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Politik | Klimaneutralität

Südtirol nicht auf Kurs

-7% CO2e Emissionen seit 2010, also rund -0,5% CO2e im Jahr.Hochgerechnet bis 2030 würde das bedeuten, dass nur – 4% CO2e geschafft würden.Auch wenn die Energiewende Fahrt aufnimmt, ist das von -55%, wie vom Klimaplan bis 2030 vorgesehen, etwas weit entfernt.
Hinweis: Dieser Artikel ist ein Beitrag der Community und spiegelt nicht notwendigerweise die Meinung der SALTO-Redaktion wider.
Die Entwicklung der CO2-Emissionen in Südtirol 2010-2019
Foto: EURAC
  • Ganz aktuelle Daten zum Stand der Treibhausgas-Emissionen bei Wärme, Industrie und Verkehr (unberücksichtigt sind Landnutzung und Landwirtschaft, die 17% der Gesamt-CO2-Emissionen beitragen) liefert das mit dem Monitoring beauftrage EURAC-Institut Climate Change. 2019 machten den Löwenanteil immer noch der fossil betriebene Verkehr (58%), der Methangasverbrauch für die Gebäudewärme (27%) und in der Industrie (15%) aus.

    Für den Kurs Richtung Klimaneutralität 2040 somit entscheidend die Entwicklung beim Verkehr. Seit 10 Jahren ist zwar ein leicht rückläufiger Trend erkennbar. Doch wenn in 6 Jahren (2030) -55% gegenüber 2019 erreicht werden sollten, muss das Reduktionstempo ungefähr verachtfacht werden. Bescheidener formuliert: wenn der Klimaplan die Treibhausgasemissionen des konventionell betriebenen Schwerverkehrs jeder Art im Land um -35% bis 2035 und um -100% bis 2037 senken will, müssen viel schärfere Regeln greifen. In die Gegenrichtung gehen die Vorstellungen der Handelskammer Bozen und der Frächterverbände, die den Schwerlastverkehr auf der A22 sogar noch ausbauen wollen, ganz als wäre der Klimaplan 2040 nur Schall und Rauch.

    Dasselbe Bild beim motorisierten Individualverkehr, der laut Klimaplan bis 2037 um -40% sinken soll. Um jährlich bis 2037 etwa -3% Rückgang zu schaffen, müsste eigentlich sofort begonnen werden. Nicht zu schaffen ist das aber mit ungebremster Tourismuswerbung, Großevents und zu geringen Treibstoffkosten, was die gefahrenen Personenkilometer und Gästezahlen noch erhöht und die Verlagerung der Anreisen vom Auto auf die Bahn unterläuft.

    Wertvolle Erkenntnisse zur Reduzierung der Emissionen aus dem Verkehr liefert dabei die Analyse der Fahrzeugflotte (EURAC-Institut Climate Change). Die klimafreundliche Verkehrswende wird nur gelingen, wenn – neben dem dezidierten Ausbau des ÖPNV und der Fahrradmobilität – rasch mehr E-Fahrzeuge angeschafft werden. 2022 waren 457.467 Fahrzeuge in Südtirol gemeldet, wenn man aus dem gesamten KFZ-Bestand (etwa 630.000) die Fahrzeuge der Autovermieter herausrechnet. Reine Stromer waren davon nur 0,8%, Hybrid- und E-Autos zusammengenommen nur 3%. Die Elektrifizierung der Kfz muss somit gewaltig an Fahrt aufnehmen, wenn man die CO2-Reduktionsziele erreichen will. Oft wird dabei vergessen, dass man sich bis zum 31.12.2034 noch einen Benzin- oder Diesel-PKW zulegen kann, die dann immer noch im Schnitt 15 Jahre im Betrieb sein werden. Bei den LKW war die Lage 2022 noch dramatischer: ganze 153 Fahrzeuge von 40.653 waren elektrisch betrieben, bei den Bussen 30 von 1172. Im Klartext: wenn bei der Umrüstung des Südtiroler Fahrzeugbestands nicht rasch ein Gang zugelegt wird, rücken die Klimaziele des Landes in weite Ferne.

    Bei der Gebäudeheizung als Emissionsquelle sieht es in Südtirol etwas besser aus. Seit 2010 ist ein rückläufiger Trend der CO2e Emissionen erkennbar. Vor allem weil seit 2010 der Gasverbrauch deutlich abgenommen hat, sind diese Emissionen 2010-2019 um -26% gesunken. Daten für 2023 liegen noch nicht vor, doch ist klar: wenn bis 2030 -55% Emissionen gegenüber 2019 erreicht werden sollen, muss der Rhythmus bei der Heizungswende hin zu erneuerbaren Energien und Energieeinsparung mehr als verdoppelt werden. 

    Welche Erkenntnisse hat das Klimamonitoring der EURAC beim Ausbau der erneuerbaren Energie und bei der Stromerzeugung erbracht? Vorausgeschickt: Südtirol erzeugt zwar mehr als doppelt so viel Strom als es verbraucht, bezieht aber aufgrund der Produktionsschwankungen bei der Wasserkraft immer noch viel Strom aus dem nationalen Stromverbund mit dem italienischen Strommix, der sich nur zu 35% aus erneuerbarer Energie speist. Auch die Kraft-Wärmekopplung ist 2021 mit 512 GWh immer noch wesentlich höher als die PV-Stromerzeugung im Land. Laut Klimaplan soll die installierte PV-Leistung von heute etwa 300 MW bis 2030 um 400 MW zunehmen und bis 2037 um weitere 400 MW. Für diese bescheidenen Ausbauziele muss das Land mehr Geld an Fördermitteln in die Hand nehmen. Besorgniserregend ist jedoch ein anderer Aspekt. Bis 2030 soll der Stromverbrauch um -20% abnehmen, um auf Kurs zu bleiben. Dieser ist seit 2018 laut EURAC unvermindert hoch, steigt mit mehr elektrischen Autos und Heizungen sogar tendenziell an.

    Geht man von den jetzt gelieferten Daten des EURAC-Monitorings aus, hat die 2019 vom Land Südtirol eingeläutete Nachhaltigkeitsstrategie noch nicht richtig gegriffen. Wenn die Gesamtemissionen (ohne Landwirtschaft) weiterhin nur um -0,5% CO2e im Jahr sinken, wird die Klimaneutralität nicht einmal zur Jahrhundertmitte erreicht. Das Land muss in der Klimapolitik nicht nur einen Zahn zulegen, sondern auch klären, wie verbindlich die Ziele und Zwischenziele sind und in welchem Maß sie von allen Akteuren umgesetzt werden müssen.

     

     

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Salto User
wartl Sa., 09.03.2024 - 19:23

In Ö. sieht es leider auch nicht besser aus. Den Gesetzesentwurf der zuständigen Ministerin Gewessler (Grüne) zur verpflichtenden Festlegung von klimarelevanten Schritten hat ihre Kollegin Edtstadler (VP) von der Vorlage bei der EU-Kommission aus Rücksicht auf die Geldgeber ihrer Partei (in Ö. finden heuer Parlamentswahlen statt) zurückgezogen, Ö. droht damit ein Vertragsverletzungsverfahren. FP (ganz offen) und VP (in letzter realpolitischer Konsequenz) bekämpfen Maßnahmen gegen den Klimawandel und werden leider (so es sich mit Schützenhilfe der medialen Huren für die Reichen - vulgo Trottoirblätter - ausgeht) die nächste Regierung bilden.

Sa., 09.03.2024 - 19:23 Permalink
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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer Sa., 09.03.2024 - 21:48

Das Klima lässt sich von den Politikern, mit ihren weisen Sprüchen + der von Vortäuschung von Lösungen nicht verändern.
Die viel zu hohe Verschwendung von fossiler Energie, ist mit dem dadurch entstehenden CO2 (mit dem Gaspedal im Auto zu vergleichen) die Ursache für die zu hohe Rückstrahlung der Wärme aus dem Klima-Schirm.
Zuviel Wärme bedeutet "zunehmend" wärmere Luft, die "zunehmend" mehr Wasser in Form von unsichtbaren Wasserdampf aufnimmt, der im Klima-Schirm bis zu 3 x Mal so wirksam ist, wie das gefürchtete CO2.
Die Politiker erreichen mit ihren fiesen Tricks + den öfters mit allerlei "politischen Wohltaten, die Opposition gekauft-" oder überstimmt wird, bei den physikalischen Gesetzen 0,000!!!

Sa., 09.03.2024 - 21:48 Permalink
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Salto User
wartl So., 10.03.2024 - 18:59

Antwort auf von Josef Fulterer

Stimmt - und sie denken, dass die Bevölkerung das nicht spitzkriegt. Sie sind auch oft erschreckend ahnungslos (so wie sich Österreichs Kanzler Nehammer als geistiges Nackerpatzerl blamiert hat mit seinen "e-fuel" - Illusionen unter Missachtung der thermodynanischen Erkenntnisse von Clausius und Clapeyron), etwa mit den feuchten Träumen, mittels verringerter Sonneneinstrahlung via Spiegeln im Weltraum oder via sulfathaltiger Aerosole in der Stratosphäre aus der Problematik der Treibhauseffekte herauszukommen. Ähnlichen Unfug hatten im vorigen Jahrzehnt die Blauen in Ö. verzapft, als sie in der parlamentarischen Anfrage zu den "Chemtrails" (beliebte rechte Verschwörungserzählung) unterstellten, das seien Aluplättchen zur Reflexion des Sonnenlichts oder Bariumsalzlösungen zur Bindung von Kohlendioxid.
Ohne Ausstieg aus der kapitalistischen Wachstumslogik fahren wir die Zukunft der Menschheit an die Wand.

So., 10.03.2024 - 18:59 Permalink
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Profil für Benutzer Josef Fulterer
Josef Fulterer Di., 12.03.2024 - 06:50

Das Wetter im derzeit auslaufenden Winter löst die Befürchtung aus, dass der gefürchtete Kipp-Punkt: "zu stark erwärmtes Wasser in den Meeren, Seeen und Flüssen + in der Folge, auch die Luft-Temperatur darüber" bereits überschritten ist.
In Zukunft werden:
# die punktuelle Starkregen die gefürchteten Überflutungen von Siedlungen + Ländereien,
# die Muhren-Abgänge,
# die Bergstürze, in Folge der Auflösung vom Phermafrost,
# die gefürchteten Gewitter mit vermehrten Entladungen in Richtung Erde (Entzündung von Gebeäuden + Wäldern),
# die kastastrophale Schmelzung der Gletscher am Nord- + Südpool,
# in der Folge, die Überflutung großer Städte + weiter Küstenländereien,
# die Änderungen bei den Meeres-Stömungen,
die auf der Welt lebenden Menschen "erheblich stören" + zur Flucht aus den überfuteten Städten + Ländern zwingen.

Di., 12.03.2024 - 06:50 Permalink