker/Pustertaler Szene und ist nach wie vor live unterwegs: solo, aber auch in Bands wie der Gypsy-Jazz-Formation Triolè und der Swing Fabrik, die sich dem Repertoire von Django Reinhardt stellt. Zwischen den Blues-, Funk-, Rock-Anfängen in den Neunzigern und den aktuellen Gypsy-Jazz-Aktivitäten, hat sich Olsacher zunehmend mit dem Fingerstyle beschäftigt, einer sehr offenen Spieltechnik auf der (vornehmlich) akustischen Gitarre. Wenn man diesbezüglich einen Namen nennen möchte, der auch für Olsacher relevant ist, dann wäre das der Australier Tommy Emmanuel, der aktuell die Speerspitze in diesem Bereich sein mag.

Anfang Dezember ist nun sein Album „Naked Guitar” erschienen, digital, aber auch als CD. „Naked Guitar” enthält elf von Olsachers Stücken, die die Vielfältigkeit der akustischen Gitarre vorführt.

„Ballade für Ruth”, das erste Stück, ist eine ruhige Ballade und der perfekte Opener für das Album, das sich wie eine Zugreise entwickelt, bei der man unterschiedliche Landschaften vorbeiziehen sieht, die ihr Gesicht verändern, ineinander übergehen aber gleichzeitig Teile eines Ganzen sind.

Die Gitarre ist sehr präsent, man hört die Stahlsaiten als säße man in der ersten Reihe und dieser Umstand fordert eine Aufmerksamkeit ein, die es möglich macht, auch melodisch nicht ganz so einfachen Stücken wie „Sturm” zu folgen.

Es sind vor allem die „stilfreien” Balladen, die dieses Album zu einem empfehlenswerten Stück Musik machen.

Wenn das Album ab Track Nummer 3 („Guitar Crazy“) bisweilen auch etwas leichter – sprich zugänglicher – wird, weil es wie im unterhaltsamen, grovigen „Terra” oder im ruhigen „Blue Finger” bluesige Territorien aufsucht, oder jazzig swingt wie in „Sketches Of You”, so sind es vor allem die „stilfreien” Balladen, die dieses Album zu einem empfehlenswerten Stück Musik machen: Von der erwähnten „Ballade für Ruth”˛ über „August Night” und „Walking With Tosca” bis hin zum abschließenden „Atem”. Es sind dies die Stücke, die auf dieser inneren Reise die wirkungsvollsten Bilder wecken.

Entspannte Gelassenheit, Offenheit und eine gewisse Ruhe, das mögen die Voraussetzungen sein, bei denen dieses Album wohl seine beste Wirkung erzielt. Wer's eilig hat ist hier im falschen Flieger.

 
Zeigt die Vielfältigkeit des Fingerstyle: „Naked Guitar”, das erste Solo-Album von Markus Olsacher.
Zeigt die Vielfältigkeit des Fingerstyle: „Naked Guitar”, das erste Solo-Album von Markus Olsacher. Foto/Grafik: Sophie Mayr
 

„Naked Guitar”, aufgenommen und produziert von Kurt Oberhllenzer, ist zu finden auf Spotify, YouTube-Music und, als CD, im „More Than Music Shop” am Graben in Bruneck und natürlich direkt bei Markus Olsacher.

Vor etwas mehr als einem Jahr war Markus Olsacher Gast im Podcast von Marc Perin, der selbst Fingerstyle-Gitarrist ist. In diesem über einstündigen Gespräch erfährt man unter anderem einiges über den Zugang von Olsacher zur Musik und was ihn eigentlich dazu bewegt hat, sich intensiv mit Fingerstyle zu beschäftigen, was letztlich zu diesem Album geführt hat: https://youtu.be/J8Q1f2K_KUA.

Ein Interview zum aktuellen Album „Naked Guitar” ist an diesem Donnerstag, 12. Jänner 2023, ab 20.30 Uhr, bei Radio Freier Fall (RAI Südtirol) zu hören.

 
Elf Songs, allesamt instrumental: „Naked Guitar” ist Anfang Dezember 2022 digital und als CD erschienen.
Elf Songs, allesamt instrumental: „Naked Guitar” ist Anfang Dezember 2022 digital und als CD erschienen. Foto: Sophie Mayr